Dienstag, 14. Oktober 2008

"Blödsinn". Jawoll!

Endlich hat's mal einer gesagt. Einer mit Gewicht. Marcel Reich-Ranicki ist zwar inzwischen ein alter Mann (88), aber er hat das gesagt, was viele denken: Das ist nicht einfach nur unzumutbar, was uns da auf allen deutschsprachigen Kanälen als "Unterhaltung" entgegenplätchert, es ist einfach "Blödsinn" im wahrsten Sinne des Wortes. Es macht unsere Sinne blöd.

MRR hat es schlicht nicht mehr ausgehalten, ob all dem Blödsinn, der da an der Verleihung des deutschen Fernsehpreises präsentiert und prämiert wurde. Und als er schlieslich den Preis für sein Lebenswerk entgegennehmen sollte, hat er ihn schlicht nicht angenommen. Und alle, die schon lange mitgelitten haben applaudieren.
"Ich konnte es einfach nicht mehr aushalten." In einem Interview mit der FAZ erzählt MRR, warum er so wütend war.

Unter den Applaudierende auch Elke Heidenreich, die selbst bei der Aufzeichnung der Sendung im Saal sass. In ihrem empörten Bericht (ebenfalls auf faz.net) formuliert sie vieles, was MRR und viele andere, zu denen ich mich auch zählen möchte. Schlüsselsätze:

"Wir haben uns nur noch geschämt ... Wie jämmerlich die dargebotenen Produkte und Arbeiten in der Mehrzahl waren, wie jämmerlich unser Fernsehen ist, wie arm, wie verblödet, wie kulturlos, wie lächerlich."

"Wieso wird eine unterirdische Sendung wie „Deutschland sucht den Superstar“ zur Besten Unterhaltungssendung gekürt und gibt den Machern die Möglichkeit, frech zu sagen: Da seht ihr es, ihr intellektuellen Schreiberlinge, man liebt uns, und wir machen weiter?"

"Er (MRR) ging nach ein paar lächerlichen, banalen und eher demütigenden Sätzen von Gottschalk, die wohl die Laudatio sein sollten, schwerfällig, gestützt, an das Rednerpult und war dann ganz der Gott des Donners und des Zorns, den wir an ihm kennen und lieben."

"Er nehme den Preis nicht an, basta"

"Was das hier sei. Wo man ihn hier hingeschleppt habe. Was er sich da seit Stunden ansehen und anhören müsse. Eine Zumutung. Er solle hier geehrt werden. Hier? Von wem? Für was? Wo ist hier auch nur eine Ahnung von Kultur und Bildung? Er nehme diesen Preis nicht an."

"Wunderbar. Danke auf ewig."

"...dann wurde er herausgeführt aus der Hölle dieser Halle, und der Moderator sagte, nun wörtlich: „So, jetzt sind wir wieder unter uns und können weitermachen.“ Klar. Der Kritiker, der Spielverderber ist weg, nun ziehen wir unsere hirnlose Scheiße durch bis zum Schluss."

"Man schämt sich, in so einem Sender überhaupt noch zu arbeiten. Von mir aus schmeißt mich jetzt raus, ich bin des Kampfes eh müde. Ich schäme mich, ich entschuldige mich stellvertretend für alle Leidenden an diesen Zuständen."

Danke, Frau Heidenreich.

Und Marcel Reich-Ranicki bleibt unverwüstlich, optimistisch. Im faz.net-Interview sagt er heute:
"Ich glaube schon, dass es eine Debatte über das Niveau unserer Programme geben wird. Aber dass die so nötige Programmänderung bevorsteht, das glaube ich leider nicht – es sei denn, unser Publikum, das bessser ist als sein Ruf, nimmt sich der Sache ernsthaft an und wird nicht aufhören, von Intendanten und Programmleitern zu verlangen, was ihm vorenthalten wird: ein anspruchsvolles Fernsehprogramm."

Inch'allah.....

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.