Bild: Getty Images/Stratfor
Die Schweiz hofft, dank dem "Befreiungsschlag" in Sachen Bankgeheimnis werde jetzt der Druck der konkurrierenden Finanzmärkten abnehmen. Das könnte sich aber schnell als Illusion erweisen. In den USA denkt man offenbar gar nicht daran:
Die der US-Regierung nahestehende "Geheimdienst"-Agentur Stratfor nennt die Interventionen am Devisenmarkt schlicht "Abwertung des Schweizer Frankens" und macht der Schweiz deshalb eine düstere Prognose: Die EU werde die Schweiz schon am Vorbereitungstreffen der Finanzminster am 14. März und dann definitiv am G20-Gipfel am 2. April in London "ins Fadenkreuz" nehmen.
"Die globale Finanzkrise dürfte anlässlich der Versammlung der Weltleader in London ihr erstes offizielles Teeren und Federn erleben" ("The global financial crisis may have its first official tarring and feathering come the assembly of world leaders in London"), schreibt Stratfor.
Das Vorgehen der Schweiz nennt Stratfor "Great Depression-style tactics", eine Taktik im Stile der Grossen Depression. Diese werde in den anderen Teilen Europas aber "nicht mit Wohlwollen" gesehen und die Schweiz müsse "mit Konsequenzen" rechnen beim kommenden G20-Gipfel Anfang April in London.
Technisch versteht Stratfor die Gründe für die Abwertung des Frankens zur Wiederankurbelung der Exporte, auf welche die Schweiz so dringend angewiesen ist, und nicht zuletzt auch als Massnahme um einer drohenden Deflation entgegenzuwirken.
Die Schweiz sei gefangen in der Falle des Carry Trade (ein Hintergrund dazu hier und hier) Vor allem in Osteuropa wurden Milliardenkredite in Franken (die Rede ist von 200 Milliarden, Zahlen hier) ausgegeben, die jetzt nicht bezahlt werden können. Es trifft das ein, wovor Nationalbankdirektor Jean-Pierre Roth schon 2006 in den internationalen Medien gewarnt hat. Weil die lokalen Währungen in Osteuropa jetzt wegen der Finanzkrise laufend an Wert verlieren, werden die Schulden zum Beispiel der ungarischen Hausbesitzer in Schweizer Franken von Tag zu Tag teurer. Gleichzeitig steigt aber der Wert des Schweizer Frankens zum Schaden der Schweizer Exportwirtschaft.
Bereits im Januar hat die Schweizer Nationalbank deshalb rund 10 Milliarden Franken nach Polen geschickt, um die polnische Währung Zloty zu stützen. Es hat wenig genützt. Und die Lage ist sehr ernst. Es gibt Wirtschaftsexperten in der Schweiz, die gar von einem "drohenden Bankrott der Schweiz" reden.
Deshalb jetzt die Abwertung des Frankens durch die Nationalbank. Zynisch sagt Stratfor dazu, es sei "zweifelhaft, ob sich die Schweiz damit Sympathien bei ihren Nachbarn finde."
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