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Donnerstag, 25. April 2013

Fussball Bayern München Pep Guardiola Fehleinkauf


Das oben ist die Grafik (des Passpiels) des modernen, erfolgreichen Fussballs, praktiziert von Bayern München, Borussia Dortmund und tendenziell auch von Real Madrid.
Und das (unten) ist die Grafik des Fussballs von gestern, das Spiel des FC Barcelona und der spanischen Nationalmannschaft der letzten Jahre.

Montag, 11. Juni 2012

Der Fussball braucht eine spielerisch-taktische Revolution

Fussball ist langweilig.
Ein neuer Beweis für diese Tatsache waren die bisherigen Spiele der Fussballeuropameisterschaft, eines der wichtigsten Schaufenster dieser Sportart. Schon fast schmerzhaft langweilig war das Spiel der beiden europäischen Topmannschaften - eben: Frankreich und England. "Standfussball in Perfektion", ätzt der Tagi zurecht.
Sogar der Trainer-Clown Gilbert Gress im EM-Studio des Schwiezer Fernsehens findet's nur noch „langweilig“. Schiedsrichter Chef Bertolini ist „fast eingeschlafen“ und Arno Del Curto, der Eishockeytrainer, bringt es auf den Punkt: „Einfach schlecht.“

Sonntag, 22. August 2010

"Die geheime Verbindung zwischen Kriminalität und Sport"


Am 2. Juli 1994 wurde Andrés Escobar vor einer Bar in Medellín mit sechs Schüssen getötet. Wenige Tage zuvor hatte der 27-jährige Verteidiger im 2. Vorrundenspiel der Fussballweltmeisterschaft in den USA ein Eigentor geschossen.
Es ist schon viel geschrieben worden über die Geschichte des tragischen Fussballstars, der einst (1989) auch bei den Young Boys in der Schweiz spielte. Jetzt gibt es einen neuen, offenbar ganz besonders faszinierenden Film, der spannene Zusammenhänge zeigt: "The Two Escobars." Die (indirekte) Verbindung zwischen dem Fussballstar Andres und dem Drogenkönig Pablo Escobar, auch wenn die beiden trotz gleichen Familiennamens nicht verwandt waren. Der Film zeigt die Zusammenhänge zwischen der organisierten Kriminalität, dem Sport und dem Nationalismus am Beispiel Kolumbiens.
Der US-Sportsender hat den Film der Brüder Michael (rechts) and Jeffrey Zimbalist (links) (Bild oben ESPN) während der Fussball-WM in Südafrika ein erstes Mal ausgestrahlt. Erneut zu sehen ist er bei ESPN am 10. und 17. Oktober. "A must-see".

Hier ist der offizielle ESPN-Trailer.



Die Homepage der ESPN-Sendung "30for30" bietet weitere Infos udn Videos zum Thema (es braucht 12 Sekunden Geduld, bis der Werbevorspann vorbei ist):



Das neue Film-Magazin von Al-Jazeera "The Faboulous Picture Show" geht auch ausführlich auf den neuen Film ein. Insbesondere zeigt sie auch eine Podiumsveranstaltung mit den beiden Filmemachern Zimbalist:


Uebrigens, auch sehenswert die ausführliche Reportage des briischen fernseh-Autors Richard Sanders "The Own Goal". Zu finden hier.

Dienstag, 1. Juni 2010

UP-DATE: Arte: "Die FIFA und das Geld"


Eigentlich eine Toilettengeschichte: Die Karikatur des südafrikanischen Magazins "Daily Voice" zu Sepp Blatters Anspruch, das Badezimmer seiner Suite im Luxushotel in Johannesburg im "afrikansichen Stil" umzugestalten. (Via Transparency in Sport). Da Bild ist nicht ganz neu, aber wenigstens ein kleiner Trost für den enttäuschenden Fussball-Südafrika-Themenabend auf Arte.

Mini-Protokoll:
19. 00 Uhr: Vorfreude auf den Fussball-Abend à la Arte (ab 2015): Politisch.
Im Mittelpunkt: Andrew Jennings und seine Recherchen rund um die FIFA. Vieles davon steht schon in seinem Buch "Foul", aber der Film bringt auch Neues, Aktuelles (22.30 Uhr: Leider, nein. Nichts Neues). Arte-Trailer siehe ganz unten.

21.50 Uhr:  Enttäuschung. Arte hat heute den alten Film von Andrew Jennings von 2006 nocheinmal gezeigt. Wer aktuelleres zur FIFA-Südafrikageschichte erfahren will, der muss sich die Studie des Institutes for Security Studies "Player and Referee" herunterladen.

22.10 Uhr:  Zur Aktualisierung schiebt Arte noch ein "10 Fragen an Andrew Jennings" nach. Die Überinszenierung des On-Camera-Vortrags des FIFA-Kritikers in einer Kirche gefährdet die Glaubwürdigkeit der an sich so wichtigen Informationen. Ich empfehle, die brisante Sammlung der FIFA-Unverschämtheiten auf Jennings Homepage "Transparency in Sport" nachzulesen.

Nachtrag 23.30 Uhr: Arte hätte wohl besser den Film "Fahrenheit 2010" des Südafrikaners Craig Tanner gezeigt. Dieser offenbar sehr kritische Film (Trailer grad anschliessend) wird von den südafrikanischen TV-Anstalten boykottiert. Man will es mit der FIFA nicht verderben. "Unser Job ist es, die WM zu promoten und alles zu bekämpfen, was als negativ empfunden werden könnte," sagte  Kaiser Kganyago, der Sprecher der öffentlich-rechtlichen SABC, gegenüber der Wochenzeitung Mail & Guardian. "Voet-Sepp" könnte dem braven Lobbyisten eigentlich ein Ticket schenken. Er hat ja soviele übrig (siehe Artikel Süddeutsche heute).





Hier der Trailer zum Arte-Themenabend mit einem Vorfilm, der ganz okay war.



Im Sinne der Kontrast-Pflege kann man sich auch noch einmal "Die Sportlounge" von SF gestern abend antun: hier.

Donnerstag, 27. Mai 2010

Pseudo-Empörung über Alex Frei. Oder: "Steuervermeidung": ein überfälliges Thema.


Liebe Anita Fetz,

hast Du das wirklich gesagt? Oder zitiert Dich Blick am Abend (BamA) in seinem Artikel "Freis freche Bitte" (nach einer Steuererleichterung)  wieder einmal falsch?: "Steuerentlastungen sind für Leute mit kleinen Löhnen." Oder übst Du Dich jetzt auch in der neusten PR-Strategie von Militärminister Maurer, der Provokation. Ich fühle mich jedenfalls provoziert.

Ich habe bisher wahrgenommen, dass in der Schweiz vor allem die Leute mit den grossen Löhnen und den grossen Vermögen entlastet werden. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?
Weltweit stiftet die Schweiz Reiche zu dem an, was man dort Steuerhinterziehung oder Steuerbetrug nennt. Nicht nur böse Banker, Wirtschaftsprüfer oder spezialisierte Agenturen machen sich der Beihilfe zu diesem (dort) kriminellen Tatbestand schuldig, es sind auch staatliche, kantonale Behörden, die offiziell mit dem Euphemismus "Steueroptimierung" werben.

Diese Beihilfe zum Steuerbetrug hat der Schweiz in den letzten Monaten die grössten Schwierigkeiten eingebrockt. Wir stehen international am Pranger. Kein Wunder: Weil die Reichen ihre Gelder in Offshore-Zentren wie die Cayman Inseln oder die Schweiz schleusen oder Grossfirmen wie die Ölskandal-Firma Transocean ihren Holdingsitz zwecks Steuervermeidung oder - hinterziehung in die Schweiz verlegen, fehlen in der Staatskasse der USA jährlich 100 Milliarden US-Dollar, in der EU gar 200 Milliarden Euro. Rund 1000 Milliarden Dollar fliessen illegal aus der "Dritten Welt" in die Offshore-Oasen, ein mehrfaches dessen, was diese Länder an Entwicklungshilfegeldern von den reichen Nationen erhalten. Aktuellstes Beispiel: Seit Beginn des Jahres haben reiche Griechen rund 10 Milliarden Euro in die Schweiz transferiert.

Dein Parteikollege Jean Ziegler prangert diese Ungeheuerlichkeiten seit Jahren an. Heute ist er kein einsamer Ankläger mehr. US-Präsident Obama hat gleich nach seinem Amtsantritt die Steuervermeidung via Offshore-Oasen offiziell ins Visier genommen. Die aktuellen Schwierigkeiten der Schweiz mit den USA wegen der UBS sind eine erste Ahnung dessen, was uns droht. Noch geht es "nur" um  Fluchtkapital von Privatpersonen, bald dürfte die Schweiz aber auch wegen den amerikanischen Multis, die ihre Holdingzentralen in die Schweiz verlegt haben, ins Fadenkreuz der US-Finanzbehörden geraten. 

Das Geschäft mit der Steuervermeidung ist in der Schweiz aber bekanntlich nicht auf ausländische Reiche beschränkt. "Steuerwettbewerb" gilt ja auch in der Schweiz als marktfördernd. Die Kantone übervorteilen sich gegenseitig und jagen sich "die guten Steuerzahler" ab. Wer in der Schweiz reich ist und den normalen Steuersatz bezahlt, wie das ein normaler Mittelständler tun muss, ist selber Schuld.

Deshalb kann ich nicht verstehen, warum Du Dich für das nötige Alibi-Zitat zur Legitimierung der Pseudo-Empörung des BamA hergibst. Warum soll unser Alex nicht die gleichen Privilegien in Anspruch nehmen dürfen, wie Boris Becker, Michael Schumacher oder Roger Federer? Bekanntlich ist unser Roger, der Stolz der Nation,  nicht nur wegen der schönen Aussicht auf den Zürichsee nach Wollerau gezogen.

Statt Dich über Alex Freis Dreistigkeit mitzuempören, könntest Du vielleicht von Amtes wegen einmal ausrechnen lassen, wieviel Geld den Schweizer Staatskassen pro Jahr  wegen des ruinösen Steuerwettbewerbs der Kantone und Gemeinden verloren gehen.

Vielleicht könntest Du - als Gegenleistung für Deine heutige Dienstleistung als Zitatgeberin - den Blick dazu bringen, eine Story zu machen, die aufzeigt, dass Steuergeschenke, wie sie Alex Frei jetzt im Sinne der Gleichbehandlung mit anderen Reichen einfordert, zulasten derjenigen Steuerzahler gehen, die bisher schon den normalen, hohen Steuersatz bezahlt haben.

Die Steuergelder, die Roger Federer in Oberwil seit 2008 nicht mehr bezahlt, fehlen in der Gemeindekasse. Oberwil hat genau zwei Möglichkeiten: Entweder weniger Geld ausgeben, in dem sie zum Beispiel keinen Mittagstisch für Kinder berufstätiger Mütter einführt, oder die Steuern erhöhen, bei denen, die bleiben. In guten Zeiten ist das vielleicht nicht unbedingt nötig. Wie wir aktuell erleben, ist der Ruf nach Steuererhöhungen in einer Krise fast unvermeidlich.

Für die Oberwiler ist es ein schwacher Trost zu beobachten, dass auch die Normal-Steuerzahlenden in den Steuerflüchtlingsgemeinden nicht wirklich profitieren. Grund: Vielleicht sinkt der Steuerfuss ein wenig, dafür aber können sie sich, dank in die Höhe getriebener Boden- und Immobilienpreise, die Wohnungsmieten nicht mehr leisten. Mit neuen staatlichen Eingriffen versuchen diese Gemeinden, weniger reiche Familien im Dorf zu halten und eine "gesunde Durchmischung" ihrer Bevölkerung zu erhalten. Aktuellstes Beispiel ist Meggen am Vierwaldstättersee ("Villenort kämpft für zahlbare Mieten"). Dasselbe Problem hat auch die Neu-Federer-Gemeinde Wollerau.

Auch die Mär stimmt nicht wirklich, dass die steuerbegünstigten Reichen das bei den Steuern eingesparte Geld in der Schweiz für Anderes ausgeben, so dass dieses Geld in der Schweizer Volkswirtschaft bleibt. Bekanntlich sind die Reichen meist sehr mobil und geben einen  grossen Teil ihres Geldes im Ausland aus.

Auch ich höre das Argument, es sei besser, wenn Roger Federer wenigsten in der Schweiz bleibe. "Ohne diese Steuererleichterungen müsste (!!) er nach Monaco auswandern." Von Federer persönlich haben wir dieses Argument zum Glück nie gehört. Denn das würde ihn neben dem Steuer-Optimierer (- Vermeider, - Hinterzieher? - Betrüger?) auch noch zum Erpresser machen.

