Donnerstag, 9. Oktober 2008

Ojeh, Frau Leuthard

Das Falsche zum falschen Zeitpunkt gesagt.

Wer bloss berät Bundesrätin Doris Leuthard. Wie kommen die Leute dazu, die Wirtschaftsministerin heute im "Tagesgespräch" von Radio DRS zum Thema Finanzkrise auftreten zu lassen. Wenn überhaupt, ist es heute sicher zu spät. Ihre Botschaft: "Nur keine Panik" können wir inzwischen einfach nicht mehr hören.
Nötig gewesen wären ein paar klare, ungeschminkte Worte zur kritischen Situation und konkrete Antworten und Massnahmen zur Beantwortung der realen Fragen, die die Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz beschäftigen. Sparkonti, Arbeitlosigkiet, Altersvorsorge. Und vorallem, was wird getan, um die Krise zu bewältigen?

Das Herunterbeten von Platitüden aus dem liberalistischen Wirtschaftsvokabular verstärkt in einem Moment, wo sich diese Weisheiten als falsch erwiesen haben, die Glaubwürdigkeit unserer Wirtschaftsministerin nicht wirklich.

Da hat die trockene interims-Finanzministerin Widmer-Schlumpf doch etwas besser ausgesehen. Die hat wenigsten ein paar praktische Ansätze gebracht, auch wenn die Aussage "Wir haben Massnahmen für alle Szenarien" doch arg grossprecherisch scheint.

Hatte Frau Leuthard - und ihre Berater - wirklich gedacht, es sei jetzt nötig, eine starke Botschaft zur Sicherung der Grossbanken zu senden? Und dies mit einer Botschaft, die so grosspurig wie unglaubwürdig ist:

Der Bundesrat würde einen Grossbanken-Konkurs in der Schweiz nicht zulassen.

Alle wissen, dass die Schweiz gar nicht genügend Mittel hätte, um die UBS zu retten, falls die wirklich den Bach runter ginge. Sollte dieser Fall wirklich eintreten, wäre die Schweiz auf die Unterstützung der Europäischen Zenralbank (EZB) angewiesen. Das wissen eigentlich auch alle. Offenbar sogar Berater der Wirtschaftsministerin. Sonst hätten sie sie nicht etwas von einem Notfalszenario ("Geheimplan") mit der EZB faseln lassen.

In Bankerkreisen wird dieses Szenario schon länger mit Grauen diskutiert. In der aktuellen Situation würde die Politik mitreden. Und die Banker fürchten, dass sich die Schweizer Politik des Abseitsstehens von der EU und "Rosinenpickens" in den letzten Jahren in einem solchen Fall rächen würde.
Ein persönlicher Bekannter, in einer Topposition im Bankenbusiness, bezeichnete es als "Positivszenario", wenn wir als Gegenleistung für die Rettung der UBS oder der CS durch die Europäer, nur das Bankgeheimnis opfern müssten". Entscheiden würden nicht die Chefs der EZB, welche rational wohl für eine Unterstützung der UBS wären, sondern die Politiker. "Glaubst Du", sagte mir ein anderer Top-Banker, "dass Frau Merkel sich für eine Schweizer Bank stark machen würde? Die ist doch schon froh, wenn sie ihre eigenen Banken ins Trockene bringen kann."

So wohltuend unaufgeregt die bisherige Politik der Bundesbehörden und - Magistraten in Sachen Finanzkrise bisher war, so ungeschickt falsch war dieser Auftritt der Wirtschaftsministerin. Kein gutes Zeichen, denn jetzt sollen ja wieder die Politiker mehr zu sagen haben.

Uebrigens, wer sich das Gespräch und die Aeusserungen unserer Wirtschaftsministerin antun will, kann es hier hören:
rtsp://audio.drs.ch/drs1/echoderzeit/081009_echo_01_mugglin.mp

Keine Kommentare: