Samstag, 25. Juli 2009

Steven Gerrard, Sportler. KEIN Vorbild.

Ein Gericht in Liverpool hat Steven Gerrard (29) freigesprochen. Gemäss den Medienberichten hat ihm das Gericht abgenommen, er habe damals im Dezember bei der Schlägerei in einer Bar in Southport im Liverpooler Norden nur "aus Notwehr" zugeschlagen.

Wohl niemand glaubt im Ernst, dieses Urteil im Falle des Liverpool-Stars und Kapitäns der englischen Fussballnationalmannschaft sei gerecht. Die Bilder der Überwachungskamera in der Bar zeigen gemäss den offiziellen Auswertungen etwas anderes - auch wenn nicht wirklich viel drauf zu sehen ist. (Siehe Video am Schluss dieses Contextlink-Beitrags). Vor allem aber: Noch vor wenigen Tagen wurden Gerrards Kumpels, mit denen zusammen er die Keilerei mit einem DJ ausfocht, schuldig gesprochen. Sie hatten die Beteiligung an der Schlägerei auch zugegeben.

Die ganze Geschichte ist schädlich für den Sport. Die Signale, die an die Gesellschaft und speziell an die Fans gesendet werden, sind unschön und schlecht:
  • Das Gericht bestätigt einmal mehr: Einige sind gleicher. Gesetze, gesellschaftliche Werte gelten nicht für alle. Man muss nur gross, wichtig, mächtig genug sein. Warum sollen die Jungen Respekt haben vor einem Gesetz und ihren Exponenten, den Polizisten, wenn sie sehen, dass die Gesetze, denen sie sich unterwerfen sollen, biegbar sind?
  • Steven Gerrard ist ein Held der Massen, ein Vorbild insbesonderer für viele Fans. Ihre gelegentlichen Prügeleien werden durch sein Verhalten legitimiert. Steven Gerrard ist ein schlechtes Vorbild. Sein offiziell geäussertes Bedauern vor Gericht empfinden viele seiner Fans mit Sicherheit einfach als nötigen Bückling gegenüber der Obrigkeit, wie sie das auch immer machen, wenn sie sich unterlegen fühlen.
  • Offenbar ist sich Steven Gerrard seiner Verantwortung als Vorbild nicht wirklich bewusst. Wie ein Teil der britische Medien, die ihn als "gewöhnlichen", "normal"-gebliebenen britischen Jungen feiern, hat der Kapitän der englischen Nationalmannschaft nicht begiffen, welche Rolle er spielt, und welche Verantwortung er damit trägt. Menschlich mag man geneigt sein, ihm zu verzeihen, aber dann müsste er die Grösse haben, hinzustehen und zu sagen: "Ja, ich habe Scheisse gebaut", das Gericht müsste ihn verurteilen und er müsste büssen, genau wie seine Kollegen. DAS wäre ein Signal an die Fans: Wer gegen Werte der Gesellschaft verstösst, muss bezahlen. Niemand steht ausserhalb der Normen und Gesetze, nicht einmal ein Fussballgott. So hätte Steven Gerrard, trotz seines Fehltritts, ein Vorbild sein können. Er hat versagt.
  • Dass die Fans Steven Gerrard dieses Jahr zum Fussballer des Jahres gewählt haben, obwohl öffentlich bekannt war, was er getan hatte und dass ein Prozess gegen ihn lief, ist ein sehr schlechtes Zeichen.
  • Noch übler ist, dass es der englische Fussballverband (FA) war, der diese Wahl in einer Online-Abstimmung bei den Fans durchführt hat. Dass der Verband kein Wort zur Problematik - immerhin ist Gerrard der Kapitän des Nationalteams - verliert, zeugt von der Ignoranz und der Verantwortungslosigkeit der Fussballfunktionäre.
  • Schwerst versündigt haben sich nicht zuletzt auch die Journalisten. Nicht nur mit ihrer wohlwollenden Berichterstattung über den ach so "normalen" Steven, der verzeihlicherweise mal zugelangt hat wie ein Durchschnittsbrite. Die Vereinigung der Fussball-Journalisten Englands hat Steven Gerrard, während der Prozess noch lief, zum Fussballer des Jahres 2009 gewählt!

Keine Kommentare: