Mittwoch, 10. Februar 2010

Der Winter überfordert Washington

"Washington versinkt im Schnee". Nicht wirklich, aber es ist hier vor Ort erschreckend zu sehen, wie
1. Die Medien die aktuelle Wettersituation zur mittleren Katastrophe hochschreiben und
2. Wie hilflos man in der politischen Zentral der (alten) Welt auf das bisschen Wetterunbill reagiert. Die (noch) führende Nation der Welt ist unfähig, eine eigentlich ziemlich normale Situation zu bewältigen.

Zwei Tage hatte "The Capital" jetzt Zeit, das Schneeproblem in den Griff zu bekommen. Zwei Tage lang hat's nicht geschneit, war's sogar Schön-Wetter. Von einer Lösung ist man aber heute abend weit entfernt. Im Gegenteil. Jetzt schneit's wieder. Und Panik macht sich breit. Die Supermärkte sind leer gekauft, die Leute verbunkern sich zu Hause, haben die Handys frisch geladen „solange es noch Strom gibt“ und verfolgen gebannt die neusten Sensationsprognosen des Weather-Channels am TV-Schirm.

Na ja, nicht alle haben Panik. Einige haben auch gejubelt heute abend als der Schneefall wieder einsetzte und prompt die erhoffte News eintraf: "Federeal offices closed; metro limited", titel die Washington Post heute abend. Was für die Administration gilt, gilt auch für fast alle anderen Einrichtungen: Unis, Banken und alle Internationalen Organisationen. Die Leute können sich freuen: Das wird morgen inzwischen ihr dritter, unplanmässiger Freitag sein. Böse Stimmen gestern Nacht auf dem Greyhoundbus zwischen Richmond und Washington: Niemand ist wirklich interessiert, das Zeugs wegzuräumen.

Der Greyhound-Betrieb gestern Abend im Grossraum Washington war ein einziges Chaos. Nichts hat funktioniert. Bei überforderten Angestellten und Passagieren lagen die Nerven blank. Ich bin heilfroh, habe ich es schliesslich doch noch "nach Hause" geschafft. Auf eine weitere Nacht in einem Greyhound-Bahnhof hatte ich wirklich keinen Bock.

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