Donnerstag, 27. November 2008

Warum werden keine Dividenden zurückgezahlt?

Die Finanz-Manager stehen weltweit am Pranger, weil sie Millionen an Boni abkassiert haben, während sie ihre Firmen an den Rand des Abgrunds fuhren. Unter dem Druck der öffentlichen Empörung mimen Topmanager Reue. Bisher dato (27.11.08 2200 Uhr) haben z.B. UBS-Manager eingewilligt, 70 Millionen Franken ihrer in den letzten Jahren kassierten Boni zurückzuzahlen. Scheint ja auch in Ordnung. Es waren ja auch Prämien für Verdienste, die sich langfristig als unberechtigt erwiesen haben.

Nur: warum eigentlich richtet sich die ganze Empörung nur gegen die Manager? Wirklich abgesahnt haben in den letzten Jahren zuallererst die Aktionäre, die Shareholder. Warum wird nur die Rückzahlung der Boni der Manager reklamiert? Warum nicht auch die Rückzahlung der Gelder, die als Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet wurden?

Schon länger frappiert mich eine Zahl: Die UBS hat in den ersten 10 Jahren seit ihrer Existenz gut 66 Milliarden Schweizer Franken Gewinn gemacht. Fast genau diese Zahl (68 Milliarden) stellt die öffentliche Hand - und damit wir Steuerzahler - der UBS im Rettungspaket zur Verfügung. Meine Milchmädchenrechnung: Hätte die UBS ihre fetten Gewinne auf die hohe Kante gelegt oder in den Sparstrumpf unter die Matratze gesteckt, hätten sie heute nicht die Hilfe des Staates gebraucht. Der Staat könnte das Geld gut für Dinge gebrauchen, die den Schweizerinnen und Schweizern wirklich zugute kommen.

5 bis 6 Milliarden Franken würden nach Angaben der Experten (u.a. B. Schips, ex-KOF) genügen, um die Schweizer Wirtschaft via ein Konjunkturprogramm wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Die 6 Milliarden fehlen aber, weil der Bund genausoviel Geld in die UBS steckt "zur Stärkung der Eigenmittelbasis der UBS".

Als einen der Gründe, warum die Kantonalbanken heute viel besser dastehen als die Grossbanken, nannte der oberste Chef der Basler Kantonalbank, Willy Gerster, in einem Gespräch mit baz.online die "konservative Politik" der Kantonalbanken: Weniger Gewinne "abzuschöpfen". Anders als die Manager der Geschäftsbanken stünden sie eben nicht so sehr unter Druck, kurzfristig Gewinne zu realisieren und diese laufend abzuschöpfen, um die Bedürfnisse ihrer Shareholder zu befriedigen.

Einen guten Teil der 66 Milliarden Gewinn hat die UBS bis letztes Jahr als Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet. Wieviel genau, schaffe ich nicht auszurechnen. Die Theorie sagt, dass in der Regel 40 bis 60% des Gewinns an die Aktionäre ausbezahlt wird. Die Summe der ausgeschütteten Dividenden wird nie ausgewiesen, sondern jeweils nur der Betrag pro Aktie. Soviel zur Transparenz. Natürlich kann man die genaue Zahl ausrechnen, aber niemand tut das öffentlich, auch nicht die Medien. Wie auch immer:
Die UBS-Aktionäre dürften seit 1998 so zwischen 30 und 40 Milliaren Franken abkassiert haben.

Warum zeigt niemand mit dem Finger auf diese Aktionäre? Warum fordert man nicht von ihnen die Dividende zurück. Wenn die Aktionäre dem Beispiel ihrer Manager folgen würden und ihrerseits wenigstens einen Teil der unberechechtigt abgeschöpften Gewinne zurückgeben würden - sagen wir 10 bis 20 Prozent -, dann wäre die Schweiz die gröbsten Sorgen los. Dann wäre die Konjunktur erfolgreich angekurbelt, es gäbe nächstes Jahr keine Rezession, viel weniger gewöhnliche Leute würden arbeitslos oder müssten auf ihre Ferien verzichten oder .... und die Schweizer Wirtschaft könnte nächstes Jahr wieder Gewinne erwirtschaften, der Staat müsste keine massiven Steuereinbussen in Kauf nehmen .... und die Aktionäre könnten selbst auch wieder höhere Dividenden kassieren.

Aber niemand zeigt mit dem Finger auf die, die wirklich abgezockt haben in den letzten Jahren. Warum werden nicht die Aktionäre in die Verantwortung genommen? Es wirkt doch reichlich zynisch, wenn die Aktionäre der UBS heute dem Rettungspaket der Steuerzahler "zustimmen" und den reuigen Managern für die Rückzahlung der Boni zuklatschen. Die 70 Millionen Boni der Manager sind ein Klacks im Vergleich zu den den 30 - 40'000 Millionen, die die Aktionäre nicht zurückbezahlen.

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