Dienstag, 10. März 2009

Krieg als Ausweg aus der Krise?

Sozusagen als Up-Date zu meinem Contextlink-Beitrag von letzter Woche "USA: Noch mehr Kriege?" hier der Hinweis auf einen Blog in der FAZ: "Konjunkturprogramm Weltkrieg?". Sein Autor, Thomas Strobl, bezieht sich unter anderem auch auf Heraklit und Friedrich Nietzsche:
"'Der Krieg ist der Vater aller Dinge', heißt es bei Heraklit. Und Nietzsche schreibt gar davon, dass der Krieg unentbehrlich , und von einer eitel dahin schwärmenden Menschheit nicht mehr viel zu erwarten sei, wenn sie es verlernt hätte, Kriege zu führen. Nichts anderes als der Krieg wäre geeignet, ermattete Völker wieder zu revitalisieren, so der deutsche Moralkritiker, der um direkte Worte bekanntlich nie verlegen war."

Der Blog macht auch Bezüge zu Niall Ferguson, dessen Buch "Der Aufstieg des Geldes" einen ja tatsächlich fast den Schluss zulässt, der Krieg gehöre einfach zum Kapitalismus. Strobl reflektiert aber vor allem die Überlegungen von Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman in dessen Kolumne in der News York Times:

"„Wenn Sie einmal sehen wollen, welcher Anstrengungen es tatsächlich bedarf, um die Wirtschaft aus einer Schuldenfalle zu befreien, dann betrachten Sie das massive, öffentliche Beschäftigungsprogramm, das die Große Depression beendete, besser bekannt unter dem Begriff„2. Weltkrieg". Der Krieg führte nicht nur zur Vollbeschäftigung, er bewirkte darüber hinaus rapide ansteigende Einkommen und substantielle Inflation; und das alles praktisch ohne größere Verschuldung des Privatsektors. Bis 1945 stiegen die öffentlichen Schulden der USA rasant, aber das Verhältnis der privaten Schulden zum Bruttoinlandprodukt war nur noch halb so hoch wie 1940. Und dieses niedrige Schuldenniveau bildete die Basis für den großen Nachkriegsboom."

Diese Äusserungen Krugman's haben viele Leser irritiert und spannende Reaktionen ausgelöst:
"Wie werden die Leute das wohl verstehen? - Sogar Krugman meint, wir brauchen einen neuen Krieg. Lasst uns also gleich einen anfangen!"

Aber natürlich argumentiert Krugman im Weiteren viel differenzierter, wie Strobls Blog deutlich macht. Als Keynesianer sei Krugman's Credo „Fiscal is the only game in town". "Was die neue Regierung Obama an Plänen und Projekten bisher auf den Tisch gelegt hat", schreibt Strobl, "reicht ihm nicht aus; ja, reicht ihm sogar bei weitem nicht aus: das Paket, obwohl in absoluten Zahlen beeindruckend, wäre unfokussiert, setze zu sehr auf Steuersenkungen statt Regierungsausgaben, und wäre in den Verhandlungen mit den Republikanern auch noch verwässert worden: in Krugmans Augen ein Riesenfehler, der die USA und mit ihnen die Weltwirtschaft ins Desaster führen kann."

Der Staat müsse jetzt auch grose Defizite in Kauf nehmen und kräftig in Infrastruktur und Bildung investieren. Krugmans implizite Botschaft an die Politik lautet daher (Zitat Strobl): "Habt die Einsicht, dass ihr JETZT handeln müsst. Und zwar gemeinsam. Stimmt euch untereinander ab und agiert entschlossen. Überwindet eure Eigensinnigkeiten und eure kleinlichen Budgetdifferenzen, und wartet nicht auf den „opportunen" Moment; denn die Gefahr ist groß, dass dieser mit einer wesentlich größeren Katastrophe einhergeht, als es zusätzliche Staatsdefizite von 2 oder 3% des BIP je sein könnten, die man vielleicht riskiert, zu viel auszugeben. Gebt stattdessen Geld aus, als wäre Krieg; und sei es, um einen solchen zu verhindern!"

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