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Es ist das erste Mal überhaupt, dass olympische Spiele nach Südamerika vergeben werden. Das ist noch wichtiger als die erstmalige Vergabe der Fussball-WM 2010 an Südafrika. Diese hatte noch stark den Geruch der gönnerhaften Förderung der "armen 3. Welt" durch den grosszügigen "Westen" - und den noch grosszügigeren FIFA-Präsidenten Sepp Blatter, der damit seine Macht im Weltfussballverband weiter stärken konnte. Ganz anders die gestrige Vergabe der Olympischen Spiele 2016 nach Rio de Janeiro: Brasiliens Präsident Lula da Silva hatte im Vorfeld mehrfach betont, Brasilien "verdiene" diese Spiele. Es klang gar fast fordernd: Es ist unser Recht, jetzt endlich den Zuschlag zu erhalten. Jetzt sind wir dran.
Und weil der Sport immer ein Spiegel der Politik ist, ist die Symbolik dieses Entscheids nicht zu übersehen: Die Dritte Welt verlangt ihr Recht im internationalen Theater. Brasilien demonstriert damit seine führende Rolle unter den sogenannt aufstrebenden Ländern der "2. Welt". Brasilien ist heute schon eine Weltgrossmacht, Nr. 10 im Ranking der reichsten Nationen der globalisierten Welt.
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Für Lula da Silva ist es auch ein persönlicher Triumph. Seine Position in Brasilien ist weiter gestärkt, aber auch weit darüber hinaus wird die Position Brasiliens als Führungsmacht in Südamerika und als globaler Player unterstrichen: "Diese Bestätigung", schreibt Foreign Policy, "wird Lulas Fähigkeit weiter verstärken, internationale Diskussionen zu beeinflussen und noch nähere Beziehungen zu anderen Führungskräften zu pflegen."
Wie Lula seine Rolle, die Rolle Brasiliens und der "aufstrebenden Länder" sieht, hat er dieses Jahr mehrfach deutlich gemacht, u.a. auch in einer aufsehenerregenden Rede vor der UNO-Vollversammlung im September: Es sei Zeit für eine neue Weltordnung. Klares Ziel Lulas ist es, den sogenannten BRIC-Staaten, Brasilien, Russland, Indien und China eine grösseres Gewicht zu geben mit dem klaren Ziel, die Dominanz der USA zu beschränken.
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