Dienstag, 14. Oktober 2008

Doping: Mitschuld der Sportjournalisten

Die internationale Sport (-Funktionärs-) Welt vollbringt zur Zeit wahre Höchstleistungen: Im Kommunikationsbereich.

Täglich kommen neue Doping-"Skandale" ans Licht, die eigentlich nur das bestätigen, was inzwischen alle wissen: Solch sportliche Extremleistungen, wie wir sie im Radsport, der Leichtathletik und in vielen anderen Sportarten bewundern, können nur erbracht werden, wenn dabei auch die Möglichkeiten medizinischer Leistungssteigerung genutz werden. Leider sind die wichtigsten der aktuellen Möglchkeiten in diesem Bereich aber verboten. Sie sind unter dem Sammelbegriff Doping zusammengefasst.

Eine unglaubliche Verdrehung
Die täglich neu auftauchenden Negativmeldungen müssen für die Kommunkationsverantwortlichen des Showbusiness Sport ein Horror sein. Aber sie versuchen tapfer, uns diese täglichen Skandalmeldungen als Positivbotschaften zu vekaufen: Statt der offensichtlichen Botschaft: "Der ganze Showsport ist vom Doping versifft, es hat sich gar nichts verändert in den letzten Jahren", kommunizieren sie: "Die Aufdeckung der Dopingfälle zeigt, dass unsere Methoden zur Dopingkontrolle zu greifen beginnen." Es ist als würde der Feuerwehrkommandant angesichts der sich unaufhaltsam ausbreitenden Waldbrände sagen: "Wir haben jetzt einen neuen Rauchmelder im Einsatz."

Sportjournalisten als Komplizen
Bisher gelingt der kommunikative Dreh nicht einmal schlecht. Dank der willfährigen Komplizität der Sportjournalisten. Es ist wirklich ungalublich, wie sich die Sportjournalisten von den Funktionären instrumentalisieren lassen.
Neustes Beispiel ist der Fall des österreichischen Radprofis Bernhard Kohl unter anderem auf baz.online heute: Im Lead heisst es: "Die strengen Kontrollen im Radsport zeigen Wirkung" und mit dem Titel wird auch die hässliche Kehrseite dieser unsäglichen Verdrehung wieder deutlich: "Bernhard hat sie alle verkohlt". Die fehlbaren Sportler werden als Betrüger an den Pranger gestellt, die Helden, dank denen man  sich in der Oeffentlichkeit gesonnt hat, werden gnadenlos niedergemacht. Sie werden fallen gelasse "wie heisse Kartoffeln".

Mit ihrer Berichterstattung machen sich die Sportjournalisten mitschuldig, dass das Problem nicht wirklich gelöst wird. Sie helfen mit, das weltfremde Bild vom "sauberen Sport" weiter zu zelebrieren. Sie stilisieren Hochleistungssportler zu übergrossen Helden, obwohl sie wissen, dass diese bei näherem Hinsehen, diese Leistungen nur vollbringen können, wenn sie die weltfremden Regeln der Kittelträger systematisch verletzen.

Und Lösung kann nur heissen: Dopingfreigabe ud maximale Transparenz. Und vorallem Freiheit für die Berufssportler, die Freiheit, selbst darüber zu entscheiden, was sie mit ihrem Körper tun. Aber darüber habe ich in diesem Blog schon geschrieben.

Modellfall Cancellara?
Ich bin sehr gespannt auf die Weiterungen im Fall unseres grossen Helden von Olympia, Fabian Cancellara. Alles andere als die Bestätigung des Dopingverdachts wäre eine Überraschung und auch unglaubwürdig. Nur: Wer wird dann noch öffentlich mit ihm auftreten? (Lieber Joggi, wie wirst Du Dich verhalten?) Dieser Fall könnte zu einem Modellbeispiel werden, wie die Medien (und die Funktionäre) mit einem gefallenen Helden umgehen

Mein persönlicher Respekt für die unglaubliche Leistung dieses Berufssportlers wird sich jedenfalls nicht verändern.

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