Natürlich teile ich Deinen Ärger, dass Reiche steuerlich bevorteilt werden. Auch ich empfinde Alex Freis "Bitte" um Steuererleichterung dreist, aber was bringt die Story ausser dem Blick eine hübsche Schlagzeile und Dir eine wahlstrategisch zwiespältige Medienpräsenz? Wirst Du jetzt das Problem der Steuererleichterungen für die Reichen und den nationalen und internationalen Steuerwettbewerb konkret forcieren und es zum Beispiel zu einem der Schwerpunkte Deiner Wahlkampagne machen?

Noch was, Anita: Hast Du den Artikel nicht gegenlesen dürfen? Hast Du Dich nicht gegen die zwei schnoddrig-effekthascherigen Unterstellungen am Schluss des Artikels wehren können: Basel ist keine "Steuerhölle", schon gar nicht für die Reichen, denn auch bei uns erhalten Reiche spezielle Steuervergünstigungen. Und Alex Frei ist bei seiner Rückkehr aus Dortmund in den Kanton Baselland (nach Binningen) gezogen, nicht weil er die "Steuerhölle" Basel fürchtete, er ist in den Kanton zurückgekehrt, in dem er aufgewachsen ist (in Aesch) und aus dem er seinerzeit nach Frankreich ausgezogen ist.

Nichts für ungut, Anita, aber ich fürchte, Du hast Dich vom Blick für eine Pseudo-Story missbrauchen lassen. Oder hast Du etwa wohlkalkuliert mitgespielt mit dem Ziel, das überfällige Thema "Steuerentlastung", "Steuervermeidung", "Steuerwettbewerb", usw., auf diesem Weg doch endlich auf die öffentliche Traktandenliste zu bringen? Dann ziehe ich den Hut.

Herzliche Grüsse

A.M.

Montag, 24. Mai 2010

"Journalismus" Schweiz 2010

Bild: Crédit Suisse

Über SI Online stosse ich auf ein "Interview in drei Folgen" mit Roger Federer. Mit vielen auch privaten Aussagen des wichtigsten Schweizer Sportlers aller Zeiten. Ich weiss jetzt zum Beispiel, dass bei Federers "überall etwas Spielzeug" herumliegt. Autor, respektive Interviewer, ist der "Head Publications" der Crédit Suisse, Daniel Huber. Erschienen ist das Interview im eMagazine der CS. Es ist ein Produkt der PR-Abteilung der Schweizer Grossbank, die seit November 2009 "Partner" von Roger Federer ist.

Mein erster Reflex ist negativ: "So weit ist es also gekommen mit unserem Journalismus."
Doch mein zweiter Gedanke ist nüchterer: "Eigentlich ist das nur ehrlich und konsequent."

"Unabhängige" Federer-Interviews gibt es spätesten seit der Übernahme der Vermarktung des "Produkts Federer" durch die IMG nicht mehr.
Die Sportreporter der "unabhängigen" Medien kennen die Spielregeln. Sie würden es nie wagen, etwas über Roger Federer zu veröffentlichen, das ihm und seinen PR-Strategen missfällt. Sie würden riskieren, bald nicht mehr zum erlauchten Kreis derer zu gehören, die über den Superstar aus der Schweiz berichten dürfen. Ihre Chance, jemals ein exklusives Interveiw mit Roger Federer zu erhalten, das heute schon höchst theoretisch ist, würde auf Null sinken. Ihre Aussicht, von ihrem Chefredaktor weiterhin  mit der Federer-Berichterstattung betraut zu werden, wäre dahin und damit neben dem Redaktions-internen Renommee auch das Privileg der zahlreichen, attraktiven Auslandreisen.

Und wenn ich das CS-Interview mit den Federer-Stories vergleiche, die in den letzten Monaten in den "unabhängigen" Medien erschienen sind, dann muss ich anerkennen: das Interview des Sponsors ist reichhaltiger. Es bietet mehr als die üblichen Interviews. Es befriedigt das Bedürfnis der Leser mit etwas Privatem, mit viel Smaltalk und einfach simpler Bewunderung.

Für uns Journis ist das natürlich ein Frust. Und für die Medienhäuser müsste es ein Alarmzeichen sein. Für ein reines Bewunderungsinterview - und viel mehr wollen die Federer-Fans auch nicht lesen - braucht es keinen "unabhängigen" Jounalismus. Das kann der PR-Chef eines Sponsors mindestens so gut, wenn nicht besser. Er hat den Zugang zu Federer und kann sich die USP "Exklusiv" sichern wann immer er will.

Dem Leser ist's egal, woher die "Informationen" stammen. Zur Not kann er sie auch einordnen. Er weiss, dass das Interview von Federers Sponsor kommt und deshalb wohl unkritisch ist. Es ist ihm egal, er kann das zumindest einordnen.
Sogar wenn der Leser SEHR kritisch ist, wird er das Interveiw des Sponsors als eher positiv empfinden, denn hier wird wenigstens mit offenen Karten gespielt. Es wird ihm nicht der pseudo-Anspruch der "Unabhängigkeit" vorgegaukelt.

Freitag, 2. April 2010

Blog-Tipp: Unprofessional Foul

Auf die Gefahr, bei echten Fussball-Fans Wasser in den Rhein zu tragen, möchte ich heute für einmal auf einen Fussballblog hinweisen: Unprofessional Foul.
Einiges finde ich bemerkenswert an dem Blog:
Neben allerlei Geschichten rund um die Aktualität aus der britischen Fussballszene - was mich persönlich weniger interessiert -, bringt Unprofessional Foul (UF) immer wieder spannende Geschichten aus dem sportpolitischen Umfeld:
Zum Beispiel zur Fussball-WM in Südafrika. Zuletzt die Geschichte "FIFA... They'll Even Unermin Your Own Sovereignty", welche sich kritisch mit der Steuerbefreiung der FIFA und ihrer Partner bei der Vermarktung in Südafrika befasst.
Oder die Story über die vorübergehende "Entfernung" der Bettler aus Kapstadt in eine spezielle Siedlung (Camp) 20 Kilometer ausserhalb der Stadt, damit die auswärtigen Fans ja keinen "schlechten Eindruck" von Südafrika erhalten: "At Least They Are Putting Their Own into Camps".

Auch eher speziell: UF ist eine US-amerikanische Site. Die Macher sind Amerikaner.
Die USA ist eines der wenigen Länder, in denen der Fussball nicht die dominierende Sportart ist. Jedenfalls nicht im Bereich Männerfussball. Anders ist das bei den Frauen. Überhaupt ist Fussball de facto auch in den USA eine Massensportart. Sehr häufig wird an Colleges und in immer mehr Hinterhöfen und Parks gespielt. Nicht zuletzt die vielen Zuwanderer aus Europa, Afrika und vor allem aus Lateinamerika infiltrieren die amefrikanische Gesellschaft mit Fussball.
Häufig sind es auch Intellektuellen-Kreise, die angefressene Fussball- ("Soccer"-) Fans sind. Sie verfolgen insbesondere den britischen Fussball, und sind dabei immer mehr  nicht nur auf die europäischen Programme angewiesen, die sie über Satelliten empfangen. Auch die amerikanischen Sportkanäle FSC, FSP und ESPN übertragen immer häufiger Fussball (vor allem) aus Europa.

Die Fussball WM 1994 in den USA hat zwar nicht den erhofften Boom in Amerika gebracht, aber der weltweit grösste Sportanlass  (man sagt offiziell zwar: "... zusammen mit den Olympischen Spielen wichtigster ...") gewinnt jetzt definitiv auch in den USA an (kommerzieller) Bedeutung, wie UF in einem der jüngsten Blog-Post zufrieden konstatiert:

"Es ist toll festzustellen, dass Fussball jetzt auch zum Mainstream in der TV-Kultur geworden ist. Weil FSC, FSP und ESPN Fussball jetzt ernst nehmen (oder ernster als früher), ist es heute unmöglich, das Welt-Spiel zu verpassen." "Und weil die zunehmende Fokussierung auf den besten Fussball (den europäischen; Contextlink) und nicht auf das amerikanische Produkt (Major League Soccer/MSL), gehen die (amerikanischen) Zuschauer mit mehr Fachwissen in die diesjährige Weltmeisterschaft als je zuvor."

Untrügliches Zeichen auch für Unprofessional Foul, dass Fussball/Soccer jetzt auch in den USA ankommt, ist die Bedeutung, die US-amerikanische Grosskonzerne/Marken, dem Anlass WM2010 in Südafrika geben: Von Budweiser über Coca Cola/Powerade bis McDonalds, die alle Hauptsponsoren der FIFA sind. (Dazu aber mehr in einem späteren Blog. Hoffentlich).

Die Macher von UF ziehen es vor, anonym zu bleiben. Es gibt weder ein Impressum, noch ein "About Us". Doch auf meine Zuschrift an die Kontaktadresse habe ich prompte und sehr sympathische Antwort erhalten. Sie hätten "mit der Idee rumgespielt", die Anonymität aufzugeben, schreibt mir einer der Editors, aber zu den UF-Leuten gehörten auch Juristen, die dies nicht wollten, und dafür könne er sie nicht kritisieren. Auch ich nicht. Die Texte sprechen für sich.

Contextlink wird jedenfalls Unprofessional Foul auch als Quelle für spannende Stories verwenden.

Freitag, 26. März 2010

Fussball. Der Fall Stocker: Eine verpasste Chance


Der Sport könnte in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle spielen: als Vorbild und Wertevermittler. Wiedereinmal hat er eine Chance verpasst, diese Rolle wahrzunehmen.

Jeder Trainer, jeder Sportler und jeder Fan hat Verständnis dafür, dass ein junger Spieler wie Valentin Stocker - von seinen Gegenspielern ständig drangsaliert und provoziert - so ausrasten kann, wie dies in St.Gallen letzte Woche zu sehen war. Aber alle wissen auch, dass seine Racheaktion trotzdem nicht tolerierbar war und damit bestraft werden müsste.

Ich kann die Kommunikationspolitik des FC Basel nicht verstehen. Bei allem Verständnis für das Bemühung, sich in der Öffentlichkeit schützend vor seinen Jungstar zu stellen: Es ist objektiv falsch, unglaubwürdig und schädlich für den Sport. (Ich bin mir im übrigen fast sicher, dass FCB-intern schon jemand ein sehr ernstes Wort mit dem jungen Mann gesprochen hat.)

Statt die objektiven und offensichtlichen Tatsachen (siehe SF-Video)  zu beschönigen oder gar zu leugnen, hätte der FCB und Valentin Stocker sogar jede Menge Punkte buchen können, für sich selbst und den Sport insgesamt.

So hätte das laufen können/müssen:

Trainer Fink hätte sich den jungen Spieler nach dem St. Gallen-Spiel zur Brust nehmen müssen: So nie mehr, Junge, du schadest der Mannschaft und Dir selbst.
Vielleicht hätte sich der Jungstar dann im nächsten Match gar nicht mehr zu dem üblen Foul an FCZ-Stahel hinreissen lassen. Aber spätestens nach diesem Foul hätte der Trainer sofort reagieren müssen und als öffentliches Zeichen seinen Schützling auswechseln müssen.

Der FCB-Vorstand hätte aufgrund einer Empfehlung des Trainers den Spieler Stocker unabhängig vom Urteil des für 2 Spiele sperren und den Spieler persönlich vor die Medien schicken müssen mit einer doppelten Auftrag:
  • Seine Sanktionierung durch den Verein selbst bekannt zu geben und gut zu heissen  
  • und sich öffentlich für sein Fehlverhalten zu entschuldigen.
    Stocker hätte seine Emotionalität mit den unablässigen, teils unfairen Attacken seiner Gegen-Spieler erklären dürfen/sollen. Gleichzeitig hätte er aber auch klar machen sollen, dass dies nicht rechtfertige, dass er als Profi mit hohen Ansprüchen und Vorbildfunktion so ausraste und die Gesundheit eines Sportskollegen gefährde.

    Die Wirkung eines solchen Auftritts des jungen Nationalspielers wäre umfassend gewesen:
    • Valentin Stocker hätte sich damit bereits im Alter von 21 zu einer Ikone des Schweizer Fussballs, zu einem Vorbild für die Sportbewegung in der Schweiz gemacht. Alle hätten den Hut gezogen.
    • Trainer Fink hätte sich eine einmalige, nachhaltige Position im Schweizer Fussball/Sport erworben
    • und der FC Basel hätte sich weiter profiliert als Vorzeigeverein der Schweiz, der seine Verantwortung über das Spielfeld hinaus wahrnimmt.
    Schade für die verpasste Chance.

    Sonntag, 14. März 2010

    Südafrika WM 2010: "Fussball ... plündert das Land."

    Bild: Bauarbeiter-Streik auf der WM-Baustelle in Johannesburg Juli 2009

    Der Titel dieses Posts ist ein Zitat eines jungen Südafrikaners im Artikel "Fussball-WM in Südafrika: Invictus verkehrt" in "Edge of Sports", der wöchentlichen Kolumne des in Amerika berühmten Sport-Kritikers Dave Zirin (Autor so wichtiger Bücher wie "Welcome to the Terrordome: The Pain, Politics, and Promise of Sports" oder "A People's History of Sports: From Bull-Baiting to Barry Bonds").

    Ein Ausschnitt aus "Invictus in Reverse" (übersetzt von AM/Contextlink):

    "Die aktuelle Situation in Südafrika könnte man „Invictus verkehrt“ nennen. Für alle, die nicht das Vergnügen hatten, den Film zu sehen: Invictus zeigt, wie Nelson Mandela den Sport – und speziell die fast ausschliesslich weisse Sportart Rugby genutzt hat, um das Land nach dem Fall der Apartheid zu einen.
 Im Gegensatz dazu wird anlässlich der Weltmeisterschaft versucht, jede Art von Konflikten zu vertuschen, um der Welt das Bild einer geeinten Nation zu vermitteln. Wie es Danny Jordaan, der südafrikanische Organisationschef der Weltmeisterschaft sagt: „Die Leute werden sehen, dass wir afrikanisch sind. Wir sind Weltklasse.“ Man beachte, dass es darum geht, was die Welt wahrnimmt, nicht die Südafrikaner. Was die Südafrikaner sehen, ist, wie es ein junger Mann mir gegenüber ausdrückte „Fussball ... plündert das Land.“ Die Kontraste werden zu Konflikten, weil die Regierung auf Geheiss der FIFA entschlossen ist, eine gute Show zu bieten, egal wie gross die sozialen Kosten sein werden."

    Natürlich kommt mir das ziemlich vertraut vor, natürlich bin ich parteiisch. Nach meinen persönlichen Erfahrungen mit der anderen grossen Fussballorganisation mit Sitz in der Schweiz, der UEFA, glaube ich jede noch so drastische Geschichte aus diesem Bereich.
    Aber trotzdem staune ich: nicht über die Machenschaften der FIFA, nicht über die Auswirkungen zuungunsten der Bevölkerung in Südafrika, .... ich bin frustriert über die Medien bei uns, dass sie kaum über die negativen Auswirkungen der Fussball-WM in Südafrika berichten. Man muss ziemlich intensiv bei Google recherchieren, um in den deutschsprachigen Medien Infos zu Stichworten, wie Zwangsumsiedlung, Arbeiterstreik, Versieben-einhalb-fachung der Kosten, Staatverschuldung, oder Vertreibung der Kleinhändler zu finden.

    Wenn Kritisches zu lesen ist, dann geht es um Sicherheit, um die Sicherheit von uns Touristen, wenn wir es denn überhaupt wagen, nach Südafrika zu reisen. Unterm Strich sind diese Berichte aber schlicht rassistoid-diskriminiernd: man traut Südafrika die Durchführung eines solchen Mega-Anlasses gemäss den Standards der westlichen Welt nicht zu.
    Selbst wenn die UNO die FIFA öffentlich kritisiert, wird das nur am Rande erwähnt und geflissentlich mit einer offiziellen Verwedelung der FIFA abgeschwächt.

    Als Erklärungsversuche für das un-journalistische Schweigen kann ich nur zwei Varianten bieten: A) Die Redaktionschefs in den grossen Verlagshäusern sind der Meinung, diese Themen interessieren ihre Konsumenten nicht oder aber B) die Journalisten wollen nicht riskieren, bald von den Fussballmächtigen wegen einer möglichen Kritik geschnitten zu werden.

    Noch besteht ja etwas Zeit und Hoffnung bis im Sommer 2010. Ich bin mal gespannt, ob es in den deutsch-sprachigen Medien doch auch bald Kolumnen und Beiträge à la "The Edge of Sports" auftauchen werden ... und wenn auch nur ausserhalb der Sportseiten und - Gefässe.

    PS: Der Vollständigkeit halber: Es gibt sie schon, vereinzelte Berichte aus Südafrika, die genauer hinsehen. Ein gute Zusammenfassung bietet z.B. "Ein Kick für das ganze Land?" in der "Zeit". Immer wieder kritische Infos gibt's auf dem Blog von Jens Weinrich.

    Noch immer aktuell ist Thomas Kistners Cicero-Artikel aus dem Jahr 2006: "Das System Blatter".

    Dazu noch zwei Buchtipps:
    1. David A. Yallop: "Wie das Spiel verloren ging. Die korrupten Geschäfte zwischen FIFA und Medien."
    2. Thomas Kistner, Ludger Schulze: "Die Spielmacher"

    Samstag, 14. November 2009

    Die Schweiz in einer tiefen Identitätskrise

    Bild: Reuters

    Ja, ich bin auch begeistert, von den Jungs und werde mir morgen das Finale der U-17 Fussball-WM in Nigeria nicht entgehen lassen. Aber es ist schon erstaunlich, wie eine Gruppe von halbstarken Secondos die Schweiz kollektiv in einen Taumel der Begeisterung versetzt:„UNSERE Jungs“ und „Wir sind stolz auf Euch“.

    Die Schweiz, wir Schweizer haben ein Problem. An den Fussball-Junioren wird es offensichtlich: Wir stecken in einer tiefen Identitätskrise. Die Erfahrungen der letzten Jahre und Monate haben die Schweiz schwer traumatisiert. Der erste Schock war wohl das Grounding der Swissair. UNSERE Swissair, die beste Fluggesellschaft der Welt: gescheitert, von den Deutschen übernommen. Das Bankgeheimnis, Heiliger Gral der Schweiz: zerzaust von respektlosen Fremden. Die UBS, Flaggschiff der Schweizer Finanzmacht: muss mit Steuermitteln gerettet werden. Ein despotischer Wüstenfürst spielt mit uns Katz und Maus.... Und wir sind die Maus.

