Montag, 10. Mai 2010

"Gott schütze uns vor den Konvertiten" ... und den Boulevardmedien.

Hugo Stamm hat jüngst im Tagi einen hervorragenden Kommentar geschreiben mit dem sehr treffenden Titel: "Gott schütze uns vor den Konvertiten." 
Konvertiten, wie  Nicolas Blancho (im Bild oben in der Arena von SF am 23.4.2010) haben immer das Bedürfnis, päpstlicher als der Papst zu sein, um ihren "Glaubensbrüdern" zu beweisen, dass sie wirklich dazu gehören. Gemäss den Erläuterungen des Islamexperten Olivier Roy in seinem hervorragenden Buch "Heilige Einfalt" (Tagi-Rezension hier), sind Konvertiten auch besonders fundamentalistisch, weil sie nicht wirklich Teil der Kultur sind, aus der ihr Glaube stammt. Der Glaube eines geborenen Muslims ist "durch die (islamische) Kultur gebändigt",  schreibt Roy, und "Glauben ohne Kultur ist eine Erscheinungsform dessen, was wir Fanatismus nennen." ("Heilige Einfalt" S. 63)

Und zu den Konvertiten zähle ich im Falle der Schweizer Islamfundis auch ehemals säkulär aufgewachsene Sekondo-Muslime, wie Aziz Osmanoglu (eigentlich Aziz Kozabas), dem Protagonisten des Islam-Reports "Hinter dem Schleier" der Rundschau des Schweizer Fernsehens.  Sie sind hier aufgewachsenen und von der schweizerisch-westlichen Kultur geprägt, auch wenn sie jetzt wieder in den "wahren Glauben zurückgefunden" haben.
Gegenüber ihren "Glaubensbrüdern", die erst kürzlich zugewandert sind, haben sie entscheidende Vorteile bei der Propaganda ihres Gedankenguts und ihrer Werte: Sie reden nicht nur unsere (ihre) Sprache perfekt, sondern sie sind Teil unserer Kultur, auch wenn sie krampfhaft versuchen, anders zu sein. Sie wissen, wie die Schweiz und die Gesellschaft hier tickt und wie man mit ihren Exponenten und Institutionen umgeht. Z.B. mit den Medien.

Denn das hätte Hugo Stamm seinem exzellenten Kommentartitel beifügen müssen:  ".... und vor den Boulevardmedien". Die Konvertiten könnten nämlich keine so nachhaltige Wirkung erzielen, wenn ihnen die Medien, speziell die Boulevardmedien, nicht bald täglich eine Plattform bieten würden, ihre extremistischen Positionen zu verbreiten. Die Medien prägen damit ein Bild des Islams, das eine grobe Verzerrung der Relität eines Grossteils der Muslime in der Schweiz ist. Der absolute Grossteil der Muslime in der Schweiz ist nicht fundamentalistisch und hat häufig mit der Kriche genausoviel zu tun wie ein durchschnittlicher Schweizer Christ.

Die Medien machen sich damit schuldig, denn sie wissen, was sie tun. Sie wissen, dass sie nur einen ganz kleinen Teil der Wahrheit über den Islam und die Muslime in der Schweiz verbreiten. Sie geben vor aufzuklären, zu warnen. Tatsächlich leisten sie dem Vorschub, was sie vorgeben mit ihrer "Aufklärung" und "Information" verhindern zu wollen: Die Ausbreitung des fundamentalistischen Islams in der Schweiz und in Europa. Die dringend nötige, nüchterne Diskussion über die Integration der Muslime wird damit praktisch verhindert.

Die gleiche Mitschuld gilt für die andere Gruppe, die mit den Konvertiten-Fundis Quoten bolzt: Die Populisten in der Politik. Sie beuten das Thema für ihre Interessen aus und produzieren reisserische Sprechblasen, die wiederum die Quoten der Medien befeuern, etc.

"Gott behüte uns ...!"


PS:
Ist es Zufall, dass die eingefleischtesten Boulevardjournalisten selbst auch Konvertiten sind? Viele von ihnen brüsten sich gerne damit, früher Mitglieder der RML oder anderer ultralinker Organisationen gewesen zu sein. Um so vehementer vertreten sie heute marktfundamentalistische Positionen.  Sie haben Information zur Ware degradiert. Ziel der Inforamtionen ist nicht mehr die Aufklärung oder gar die Bildung, sondern die Unterhaltung. Die Inhalte der Informationen sind belanglos.  Man verkauft, was Quote oder Auflage macht.
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1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

"Die Konvertiten könnten nämlich keine so nachhaltige Wirkung erzielen, wenn ihnen die Medien, speziell die Boulevardmedien, nicht bald täglich eine Plattform bieten würden, ihre extremistischen Positionen zu verbreiten."

Noch viel schlimmer finde ich eigentlich, dass unser öffentlich-rechtliches Fernsehen die Konvertiten bei jeder Gelegenheit vor die Kamera holt. Für die Boulevardmedien ist die ganze Burka- und Islamdiskussion natürlich gefundenes Fressen, mindestens SF sollte aber eigentlich schon etwas mehr Verantwortung zeigen, als bei jeder Gelegenheit Exponenten aus dem "islamischen Zentralrat Schweiz" einzuladen.