Dienstag, 28. Oktober 2008

Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst


NZZ-Online rezensiert den neusten Bericht der OECD über die zunehmende Ungleichheit in den Industrieländern unter dem Titel:
Die Schere öffnet sich

Eine neue OECD-Studie belegt, dass die Schere zwischen Arm und Reich sich im Laufe der letzten 20 Jahre geöffnet hat. Auch in der Schweiz ist das Phänomen der «Working Poor» verbreitet. Laut der Studie beeinträchtigt starke Ungleichheit die gesamtwirtschaftliche Leistung.
Für die Industrienationen im allgemeinen belegt der OECD-Bericht aus offizieller Warte, was bisher in der politischen Diskussion viele vermutet haben:
  • Die Kluft zwischen Reich und Arm hat zugenommen. Die Zahl der Armen hat zugenommen. Die Einkommen der Reichen haben im Vergleich zu mittleren und niedrigen Einkommen abgehoben.
  • Alte Leute sind seltener von Armut betroffen als früher. Junge Erwachsene und Familien mit Kindern sind öfter von Armut betroffen. Von Armut besonders betroffen sind alleinerziehende Mütter und ihre Kinder sowie Arbeitslose mit geringer Ausbildung.
  • Arbeit schützt nicht vor Armut: Mehr als die Hälfte der armen Haushalte verfügen über ein oder zwei allerdings unzureichende Arbeitseinkommen.
  • Öffentliche Dienste vermindern die Ungleichheit, weil sie auch Ärmeren den Zugang zu Bildung und Gesundheitswesen ebnen. Indirekte Steuern (z.B. die Mehrwertsteuer) verstärken die Ungleichheit, weil sie die Armen stärker belasten als die Reichen.
Spannend ist eine interaktive Grafik dazu auf der Homepage der OECD, in der nicht nur jedes einzelne Land bezüglich seiner Ungleichheit dargestellt wird, sondern auch die Veränderung dieser Ungleichheit mit einer bewegten Grafik.
So sieht das z.B. für die Schweiz aus. (leider nicht als Video auf diesen Blog zu bringen, aber hier ist es aktiv zu finden)
Die OECD-Studie basiert auf Zahlen von 2005/2005. Die Auswirkungen der aktuellen Finanzkrise sind dabei natürlich nicht berücksichtigt. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass diese die Ungleichheit verstärken wird.

Negativ-Trend auch in de Schweiz
Natürlich stimmt, was nzz.online schreibt: "Insgesamt sind die Haushaltseinkommen in der Schweiz aber deutlich gleichmässiger verteilt als im Durchschnitt, die Einkommensspreizung ist geringer, wie aus der OECD-Studie «Growing Unequal?» hervorgeht."

Doch auch bei uns geht die Schere ständig weiter auf und die überdurchschnittliche Beschleunigung der Unterschiede zwischen oben und unten im Nachbarland Deutschland, kann ein Zeichen dafür sein, was auch bei uns kommen wird.
Immer weniger Deutsche aus der unterschicht, schaffen den Durchbruch nach oben, immer mehr Leute asu der Mittelschicht sinken ab. Bis 2020 wird in Deutschland gemäss einer Studie von McKinsey nicht einmal mehr die Hälfte der Menschen über "ein Einkommen auf Durchschnittsniveau" haben.

Ungleichheit gleich Unsicherheit
Im grösseren Zusammenhang ist die Entwicklung beunruhigend.
Bei Schwellenländern (Brasilien, Indien, etc.) gilt die Vergrösserung der Mittelschicht als klares Zeichen des Fortschritts und der zunehmenden Stabiliserung eines Landes.
Natürlich gilt auch der Umkehrschluss: Eine grössere Ungleichheit verschärft die sozialen Probleme, führt zu Instabilität, vermehrter Kriminalität und ist ein gefährlicher Nährboden für Populismus. Die Soziologen haben schon ganze Bücher darüber geschrieben.

Krise trifft vorallem die Mittelschicht
Präsidentschaftskandidat Barack Obama hat ein Programm zur Rettung der Mittelschicht initiiert. Nicht nur, weil diese Schicht in den USA immer noch die meisten Wählerstimmen bringt, sondern weil diese tatsächlich durch die Finanzkrise massiv bedroht ist. "Die Finanzkrise ruiniert die Mittelschicht" titelt welt.online eine aufschlussreichen Artikel über die Verhältnisse in de USA. Doch dies Geld genauso fü Deutschland und - wie immer in etwas abgeschwächter Form - auch für die Schweiz. Eine Rezession führt zwangsläuifg zu höherer Arbeitslosigkeit, zu einem Kaufkraftverlust und zu mehr Sozialfällen. Doch für die wirklich Armen in der Schweiz sorgt ein sehr gutes System von Sozialhilfebeiträgen, sei es in Form von direkter Unterstützung oder Vergünstigungen (z.B. Verbilligung Krankenkasse, keine Steuern, etc.).
Auch die Reichen können in der Krise von ihren Reserven zehren und vorallem geben sie einen wesentlich kleineren Anteil des ihnen zur Verfügung stehenden Geldes für ihren unmittelbaren Lebensunterhalt aus und häufig bezahlen sie unverhältnismässig wenig Steuern.

Schweiz: Cash-cow Mittelschicht
Das Geld holt der Staat auch in der Schweiz bei der Mittelschicht. Sie bezahlen mit Abstand am meisten Steuern, haben die höchsten Krankenkassenprämien, zahlen die höchsten Mieten, usw.. Belegt wurde dies bereits 2004 im Bericht über die "Einkommens- ud Vermögensverhältnisse in der Schweiz" des Bundesamtes für Statistik nachgewiesen und diese Trend der "Wohlstandsumverteilung" zu Ungunsten des Mittelstandes hat sich seither verstärkt und würde durch eine Finanzkrise noch weiter akzentuiert.

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