    Alle diese bis vor kurzem schlicht unvorstellbaren Ereignisse haben unser kollektives Selbstvertrauen erschüttert. Wir realisieren, dass dieses zentrale Gefühl, das unsere Identität, unser Selbstverständnis in den letzten Jahren geprägt hat, falsch ist. Dieses Gefühl des „Irgendwie-Auserwählt-Seins“, des Besser-Seins, dieses „Wir-fahren-am-Besten-wenn-wir-draussenbleiben-und nur-auf-uns-selbst-schauen“, das uns unsere Geschichte des letzten Jahrhunderts suggerierte und uns insbesondere die populistischen Parteien eintrichterten. Dieses Gefühl ist dem schockierenden Bewusstsein gewichen, dass wir abhängig und verwundbar sind. Unser Selbstvertrauen ist der Angst gewichen, bald zu den Verlierern zu gehören, unterzugehen.

    Und jetzt also diese UNSERE Jungs: „Hey, wir sind ja doch noch wer!“ Diese Multikultitruppe mit dem Schweizer Kreuz auf der Brust verkörpert alles das, was wir nicht mehr sind, aber eigentlich sein möchten: mutig, frech, kämpferisch, manchmal sogar elegant und spielerisch leichtfüssig. Voller Selbstvertrauen und Optimismus. Vor allem aber: ERFOLGREICH.

    „Unsere Helden in Nigeria“ sind eine grosse Chance für die Schweiz. Es ist höchste Zeit, uns Gedanken über die Schweiz in der globalisierten Welt zu machen. Eine Schweiz, vernetzt mit unseren Märkten, ein multikulturelles Einwanderungsland, wie es unserer Tradition auch entspricht. Es gilt zuerst die Angst zu überwinden, nicht zuletzt die Angst vor allem „Fremden“. Auch die Angst vor den Jungs, die heute die Schweiz in Nigeria vertreten.

    Denn: Würden wir dieser Truppe von laut johlenden, mit Adrenalin vollgepumpten, halbstarken Secondos nachts um halb 2 in der Innenstadt begegnen, würden wir wohl die Strassenseite wechseln.

    Samstag, 3. Oktober 2009

    Brasilien: Jetzt sind wir dran!

    Rio de Janeiro hat den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro bekommen. Das ist viel mehr als einfach die Vergabe des grössten Ereignisses des internationalen Sports an eine der grössten Sportnationen der Welt. Es ist ein politisches Zeichen, dessen Bedeutung vorallem in der Dritten, der nicht-weissen Welt, wahrgenommen wird. Dort wird dieses Ereignis auch gelesen als: Brasilien - Symbol des aufstrebenden "Südens" - besiegt die USA - Symbol des "Westens".
    Dass auf den Jubelbildern vom IOC-Kongress inKopenhagen gestern abend nicht nur Brasiliens Präsident Lula da Silva, sondern auch alt-Fussballstar Pélé, ein Schwarzer, zu sehen ist, verstärkt die Botschaft - nicht zuletzt in Afrika.

    Es ist das erste Mal überhaupt, dass olympische Spiele nach Südamerika vergeben werden. Das ist noch wichtiger als die erstmalige Vergabe der Fussball-WM 2010 an Südafrika. Diese hatte noch stark den Geruch der gönnerhaften Förderung der "armen 3. Welt" durch den grosszügigen "Westen" - und den noch grosszügigeren FIFA-Präsidenten Sepp Blatter, der damit seine Macht im Weltfussballverband weiter stärken konnte. Ganz anders die gestrige Vergabe der Olympischen Spiele 2016 nach Rio de Janeiro: Brasiliens Präsident Lula da Silva hatte im Vorfeld mehrfach betont, Brasilien "verdiene" diese Spiele. Es klang gar fast fordernd: Es ist unser Recht, jetzt endlich den Zuschlag zu erhalten. Jetzt sind wir dran.

    Und weil der Sport immer ein Spiegel der Politik ist, ist die Symbolik dieses Entscheids nicht zu übersehen: Die Dritte Welt verlangt ihr Recht im internationalen Theater. Brasilien demonstriert damit seine führende Rolle unter den sogenannt aufstrebenden Ländern der "2. Welt". Brasilien ist heute schon eine Weltgrossmacht, Nr. 10 im Ranking der reichsten Nationen der globalisierten Welt.
    Und Brasilien hat gemäss Foreign Policy "das Talent, die infrastrukturelle Kapazität und die politische Kraft, im globalen politischen Spiel mitzuspielen."
    Für Lula da Silva ist es auch ein persönlicher Triumph. Seine Position in Brasilien ist weiter gestärkt, aber auch weit darüber hinaus wird die Position Brasiliens als Führungsmacht in Südamerika und als globaler Player unterstrichen: "Diese Bestätigung", schreibt Foreign Policy, "wird Lulas Fähigkeit weiter verstärken, internationale Diskussionen zu beeinflussen und noch nähere Beziehungen zu anderen Führungskräften zu pflegen."
    Wie Lula seine Rolle, die Rolle Brasiliens und der "aufstrebenden Länder" sieht, hat er dieses Jahr mehrfach deutlich gemacht, u.a. auch in einer aufsehenerregenden Rede vor der UNO-Vollversammlung im September: Es sei Zeit für eine neue Weltordnung. Klares Ziel Lulas ist es, den sogenannten BRIC-Staaten, Brasilien, Russland, Indien und China eine grösseres Gewicht zu geben mit dem klaren Ziel, die Dominanz der USA zu beschränken.

    Samstag, 25. Juli 2009

    Steven Gerrard, Sportler. KEIN Vorbild.

    Ein Gericht in Liverpool hat Steven Gerrard (29) freigesprochen. Gemäss den Medienberichten hat ihm das Gericht abgenommen, er habe damals im Dezember bei der Schlägerei in einer Bar in Southport im Liverpooler Norden nur "aus Notwehr" zugeschlagen.

