Sonntag, 20. September 2009

USA: Waffenhandel als Mittel zur Sicherung der Weltherrschaft

Zwei von drei Dollars, die zur Zeit weltweit im Waffenhandel ausgegeben werden, fliessen in die USA. Die USA sind mit grossem Abstand der wichtigste Waffenhändler der Welt. Das zeigen die neusten Zahlen in einer Studie des US-Parlaments (Congress Research Service, Download hier):

Waffendeals 2008 weltweit total für: 55,2 Milliarden USD

1. USA: USD 37,8 Mia = rund 70%
2. Italien: USD 3,7 Mia
3. Russland: USD 3,5 Mia

Während der Waffenhandel insgesamt letztes Jahr auf Grund der Finanzkrise leicht rückläufig war (-7,6%), hat das Geschäft der US-Firmen unglaublich geboomt: Von 25,4 Mia USD 2007 auf 37,8 Mia 2008.

Der Waffenhandel ist natürlich zuerst einmal einfach ein sehr gutes Geschäft. Aber noch viel mehr als das: Er ist auch ein Instrument zur Sicherung und Ausweitung des "Einflussgebiets" der USA, wie Shaun Waterman in seiner ISN-Analyse "Costs of War: Dollar Deals" schreibt. Der Waffenhandel ist ein geostrategisches Mittel im Kampf um die Weltherrschaft.

80 % der Waffengeschäfte (rund 30 der insgesamt 37,8 Mia) schlossen die Amerikaner 2008 mit "Entwicklungs"-Ländern ab. Grösster Einkäufer: Die Vereinigten Arabischen Emirate (UAE), gefolgt von Marokko und Irak. Andere wichtige US-Kunden: Indien, Saudi Arabien, Aegypten, Süd-Korea, Taiwan und Brasilien.

In den USA gab es in den vergangenen Monaten kritische Stimmen über den rasch zunehmenden Verkauf von US-Waffensystemen an Irak. Der Irak sei zunehmend von der shiitischen Mehrheit dominiert, und die USA würden da einen potentiellen Feind oder engen Verbündeten eines Feindes (Iran) aufrüsten. Es wurde auch die Befürchtung geäussert, diese Deals könnten von den wichtigsten (sunnitischen) Verbündeten der USA am persische Golf (z.B. die UAE) schlecht goutiert werden.
Völlig falsch gedacht, sagen die Spezialisten. Im Gegenteil:

Waffenlieferungen schaffen eine starke Abhängigkeit zwischen dem Lieferanten und dem Käufer. Der Käufer ist, solange die Waffen in Gebrauch sind, vom technischen und materiellen Support des Lieferanten abhängig. Der Nutzer der Waffen braucht nicht nur ständig Ersatzteile aus den USA, sondern meist auch dessen Spezialisten für den Unterhalt. Die Kunden sind abhängig vom Goodwill der Amerikaner, nicht nur den Unterhalt der häufig sehr komplexen Waffensysteme zu gewährleisten, sondern diese High-Tech-Systeme auch ständig auf dem neusten Stand zu halten ("up-grading").

Das ist auch der Grund, warum sich die (sunnitischen) arabischen Verbündeten der USA am persischen Golf durch die Waffengeschäfte mit dem Irak nicht etwa bedroht fühlen, sondern diese "enthusiastisch begrüsst" haben, wie Shaun Waterman, den ehemaligen CIA-Analysten Ken Pollack zitiert.
Die Führer der arabischen Staaten hätten den USA sogar dringend empfohlen, den Irakern amerikanische Waffensysteme, inkl. F-16 Kampfjets zu verkaufen, "um sicherzustellen, dass die Iraker so eng an die USA gebunden bleiben, wie wir das sind." Die Golfstaaten wüssten, sagt Pollack, die Iraker könnten in Zukunft keine militärischen Aktion lancieren, ohne Wissen und Bewilligung der USA.

PS:
Statistisch keine Rolle spielt übrigens China. Zur Sicherung und Ausweitung seines Einflussgebietes setzt China nicht auf Waffenhandel, sondern Wirtschaftsdeal, insbesondere im Rohstoffgeschäft.

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