
Die Politik ist gefragt. Oder mehr noch Persönlichkeiten, die Ideen haben, die uns Perspektiven aufzeigen. Die Schweiz braucht eine Vision. Wo will sie hin? Wo stehen wir in der künftigen Welt? In Europa?
Diese Vision fehlt. Klar ist aber: Rückwärtsgewandt hat ausgedient. Die Schweiz braucht eine neue Identität. Vorwärtsgewandt, den aktuellen und kommenden Bedürfnissen unseres kleinen Landes in der globalisierten Welt angepasst.
Damit aber taugen auch die alten Geschichten nicht mehr, die unsere Landesväter im vorletzten Jahrhundert im Bemühen um die Bildung der Nation Schweiz erfunden haben und die von rechtskonservativen Kreisen noch heute beschworen werden. Die Geschichte der Schweiz in den Schulbüchern muss neu geschrieben werden. Die Tells und Winkelrieds gehören definitiv nach Ballenberg oder gleich ins Kuriositätenkabinett.
Die Schweiz braucht eine neue Erzählung - „narrative“ auf englisch. Es muss eine Geschichte der städtischen Schweiz sein, nicht mehr des ländlich-alpinen Raums. Das Réduit hat ausgedient. Es muss nicht nur raus aus den Schulbüchern, sonder auch raus aus den Köpfen.
Gefragt sind Offenheit, Anpassungsfähigkeit, Innovation und Vernetzung.
Eine neue Geschichte braucht aber auch neue Helden und Legenden, Vorbilder, an denen wir uns orientieren können. Neue Leitfiguren, die dem entsprechen, was die künftige Schweiz braucht.
Neue Helden also. Das ist nicht wirklich schwer. Tatsächlich sind auch einige alte Helden weiter brauchbar. Ihre Geschichte muss nur etwas anders erzählt, der Akzent in ihrer Geschichte muss anders gesetzt werden. Es sind Helden mit Eigenschaften, die unser Land geprägt haben. Qualitäten, die es möglich gemacht haben, dass wir da sind, wo wir heute stehen: Dass wir nach wie vor mit zu den Allerprivilegiertesten dieser Welt gehören. Mit ausgezeichneten Perspektiven, dass dies auch in Zukunft noch so sein wird.
Diese zentrale Eigenschaft ist die Anpassungsfähigkeit, der Opportunismus. Die Fähigkeit zur Vernetzung, ständig neue Allianzen zu schmieden, komplexe Zusammenhänge zu verstehen und Entwicklungen früh zu erkennen. Einfluss nehmen, den wichtigsten Playern dienen, sie beraten und beeinflussen. Viele Fäden zusammenzuführen und zusammenzuhalten.
Das ist meine Liste der neuen und alten Helden. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Natürlich find’ ich das besonders reizvoll und kokett: Nicht nur das alte Feindbild Habsburg als Vorbild, sondern auch noch eine Frau als Ausgangspunkt:
Die grosse "Aargauerin", Enkelin des ersten Habsburgerkönigs Rudolf I., Tochter des bei Windisch ermordeten Deutschen Königs Albrecht I. Mit 15 an den Ungarnkönig Andreas III. verheiratet. Nach ihrer Rückkehr in den Aargau 1317 hat sie von Königsfelden aus die Fäden des Habsburgerreichs zusammengehalten und sehr nachhaltig zur gedeihlichen Entwicklung des Raumes der heutigen Schweiz beigetragen, von Luzern über Zürich und das Mitteland bis ins Elsass. Sie soll sehr beliebt gewesen sein in der Bevölkerung. Hochvereehrt bis sie der Glarner Geschichtsschreiber Aegidius Tschudi im 16. Jahrhundert zum Feindbild geschrieben hat.




Einer der vielen deutschen Immigranten, liberaler Vorkämpfer und Volksaufklärer. In Napoleons "Helvetischer Republik" Leiter des „Bureaus für Nationalkultur“. Später als Präsident der Helvetischen Gesellschaft setzte er sich offen für eine Reform der Schweiz in liberalem Sinn ein.




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