    Wohl niemand glaubt im Ernst, dieses Urteil im Falle des Liverpool-Stars und Kapitäns der englischen Fussballnationalmannschaft sei gerecht. Die Bilder der Überwachungskamera in der Bar zeigen gemäss den offiziellen Auswertungen etwas anderes - auch wenn nicht wirklich viel drauf zu sehen ist. (Siehe Video am Schluss dieses Contextlink-Beitrags). Vor allem aber: Noch vor wenigen Tagen wurden Gerrards Kumpels, mit denen zusammen er die Keilerei mit einem DJ ausfocht, schuldig gesprochen. Sie hatten die Beteiligung an der Schlägerei auch zugegeben.

    Die ganze Geschichte ist schädlich für den Sport. Die Signale, die an die Gesellschaft und speziell an die Fans gesendet werden, sind unschön und schlecht:
    • Das Gericht bestätigt einmal mehr: Einige sind gleicher. Gesetze, gesellschaftliche Werte gelten nicht für alle. Man muss nur gross, wichtig, mächtig genug sein. Warum sollen die Jungen Respekt haben vor einem Gesetz und ihren Exponenten, den Polizisten, wenn sie sehen, dass die Gesetze, denen sie sich unterwerfen sollen, biegbar sind?
    • Steven Gerrard ist ein Held der Massen, ein Vorbild insbesonderer für viele Fans. Ihre gelegentlichen Prügeleien werden durch sein Verhalten legitimiert. Steven Gerrard ist ein schlechtes Vorbild. Sein offiziell geäussertes Bedauern vor Gericht empfinden viele seiner Fans mit Sicherheit einfach als nötigen Bückling gegenüber der Obrigkeit, wie sie das auch immer machen, wenn sie sich unterlegen fühlen.
    • Offenbar ist sich Steven Gerrard seiner Verantwortung als Vorbild nicht wirklich bewusst. Wie ein Teil der britische Medien, die ihn als "gewöhnlichen", "normal"-gebliebenen britischen Jungen feiern, hat der Kapitän der englischen Nationalmannschaft nicht begiffen, welche Rolle er spielt, und welche Verantwortung er damit trägt. Menschlich mag man geneigt sein, ihm zu verzeihen, aber dann müsste er die Grösse haben, hinzustehen und zu sagen: "Ja, ich habe Scheisse gebaut", das Gericht müsste ihn verurteilen und er müsste büssen, genau wie seine Kollegen. DAS wäre ein Signal an die Fans: Wer gegen Werte der Gesellschaft verstösst, muss bezahlen. Niemand steht ausserhalb der Normen und Gesetze, nicht einmal ein Fussballgott. So hätte Steven Gerrard, trotz seines Fehltritts, ein Vorbild sein können. Er hat versagt.
    • Dass die Fans Steven Gerrard dieses Jahr zum Fussballer des Jahres gewählt haben, obwohl öffentlich bekannt war, was er getan hatte und dass ein Prozess gegen ihn lief, ist ein sehr schlechtes Zeichen.
    • Noch übler ist, dass es der englische Fussballverband (FA) war, der diese Wahl in einer Online-Abstimmung bei den Fans durchführt hat. Dass der Verband kein Wort zur Problematik - immerhin ist Gerrard der Kapitän des Nationalteams - verliert, zeugt von der Ignoranz und der Verantwortungslosigkeit der Fussballfunktionäre.
    • Schwerst versündigt haben sich nicht zuletzt auch die Journalisten. Nicht nur mit ihrer wohlwollenden Berichterstattung über den ach so "normalen" Steven, der verzeihlicherweise mal zugelangt hat wie ein Durchschnittsbrite. Die Vereinigung der Fussball-Journalisten Englands hat Steven Gerrard, während der Prozess noch lief, zum Fussballer des Jahres 2009 gewählt!

    Dienstag, 14. Oktober 2008

    Doping: Mitschuld der Sportjournalisten

    Die internationale Sport (-Funktionärs-) Welt vollbringt zur Zeit wahre Höchstleistungen: Im Kommunikationsbereich.

    Täglich kommen neue Doping-"Skandale" ans Licht, die eigentlich nur das bestätigen, was inzwischen alle wissen: Solch sportliche Extremleistungen, wie wir sie im Radsport, der Leichtathletik und in vielen anderen Sportarten bewundern, können nur erbracht werden, wenn dabei auch die Möglichkeiten medizinischer Leistungssteigerung genutz werden. Leider sind die wichtigsten der aktuellen Möglchkeiten in diesem Bereich aber verboten. Sie sind unter dem Sammelbegriff Doping zusammengefasst.

    Eine unglaubliche Verdrehung
    Die täglich neu auftauchenden Negativmeldungen müssen für die Kommunkationsverantwortlichen des Showbusiness Sport ein Horror sein. Aber sie versuchen tapfer, uns diese täglichen Skandalmeldungen als Positivbotschaften zu vekaufen: Statt der offensichtlichen Botschaft: "Der ganze Showsport ist vom Doping versifft, es hat sich gar nichts verändert in den letzten Jahren", kommunizieren sie: "Die Aufdeckung der Dopingfälle zeigt, dass unsere Methoden zur Dopingkontrolle zu greifen beginnen." Es ist als würde der Feuerwehrkommandant angesichts der sich unaufhaltsam ausbreitenden Waldbrände sagen: "Wir haben jetzt einen neuen Rauchmelder im Einsatz."

    Sportjournalisten als Komplizen
    Bisher gelingt der kommunikative Dreh nicht einmal schlecht. Dank der willfährigen Komplizität der Sportjournalisten. Es ist wirklich ungalublich, wie sich die Sportjournalisten von den Funktionären instrumentalisieren lassen.
    Neustes Beispiel ist der Fall des österreichischen Radprofis Bernhard Kohl unter anderem auf baz.online heute: Im Lead heisst es: "Die strengen Kontrollen im Radsport zeigen Wirkung" und mit dem Titel wird auch die hässliche Kehrseite dieser unsäglichen Verdrehung wieder deutlich: "Bernhard hat sie alle verkohlt". Die fehlbaren Sportler werden als Betrüger an den Pranger gestellt, die Helden, dank denen man  sich in der Oeffentlichkeit gesonnt hat, werden gnadenlos niedergemacht. Sie werden fallen gelasse "wie heisse Kartoffeln".

    Mit ihrer Berichterstattung machen sich die Sportjournalisten mitschuldig, dass das Problem nicht wirklich gelöst wird. Sie helfen mit, das weltfremde Bild vom "sauberen Sport" weiter zu zelebrieren. Sie stilisieren Hochleistungssportler zu übergrossen Helden, obwohl sie wissen, dass diese bei näherem Hinsehen, diese Leistungen nur vollbringen können, wenn sie die weltfremden Regeln der Kittelträger systematisch verletzen.

