Montag, 6. Oktober 2008

Kopftuch: Widerspruch aus der Türkei





Ich habe hier in meinem Blog den Artikel von Seylan Benhabib "Kein Rückschritt, sondern Fortschritt" zur Kopftuchdiskussion in der Türkei besprochen. Jetzt widerspricht ihr ebenfalls auf fr-online die türkische-deutsche Soziologin Necla Kelek. Sie hat eben ihr Buch "Bittersüsse Heimat - Bericht aus dem Innern der Türkei" veröffentlicht. 

Es tut mir leid, darauf bestehen zu müssen: Der von Seyla Benhabib ausgemachte theoretische Fortschritt manifestiert sich im Leben als gesellschaftlicher Rückschritt."
"Es geht nicht darum, ob ein Mädchen mit Kopftuch zur Uni kann, sondern darum, ob sie auf dem Land oder in der Stadt ohne Kopftuch auf die Strasse kann, ohne belästigt oder beschimpft zu werden. Das ist ein schleichender, sich verstärkender Prozess."
Und:
"Wenn die Verschleierung denn eine Frage des Geschmacks und der Mode wäre, die Frau damit glaubt, ihre Identität und Intimität zu wahren, soll sie es tun. So ist es aber nicht. Für die AKP (die Regierungspartei; A.M.) und jene Frauen ist das Kopftuch ihre Fahne, mit der sie die Flagge des Islam zeigen und die gesellschaftliche Norm bestimmen wollen."

Necla Kelek hat in Deutschland im vergangenen März für grosses Aufsehen gesorgt, als sie an der deutschen "Islamkonferenz" bei der es um die Integration der Muslime in der Deutschen Gesellschaft ging, eine Brandrede hielt. 

In einem "Offenen Brief" in der Frankfurter Zeitung hat Necla Kelek dann ihre Position noch einmal unterstrichen und den (fundamentalistischen) Vertretern des "Islamischen Koordinierungsrats", des "organisierten Islams" wie sie es nannte das Recht auf Fürsprache für alle Türken in Deutschland abgesprochen:
"Ich möchte hier, stellvertretend für die nichtorganisierten Muslime in diesem Land sagen, dass wir es Ihnen nicht länger überlassen, in der Oeffentlichkeit zu vertreten, wie und was der Islam in diesem Land sein kann."

Eine entsprechende Diskussion, wie sie Deutschland zu führen versucht, was Integration denn wirklich heisst, ist in der Schweiz noch zu führen.

(Ich muss auf das Thema bald zurückkommen).
.

Keine Kommentare: