
Im internationalen Rohstoffgeschäft gilt schon länger das Motto "fressen und/oder gefressen werden." Zur Zeit geht es allen im Business schlecht, weil die Rohstoffpreise wegen der Wirtschaftskrise im Keller sind. Alle Bergbauunternehmen sind von feindlichen Uebernahmen bedroht, (fast) alle sind aber gleichzeitig selbst Angreifer und bedrohen Konkurrenten.
Ein aktuelles Beispiel ist die britisch-schweizerische Xstrata mit Sitz in Zug.

Anlässlich der Präsentation des Halbjahresergebnisses 2009 letzte Woche (4. August) hat die Xstrata den folgenden Chart präsentiert und auf die Firmenhomepage gestellt: Die Umsatzstärksten Unternehmen im Welt-Minen-Geschäft. Zu beachten, die Marktposition der Xstrata nach der angestrebten Fusion mit der AngloAmerican:

Jetzt greift Xstrata einen der traditionellen Top-Player im Bergbaubusiness an, die britisch-südafrikanische Anglo American.

Ein Mega-Unternehmen gebaut auf Milliarden Schulden
Offiziell ist das Angebot, das Mick Davis der AAC Ende Juni unterbreitet hat, eine "Fusion unter Gleichen". Gleich sind nicht nur - in etwa - die aktuellen Umsätze der beiden Unternehmen, gleich gross - gigantisch gross - ist auch die aktuelle Verschuldung: Die Xstrata sitzt aktuell auf einem Schuldenberg von sage und schreibe 13 Milliarden Dollar, bei der AAC sind es "nur" 11 Milliarden.
Nichts kann aus meiner Sicht den kranken Zustand der Weltwirtschaft besser illustrieren als dieser Umstand, dass zwei total verschuldete Unternehmen zur Sicherung ihres Bestandes nicht zuerst einmal versuchen, ihre Schulden zu reduzieren, sondern im Gegenteil offenbar über Mittel verfügen, die es ihnen erlauben, maximal in die Offensive zu gehen und neue Milliardengeschäfte zu tätigen.

Mit dem Merger Xstrata/Anglo American würde ein Unternehmen mit einem Umsatz von rund 54 Milliarden US-Dollar entstehen (Zahlen Basis 2008), fast so gross wie die Welt Nummer 1 BHP Billiton. Die Fusion der australischen BHP mit der britischen Billiton 2001 hat gezeigt, dass so eine Elephantenhochzeit tatsächlich nicht nur grosse Synergieeffekte im Sinn von Ersparnissen beim Betrieb bringen kann, sondern auch eine krisenresistentere Position im Markt.
Politischer Widerstand
Trotzdem reagiert man in der Konzernzentrale in London und vor allem in Südafrika selbst sehr alarmiert auf die Offerte aus der Schweiz. Der Staat Südafrika ist nicht nur ein wichtiger Aktionär der Anglo, die AAC ist schlicht ein Teil von Südafrika, Teil seiner Identität und einer der wichtigsten Arbeitgeber. Anglo American und DeBeers sind so etwas wie die Kronjuwelen Südafrikas.


Rohstoffmacht Schweiz
Es ist also sehr gut möglich, dass ein Unternehmen aus der rohstoffarmen Schweiz, bald das Sagen in einem Schlüsselbereich der südafrikanischen Wirtschaft hat.

Einer der ganz grossen Profiteure des Deals wäre eine andere Schweizer Firma, umsatzstärkstes Unternehmen der Schweiz (vor Nestlé und Novartis!) und grösster Rohstoffhändler der Welt: die Glencore mit Sitz ebenfalls in Zug (genau in Baar ZG).
Glencore ist mit 35% Aktienanteil nicht nur der grösste Teilhaber an der Xstrata, sondern ihr Verwaltungsratspräsident Willy R. Strothotte ist auch der oberste Boss der Xstrata. Die Xstrata ist eine Tochter der Glencore. In der Rohstoff- und Finanzwelt weiss man denn auch, dass der eigentliche Strippenzieher der andauernden Xstrata-Offensive - und ihre finanzielle Absicherung - die Glencore ist. (Dazu möchte ich aber eine separaten Contextlink-Beitrag verfassen.)

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