    Und Lösung kann nur heissen: Dopingfreigabe ud maximale Transparenz. Und vorallem Freiheit für die Berufssportler, die Freiheit, selbst darüber zu entscheiden, was sie mit ihrem Körper tun. Aber darüber habe ich in diesem Blog schon geschrieben.

    Modellfall Cancellara?
    Ich bin sehr gespannt auf die Weiterungen im Fall unseres grossen Helden von Olympia, Fabian Cancellara. Alles andere als die Bestätigung des Dopingverdachts wäre eine Überraschung und auch unglaubwürdig. Nur: Wer wird dann noch öffentlich mit ihm auftreten? (Lieber Joggi, wie wirst Du Dich verhalten?) Dieser Fall könnte zu einem Modellbeispiel werden, wie die Medien (und die Funktionäre) mit einem gefallenen Helden umgehen

    Mein persönlicher Respekt für die unglaubliche Leistung dieses Berufssportlers wird sich jedenfalls nicht verändern.

    Sonntag, 20. Juli 2008

    Freiheit für den Sport

    Ich plädiere für eine Befreiung des Sports aus seiner Zwangsjacke, dem Saubermann-Mänteli ... und ersparen wir Stars wie Riccardo Ricco künftig solche Demütigungen:



    Riccardo Ricco wurde als "Dopingsünder" überführt und abgeführt wie ein Verbrecher. Verurteilt nicht nur von den Behörden, sondern von seinen Sportskollegen, seinen Verbandsfunktionären, den Sport-Jounalisten und den meisten Sport-Konsumenten.

    Das muss aufhören. Nicht das Doping, sondern die Verlogenheit darum.

    Nocheinmal:
    Freiheit für den Sport, Freiheit für die Spitzensportler.
    Die Rede ist hier vom Spitzen- und/oder Showsport, einem kleinen, exklusiven Teil der Sportbewegung. Der Sport, von dem die Medien berichten und der uns in Massen als Konsumenten in den Bann schlägt. Wir reden hier nicht vom Breitensport oder gar von der aktiven Bewegung in der Freizeit, welche die Massen aktiv und zum Wohle ihrer physischen und psychischen Gesundheit betreiben.

    Dieser Spitzensport ist in immer mehr Sportarten auch Hochleistungssport und schlicht der Beruf, der Job der Athleten.

    Spitzensportler sind Höchstleister in ihrem Bereich, dem Sport, genauso wie einige Topmanager Höchstleister in ihrem Bereich sind, zum Beispiel im Finanzbusiness oder Künstler in ihrem Bereich, zu Beispiel der Musik.

    Niemand käme auf die Idee, Herrn Vasella ein Berufsverbot zu erteilen, weil er am Morgen vor der entscheidenden Sitzung des Novartis-Verwaltungsrats ein starkes Anti-Grippemittel genommen hat, um trotz aufkommender Krankheit die Sitzung leiten zu können. Niemand verbietet einem Pianisten weiter Konzerte zu geben, weil er sich regelmässig mit medizinischen Mitteln zu Höchstleistungen aufpeitscht. Wen kümmert’s, dass ein Politiker, immer stärkere Schlafmittel nehmen muss, um trotz ständigem öffentlichem Druck einigermassen schlafen und sein Amt versehen zu können?

    Es ist nicht einzusehen, warum man einer Berufsgattung, den Spitzensportlern, die Berechtigung abspricht, selber zu entscheiden, wann sie medizinische Hilfsmittel zur Ausübung ihres Berufes, ihrer Rolle in der Gesellschaft in Anspruch nehmen will.

    Auch Sportler haben ein Recht auf persönliche Freiheit der Entscheidung. Sie haben ein Recht auf ihren eigenen Körper, das Instrument mit dem sie ihr Geld verdienen und nicht zuletzt haben sie ein Recht auf Chancengleichheit. Heute werden die raffinierteren Betrüger im Sport belohnt, diejenigen, die sich an die Regeln halten, haben keine Chance.

    Wie kommt es bloss, dass für den Sport, für seine Spitzensportler, andere Regeln gelten sollen als in der übrigen Gesellschaft.

    Wie kommt es bloss, dass sich einige, meist nicht mehr ganz fitte Kravattenträger (Funktionäre) zu allmächtigen Hohenpriestern aufschwingen können und mit Hilfe ihrer moralschwangeren Sittenwächter (Journalisten) „Sünder“, die gegen ihre weltfremden Regeln und Moralvorstellungen verstossen, an den Pranger stellen oder gar mit einem Berufsverbot bestrafen?
    Dabei wissen sie ganz genau, dass sie auf die ständig noch extremeren Höchstleistungen ihrer Objekte angewiesen sind, um selbst in Amt du Würde zu bleiben.

    Es ist überheblich und verlogen, wenn uns der Sport weiter als letzter Hort einer verlorenen „heilen Welt“ mit unschuldigen Helden der moralischen Sauberkeit, hehren Ehrlichkeit und ritterlichen Fairness verkauft wird, während wir jeden Tag die reale, unheile, aber umso faszinierendere Welt des Spitzensports sehen
    Befreien wir den Spitzensport von diesem bestenfalls nostalgisch-moralischen Kitsch.
    Und feiern wir seine Helden für das, was sie uns bieten und was wir konsumierend erleben wollen: Spektakel, Nervenkitzel, Extreme, Dramen. Nicht individuelle Bestleistungen, sondern absolute Maximalleistungen: „Weltrekord“, „Fabelzeit“, „der schnellste Mensch“, etc..

    Wenn der Sport „ein Spiegel unserer Gesellschaft“ ist, dann ist der Hochleistungssport so etwas wie die Inkarnation der Leistungsgesellschaft. Hier gilt das Recht des Stärkeren nicht die Moral.

    Ich freue mich auf die Olympischen Spiele. Wirklich.

    Sonntag, 15. Juni 2008

    Crazy Tiger

    Unglaublich. Sport drama at it's best. Tiger Wood's dritte Runde beim US-Open:
    Zum Mitleiden und geniessen, hier:

    http://sports.espn.go.com/broadband/video/
    videopage?&brand=null&videoId=3444250&n8pe6c=3