
Wiedermal eine Positiv-Geschichte.
Die ugandische Tageszeitung New Vision berichtet, die Weltgesundheitsorganisation der UNO (WHO) habe ein neues Medikament gegen die Schlafkrankheit freigegeben: NECT.
Dieses Mittel ist nicht nur ein grosser Fortschritt bei der Bekämpfung der wieder zunehmenden Tropenkrankheit Trypanosomiasis (Schlafkrankheit), sondern hat auch eine ganz spezielle Geschichte: NECT wurde nicht etwa von einem Pharma-Unternehmen entwickelt, sondern von einer NGO (Nonprofit-Organsiation), Drugs for Neglected Diseases initiative (DNDi).
Die DNDi ist eigentlich eine Anklage gegen die Pharmaindustrie.

Die Schlafkrankheit ist ein Showcase dieser für die Pharmaindustrie beschämende Entwicklung. (Es ist hier allerdings anzufügen, dass die Pharma-Industrie inzwischen gemerkt hat, dass diese Entwicklung eigentlich rufschädigend ist und hat damit begonnen, Medikamente für die 3. Welt billig zur Verfügung zu stellen.):


Die Bilder einer Schweizer Krankenschwester der MSF in einem Film, den ich 2001 im Schweizer Fernsehen über die Schlafkrankheit gemacht habe (links ein Screenshot daraus), gehen mir noch heute nach: Wie sie verzweifelt versucht, bei einem Säugling eine noch einigermassen intakte Vene am Kopf zu spritzen: "Hier sterben die Leute an den Nebenwirkungen des Medikaments, nicht an der Krankheit", klagt sie im Film an.
Dabei gibt es seit den 80er-Jahren ein neues, viel besseres Mittel gegen die Schlafkrankheit: Ornidyl (Wirkstoff Eflornithin). Aber seine Herstellerin, das deutsche Pharma-Unternehmen Höchst (inzwischen längst von Aventis übernommen), hatte die Produktion anfang der 90er-Jahre eingestellt. Mangels Rendite. Eigentlich war das Medikament für den hochrentablen Krebsmarkt im Westen entwickelt worden, hatte aber nicht die erhoffte Wirkung gebracht. Allein mit der nur zufällig entdeckten Wirkung gegen die Schlafkrankheit lohnte sich die Produktion aus Sicht der Renditeerwartungen der Firma nicht.

Damit aber war sichergestellt, dass Eflornithin weiter produziert wurde, und dank dem öffentlichen Druck war Aventis bereit, den Wirkstoff zum Schlafkrankheitsmittel Ornidyl zu verarbeiten.
Leider ist die Anwendung des Eflornithin-Medikaments aber sehr aufwendig (ein Beispiel über die Anwendung in der Praxis im Südsudan im Video unten). Und es ist sehr teuer. Jetzt ist DNDi aber gelungen Eflornithin mit einem anderen Wirkstof, Nifurtimox, zu kombinieren, und damit ein praxistauglicheres Medikament (eben NECT) zu entwickeln. Einer der wichtigsten Partner bei der Entwicklung von NECT war übrigens das Schweizer Tropen-Institut (STI; neu Swiss TPH) in Basel.
NECT ist aber noch nicht die definitive Lösung. Es kommt nur bei Akutpatienten zur Anwendung. Weitere Forschung für neue Medikamente gegen die Schalfkrankheit müssen unbedingt gemacht werden.
Hier der Film (Superqualität in HD) über die Klinik der Malteser-Hilfsorganisation im Südsudan, wo das neue Medikament gegen die Schlafkrankheit angewandt werden soll. Es gibt auch einen neuen Film der MSF zu NECT, leider noch nicht auf YouTube.
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