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Während westliche Rohstoffgiganten angesichts der schwierigen Wirtschaftslage ihre Investitionspolitik überdenken, nutzt China den wirtschaftlichen Niedergang als "perfekter Sturm" und macht strategische Investitionen, um das langfristige Wachstum des Heimmarktes weiter anzuregen, schreibt Matthew Hulbert auf ISN ETH Security Watch.
China tut also genau das, was vereinzelte wirklich reiche Rohstoffunternehmen auch tun: Sie nutzen die schlechte Situation des Rohstoffmarktes und die für viele desaströs niedrigen Preise, um auf Schnäppchenjadg zu gehen (siehe contextlink-Beitrag "Die Elephanten von heute..." und mein baz.online-Artikel "Schweizer Rohstoffkonzern auf Schnäppchenjagd.").
Chinas "Kriegskasse" ist prall gefüllt
Anders als die meisten seiner Konkurrenten um Einfluss und Rohstoffe in der neuen Weltordnung verfügt China über die nötigen Mittel, um trotz der Krise auf Shopping-Tour zu gehen. Frank Sieren hat das in der "Zeit" mehrfach beschrieben:
"China hat im Krisenjahr 2008 290 Milliarden US-Dollar Handelsbilanzüberschuss eingefahren. Auch dieses Jahr werden die Chinesen voraussichtlich wieder einen hohen Überschuss erzielen. Die chinesische Regierung muss keine Bankenkrise bekämpfen. Und sie sitzt statt auf über zehn Billionen US-Dollar Schulden wie die Vereinigten Staaten auf etwa zwei Billionen Devisenreserven, die weiter wachsen." Während westliche Regierungen hoffen müssen, dass sie Abnehmer für ihre horrenden Staatsanleihen zur Finanzierungen ihrer Konjunturprogramme finden, verfügt China nicht nur über genügend Cash, um das interne Problem der 20 Millionen arbeitslosen Wanderarbeiter offensiv anzugehen, sondern auch um grosszügig im internationalen Rohstoffgeschäft zu investieren:
So will jetzt zum Beispiel auch Chinas Staatsfonds CIC aktiv in den Rohstoffhandel einsteigen, wie das auf Rohstoffe spezialisierte Online-Poral Goldinvest.de berichtet. Der 200 Milliarden Dollar schwere CIC plane, "sein Portfolio in den Rohstoffbereich auszudehnen, nachdem man auf Grund von Investments im US-Finanzsektor schwere Verluste hatte hinnehmen müssen."
Wer Geld hat, investiert jetzt
Goldinvest geht davon aus, dass die Rohstoffpreise, welche zur Zeit tief im Keller sind, spätestens 2012 "noch stärker anziehen werden als im vergangenen Jahr", als im Rekordjahr 2007. Das bedeutet aber gemäss Goldinvest ("Schnäppchenjagd auf Kohleminen"), dass es sich anbieten würde, in den nächsten Monaten in Minen zu investieren, zum Beispiel in rentable Kohlenminen in Kolumbien oder Indonesien, die heute trotz den schlechten Weltmarktpreisen noch profitabel sind.
"Doch das Problem ist hier (wie in fast allen Bereichen der Wirtschaft zurzeit), dass viele der großen Minenkonzerne wie Anglo-American, BHP Billiton oder Rio Tinto, die als Käufer in Frage kämen, zurzeit rigorose Sparprogramme fahren." Mit wenigen Ausnahmen (z.B. die Schweizer Glencore, Bild links: Glencore's Neuerwerbung Kamoto-Mine im Kongo) sind privaten, börsenkotierten Unternehmen mangels liquiden Mitteln und ihren kurzfristigen Verpflichtungen ihren Aktionären gegenüber die Hände gebunden. Diese Probleme haben staatliche Unternehmen, z.B. aus den besonders rohstoffhungrigen asiatischen Schwergewichten Indien und China, nicht, "weil sie einerseits über Kapital zum Investieren verfügen – und sich andererseits keine Sorgen um Aktionäre machen müssen."
Cash gegen langfristige Rohstoff-Liefergarantien
ISN stellt fest, die Chinesen nutzten die Krise "als entscheidendes Fenster ('crucial window') für Investitionen in globale Ressourcen." Wenn die privaten Firmen sich bei einer sich erholenden Wirtschaft wieder am Kampf um die weltweiten Rohstoffreserven beteiligen werden, werden sie feststellen müssen, dass insbesondere China, sich in der Zwischen einen grösseren Anteil gesichert haben wird - und erst noch zu einem niedrigen Preis. China und vom chinesischen Staat konrollierte Firmen funktionieren zur Zeit als Cash-Geber für in Liquditätsschwierigkeiten steckende Rohstoffproduzenten in Russland, Venezuela, Brasilien oder auch in Australien (im Bild Aluminium Mine Rio Tinto). Als Gegenteilen für Milliarden Cashzahlungen erhielten die Chinesen langjährige Ölliefergarantien von Russland und Venezuela.
Speziell der chinesische Deal mit den russischen Oel- und Gasliferanten Rosneft und Transneft bereitet westlichen Experten sorgen, denn damit verbunden ist auch der Bau von leistungsstarken Pipelines und damit eine nachhaltige Ausrichtung der Russen auf den asiatischen Markt.
Im Kampf um Einfluss und Rohstoffe punktet China zur Zeit auch im Mittleren Osten. Mit dem Iran hat China einen Milliardendeal im Oelgeschäft abgeschlossen, ist gleichzeitig aber auch erste Kooperation mit traditionell zum westlichen Einflussbereich gehörenden Staaten wie Ägypten oder Saudiarabien eingegangen. Die Saudis investieren als Gegengeschäft auch grosse Summen in chinesische Raffinerien. Vor der Krise, stellt ISN fest, hat sich China in erster Linie bei "marginalen" Produzenten engagiert, mit und dank der Krise gewinnt China "immer mehr Anteile in den wichtigsten Rohstoffländern der Welt." Der Rückschlag im Land mit den grössten Rohstoffreserven Afrikas, im Kongo (siehe Contextlinkbeitrag "Obama's erster Sieg.") scheint eher die Ausnahme, die die Regel bestätigt.
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