Freitag, 2. Januar 2009

Gaza: Israelische Bodenoffensive

Bild: AP, Archiv: Israelische Panzer in Gaza 2007

Die Militär-Analysten von Stratfor kommen zu einem spannenden Schluss:

Israel, das seit Tagen mit einer Bodenoffensive gegen Gaza droht, versucht alles, diese Offensive NICHT durchführen zu müssen. Die Hamas dagegen unternimmt alles, um Israel zu zwingen, diese Bodenoffensive eben doch zu starten.

Für die Stratfor Experten ist klar, dass Israel seine militärischen Ziele in Gaza mit der Luftoffensive nicht erreicht hat: Die Ausschaltung der wichtigsten Führungsinfrastruktur der Hamas und die Zerstörung der Abschussbasen für die Hamas-Rakete. Wenn Israel diese Ziele erreichen will, dann muss Israel seine Panzer und Soldaten in den Gazastreifen schicken.

"Time favors hamas", schreibt Stratfor. "Alles was Hamas jetzt tun muss, ist, sich auf das Ueberleben seiner wichtigsten Führungskräfte und seiner militärischen 'assets' konzentrieren." Israels Luftwaffe bombardieren gemäss Stratfor zur Zeit Ziele, die aufgrund von Geheimdienstinformationen vor Beginn des Kriegs definiert worden sind. Je länger sich der Luftkrieg hinzieht, desto wertloser werden diese Informationen. Die Hamas haben inzwischen ihre wichtigsten Personen und Waffen verschoben und auch das Kommando über die Kämpfer und deren Waffen an kleine, kaum lokalisierbare Untereinheiten delegiert.

Gemäss Stratfor versucht die Hamas mit ihrem fortgesetzten Rakenet-Beschuss israelischer Städte die Israelis "davon zu überzeugen, dass die Luftkampagne nicht funktioniert" und dass dadurch Israel "gezwungen wird, zum Bodenkrieg überzugehen."
"And that is where things get really messy":

Stratfor: "In einem Bodenkrieg würde Hamas nicht einfach nur auf heimischem Terrain kämpfen, sondern in einer Stadt. Der Gazastreifen ist kein Land, sondern eine Flüchtlingsgemeinschaft, welche seit einer ganzen Generation in einem rechtlichen no-man's-land gewachsen ist. Dies ist nicht ein Flüchtlingslager mit Zelten, sondern eine Stadt mit einer Bevölkerungsdichte fast wie New York, allerdings mit weniger Hochhäusern. Ein Krieg unter diesen Umständen bevorteilt in jeder Beziehung eine irreguläre, vielzählige Kampforganisation wie die Hamas und benachteiligt die technisch hochgerüsteten ('technophile'), aber zahlenmässig limitierten israelischen Einheiten."

Hamas sei daran, seine Kämpfer auf einen Abnützungskampf mit den Israelis vorzubereiten, "when they present themselves as targets". Eines der Mittel, welches Hamas gegen die israelischen Soldaten anwenden wird, sind Selbstmordattentate. Auch die Hamas wissen, schreibt Stratfor, dass die israelische Armee immer empfindlicher für Verluste (tote Soldaten) geworden sei ("causality-averse").

Alle wissen, dass die öffentliche Meinung in Israel sehr schnell gegen die Weiterführung des Krieges drehen wird, wenn israelische Soldaten sterben oder - fast noch schlimmer - in Gefangenschaft geraten. Und enstprechend spielt Hamas auch gezielt diese Karte: Sie droht mit Racheakten gegen israelische Soldaten. «Wir warten auf euch, dass ihr in den Gazastreifen kommt, um euch zu töten oder zu Schalits zu machen», hiess es in einer Erklärung der Hamas unter Anspielung auf den Soldaten Gilad Schalit, der vor zweieinhalb Jahren gefangengenommen wurde.
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