
Also sprechen wir es aus: Wir - Europa und nicht zuletzt auch die Schweiz - brauchen Deutschland als Führungsmacht. Jetzt. Dringend.
Natürlich hat Europa schwer unter Deutschland gelitten, seit sich die Deutschen 1871 zu einer "Nation" vereint hatten.

verhindert. Mit der Wiedervereinigung 1989 ist Deutschland definitiv das geworden, was seiner "natürlichen" Position in Europa entspricht: "Es besteht kein Zweifel, Deutschland ist die wichtigste Macht in Europa", akzeptiert sogar die "Internationale Politik", das Publikationsorgan der Deutschen Gesellschaft für auswärtige Politik. Nicht-deutsche Experten durften diesen objektiven Tatbestand (Wirtschaft, Bevölkerung, Geographie) schon länger aussprechen.

Deutschland hat genug Busse getan. Es ist an der Zeit, dass die Deutschen ihr schlechtes Gewissen überwinden. Deutschland muss jetzt die sich aus seiner realen Macht ergebende VERANTWORTUNG in und für Europa übernehmen.
Deutschland soll Osteuropa vor dem Bankrott retten
Zuerst - das schreibt die Zeit in ihrer jüngsten Ausgabe eindrücklich - geht es darum, die EU in der aktuellen Wirtschaftskrise zusammenzuhalten. Der in der Schweiz zur Zeit wenig beliebte Deutsche Finanzminister, Peer Steinbrück, hat es auf den Punkt gebracht: Notfalls muss Deutschland anderen europäischen Ländern finanziellen Beistand leisten.
In seinem Zeit-Artikel "Geld für die Sünder" fordert Mark Schieretz: "Nötig ist eine Koalition zahlungskräftiger Länder, die unter Einbindung des Internationalen Währungsfonds Finanzhilfen bereitstellt. Deutschland müsste eine zentrale Rolle spielen, denn es gilt am Kapitalmarkt noch als guter Schuldner und kann sich relativ problemlos Geld borgen."
Deutschlands Macht liegt im vereinten Europa
Die Forderung Steinbrücks ist durchaus auch gesteuert vom Eigeninteresse Deutschlands, deren Banken überlebensgefährdende Verluste erleiden könnten, wenn ganze Staaten in Osteuropa Bankrott gehen. Aber Deutschland scheint heute auch zu verstehen, dass seine Stärke in einem vereinten Europa liegt.
Die Staatschefs der EU-Mitgliedstaaten ringen zur Zeit am Krisengipfel in Brüssel um Einigkeit, denn der bisherige Verlaufe der weltweiten Wirtschaftskrise hat die Schwäche Europas deutlich an den Tag gebracht: In der Not ist sich jeder selbst der Nächste. Während andere Grossmächte wie die USA oder China zentralistisch und schnell entscheiden können, sind die Entscheidungswege in der EU kompliziert und langwierig. Grund: Jede Regierung bastelt sich auf die Schnelle ihr eigenes Regierungsprogramm.
Die europäischen Staatschefs sind nicht frei von den politischen Zwängen in ihrem Heimatland - denn dort müssen sie wieder gewählt werden -, doch immer mehr scheint sich in Europa die Erkenntnis durchzusetzen, dass diese Krise nicht mit protektionistischen Alleingängen gemeistert werden kann. Und da muss Deutschland als Führungsmacht vorangehen, eben zum Beispiel mit einer namhaften finanziellen Unterstützung Ungarns, Polens, Litauens oder Serbiens. Notfalls auch ohne die Hilfe der EU-Partner.
Finanzminister Steinbrück als Retter der Schweizer Banken?

Deutschland muss sich von den USA emanzipieren
Nur wenn sich Europa in dieser Krise als Einheit beweist, wird es trotz Finanzkrise fähig sein, im aktuellen Kampf um die neue Weltordnung eine bedeutende Rolle zu spielen.

Insbesondere gegenüber den USA wird sich Deutschland emanzipieren müssen. Erste Versuche machte Bundeskanzlerin Merkel im letzten Herbst, als sie offen gegen die US-Pläne für eine Erweiterung der NATO auf die Ukraine und Georgien eintrat. Das hat den Amerikanern damals mächtig Eindruck gemacht.
Inzwischen scheint sich zu verdeutlichen, dass Europa aufpassen muss, nicht in den Sog einer neuen amerikanisch-russichen Eiszeit zu geraten. Europa und speziell Deutschland ist nicht nur noch einige Jahre von den Gaslieferungen Russlands abhängig, auch die Geschichte zeigt, dass es nicht zuletzt im Interesse Deutschlands ist, Ruhe an der Ostfront zu haben.
Offensive Mittelmeer/Nahost: Weniger Israel, mehr Türkei
Befreien muss sich Deutschland auch von seiner einseitigen Israelpolitik. Hier ist die Ueberwindung des in der Geschichte liegenden Schuldgefühls noch schwieriger, aber spätestens der jüngste Gazakrieg hat gezeigt, dass die aktuelle Politik Israels den Interessen Europas, ein rasches Einvernehmen mit der islamischen Welt, im Weg steht.
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