Freitag, 26. März 2010

Fussball. Der Fall Stocker: Eine verpasste Chance


Der Sport könnte in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle spielen: als Vorbild und Wertevermittler. Wiedereinmal hat er eine Chance verpasst, diese Rolle wahrzunehmen.

Jeder Trainer, jeder Sportler und jeder Fan hat Verständnis dafür, dass ein junger Spieler wie Valentin Stocker - von seinen Gegenspielern ständig drangsaliert und provoziert - so ausrasten kann, wie dies in St.Gallen letzte Woche zu sehen war. Aber alle wissen auch, dass seine Racheaktion trotzdem nicht tolerierbar war und damit bestraft werden müsste.

Ich kann die Kommunikationspolitik des FC Basel nicht verstehen. Bei allem Verständnis für das Bemühung, sich in der Öffentlichkeit schützend vor seinen Jungstar zu stellen: Es ist objektiv falsch, unglaubwürdig und schädlich für den Sport. (Ich bin mir im übrigen fast sicher, dass FCB-intern schon jemand ein sehr ernstes Wort mit dem jungen Mann gesprochen hat.)

Statt die objektiven und offensichtlichen Tatsachen (siehe SF-Video)  zu beschönigen oder gar zu leugnen, hätte der FCB und Valentin Stocker sogar jede Menge Punkte buchen können, für sich selbst und den Sport insgesamt.

So hätte das laufen können/müssen:

Trainer Fink hätte sich den jungen Spieler nach dem St. Gallen-Spiel zur Brust nehmen müssen: So nie mehr, Junge, du schadest der Mannschaft und Dir selbst.
Vielleicht hätte sich der Jungstar dann im nächsten Match gar nicht mehr zu dem üblen Foul an FCZ-Stahel hinreissen lassen. Aber spätestens nach diesem Foul hätte der Trainer sofort reagieren müssen und als öffentliches Zeichen seinen Schützling auswechseln müssen.

Der FCB-Vorstand hätte aufgrund einer Empfehlung des Trainers den Spieler Stocker unabhängig vom Urteil des für 2 Spiele sperren und den Spieler persönlich vor die Medien schicken müssen mit einer doppelten Auftrag:
  • Seine Sanktionierung durch den Verein selbst bekannt zu geben und gut zu heissen  
  • und sich öffentlich für sein Fehlverhalten zu entschuldigen.
    Stocker hätte seine Emotionalität mit den unablässigen, teils unfairen Attacken seiner Gegen-Spieler erklären dürfen/sollen. Gleichzeitig hätte er aber auch klar machen sollen, dass dies nicht rechtfertige, dass er als Profi mit hohen Ansprüchen und Vorbildfunktion so ausraste und die Gesundheit eines Sportskollegen gefährde.

    Die Wirkung eines solchen Auftritts des jungen Nationalspielers wäre umfassend gewesen:
    • Valentin Stocker hätte sich damit bereits im Alter von 21 zu einer Ikone des Schweizer Fussballs, zu einem Vorbild für die Sportbewegung in der Schweiz gemacht. Alle hätten den Hut gezogen.
    • Trainer Fink hätte sich eine einmalige, nachhaltige Position im Schweizer Fussball/Sport erworben
    • und der FC Basel hätte sich weiter profiliert als Vorzeigeverein der Schweiz, der seine Verantwortung über das Spielfeld hinaus wahrnimmt.
    Schade für die verpasste Chance.

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