Sonntag, 23. Januar 2011

Iran/Nahost: Die Atomfrage ist bloss ein Nebenkriegsschauplatz

Dies ist der erste Teil der kleinen Contextlink-Serie zu den "gescheiterten Verhandlungen zur iranischen Atompolitik". Folgt  Teil 2: "Warum Israel die iranischen Atomanlagen NICHT bombardieren wird." und Teil 3: "Wikileaks: Das andere Bild der Atomverhandlungen gegen den Iran."


"Verhandlung um iranisches Atomprogramm in Istanbul (erneut) gescheitert." "Ergebnislose Atomgespräche mit dem Iran. Teheran zeigt sich wenig kompromissbereit." 

Der  Tenor in den westlichen Medien ist seit Jahren derselbe: Die bösen Iraner wollen die Atombombe. Die sturen Mullahs geben keinen Millimeter nach in den Nuklear-Verhandlungen. Trotz anhaltenden und schmerzhaften Sanktionen.
Doch immer häufiger dringen jetzt auch verlässliche Informationen durch, die ein ganz anderes Bild vermitteln. Hier die zentralen Aussagen der Quellen, die ich im meiner sehr beschränkten Recherchierzeit regelmässig konsultiere - in Stichworten: (Ich werde versuchen, einiges davon in weiteren Posts noch ausführlicher zu behandeln.)
  1. Der Iran wird nach dem Abzug der USA aus dem Irak Ende dieses Jahres definitiv die dominierende (militärische) Macht im Nahen Osten sein und zwar auch ohne Atombombe. 
  2. Die Iraner haben deshalb schon mehrfach Hand zu einem echten Kompromiss geboten. Den Mullahs geht es aber um die innenpolitische Gesichtswahrung. 
  3.  Es ist der Westen – unter dem massiven Druck seiner arabischen Verbündeten - der einen möglichen Kompromiss bisher verhindert hat.
  4.  Saudiarabien forciert die Atomfrage, um die USA in einen Krieg gegen den Iran zu drängen. Denn neben der militärischen Dominanz des Iran fürchten die (sunnitischen) Saudis die (schiitischen) Perser als kulturelle Konkurrenten. Es geht auch um die Führung in der Umma, der islamischen Glaubensgemeinschaft. Das alte Schisma der Sunniten und der Schiiten. 
  5.  Israel spielt nur noch eine marginale Rolle, bleibt aber ein Sicherheitsrisiko.
  6. Die Türken spielen eine überragende Rolle in Nahost. Sowohl als Vermittler (und Geschäftemacher) zwischen den konkurrierenden Parteien im Nahen Osten selbst, wie auch als Vermittler zwischen der arabischen und der westlichen Welt.

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