Sonntag, 1. Februar 2009

Goodnews: Gorillas Krieg Kongo

Photograph courtesy Gorilla.cd
Das Bild zeigt 3 Gorilla-Babies aus der 33köpfigen Familie des "Silberrückens" Kabirizi im Virunga-Nationalpark im Nordkivu, aufgenommen vor wenigen Tagen von der kongolesischen Parkbhörde. Dazu die offizielle Info: Es gibt heute mehr Gorillas als vor den Krieg. Die Population der Berggorillas im Virunga Park ist seit August 2007 von 72 auf 81 gewachsen.

Dies ist eine erfreuliche Überraschung - National Geographic nennt sie "spectacular". Gleichzeitig wirft die positive Neuigkeit ein schräges Licht auf die laute, alarmistische Propaganda verschiedener Umwelt- und Tierschutzorganisationen in den letzten Monaten, die die Weltöffentlichkeit glauben machen wollten, die Gorillas würden von den hungrigen Soldaten des Bürgerkriegs ausgerottet.
Und jetzt das: 10 neue Gorillababies seit August 2007 mitten im Bürgerkrieg.

Tier- und Pflanzenschutz ist auch ein grosses Business. Millionen von Spendengeldern werden im Westen gesammelt, dank immer neuen Horrorstories über aussterbende Tierarten - besonders anrührend und spendenträchtig sind Grosssäugetiere wie "Menschenaffen" oder Elefanten - oder reisserische Stories über die Zerstörung des "natürlichen" Regenwaldes als Lebensraum dieser Wildtiere. Tatsächlich ist das ein ernstes Problem, tatsächlich werden immer wieder auch seltene Gorillas getötet. Aber die hochemotionale Werbung der Wildlife-Pressure-Groups nimmt es mit der Wahrheit nicht immer allzu genau.
Tier- und Umweltschutz ist heute auch ein grosses Business. Schon die wohl berühmteste Gorillaforscherin, Dian Fossey hat sich deswegen mit ihren wichtigsten Sponsoren (u.a. National Geographic) überworfen.

In den USA kursieren seit Jahren Verschwörungstheorien, unter dem Deckmantel des Tierschutzes und der Nationalparks würden im Kongo schmutzige Rohstoffgeschäfte gemacht und Bürgerkriegsparteien finanziert.

Da gibt es zum Beispiel die Geschichten und Verdächtigungen rund um Walter Kansteiner III, welche u.a. auch in der Huffington Post veröffentlicht wurden. Kansteiner ist einer der wirklich Grossen der US-Afrika-Beziehungen. Er war einer der Köpfe des Afrika-Büros der Clinton-Administration und zum Beispiel Clintons persönlicher Repräsentant am G8-Afrika-Prozess.
Kansteiner ist auch einer der Direktoren der mächtigen NGO "African Wildlife Foundation". AWF ist unter anderem die wichtigste Partnerorganisation der Gorilla-Schutz-Organisationen (u.a WWF, Dian Fossey Gorilla Fund, Jane Goodall Institute). Kansteiner ist aber gleichzeitig eine der wichtigsten Figuren im amerikanisch-afrikanischen Rohstoffgeschäft. U.a. ist er einer der Direktoren der Rohstoffgesellschaft Moto Gold Mines, welche unmittelbar nördlich des Virunga-Parks in der Provinz "Orientale" grosse Minen betreibt, für welche sie als eine der ersten westlichen Firmen eben von kongolesischen Staat eine neue Konzession erhalten hat.
Kansteiner ist auch Mitglied des Verwaltungsrats des "Africa Conservation Fund", welche wiederum die Organisation WildlifeDirect betreibt. Diese Organisation, welche unter anderem von National Geographic und dem Frankfurter Zoo gesponsert wird, gilt bei den amerikanische Verschwörungstheoretikern als "Söldnertruppe". Tatsächlich fungieren ehemalige, westliche Berufsmilitärs im Auftrag von WildlifeDirect als Ausbildner für Rangers der kongolesischen Parkbehörde ICCN. Der freie Journalist und Filmemacher Claudio von Planta (ein Basler in London) hat darüber 2006 eine (unkritische) Reportage gedreht:



Die ganze Wildlife-Szene wäre eine grössere Recherche wert. Tatsächlich scheint da einiges nicht ganz koscher zu sein, auch wenn die amerikanischen Presseberichte dazu etwas gar skandalverliebt-konspirativ wirken.

Jedenfalls haben die Wildlife-Pressure-Groups zuerst die Hutu-Milizen des Gorilla-Genozids verdächtigt und dann die Truppen des von Ruanda gesteuerten Rebellengenerals Nkunda. Doch plötzlich galt Nkunda in den Publikationen der westlichen Lobbygruppen als Beschützer der Gorillas, und als er Mitte Januar überraschend von den Ruandern verhaftet wurde, machte sich unter anderem National Geographic grosse Sorgen, die Gorilla-Projekte könnten jetzt wieder schutzlos sein. Tatsächlich belegen die aktuellsten Zahlen über die Zunahme der Gorilla-Population im ehemaligen Rebellengebiet, dass die Soldaten Nkundas diesen zumindest keinen Schaden zugefügt haben.

Diese Positivmeldung über die Gorillas kann aber auch eine Bestätigung für einen Teil der Verschwörungstheorien sein. Es ist aber viel naheliegender, dass die mächtigen Hintermänner der Wildpark-Organisationen ihre exzellenten politischen und wirtschaftlichen Beziehungen genutzt und dafür gesorgt haben, dass die Affenpopulation im Virungapark verschont blieb.
Brisant wäre das trotzdem: Es würde belegen, wie einflussreich diese Leute sind. Dass sich das positiv für die Gorillas auswirkt, ist wunderbar. Aber genauso können diese Leute auch gleichzeitig ihre Interessen im Rohstoffbusiness wahrgenommen haben. Und: Wenn sie wollten, könnten sie wohl auch die schier endlosen Bürgerkriege im Kivu mit alle seinen Massakern, Vergewaltigungen und Vertreibungen beenden oder zumindest Wesentliches dazu beitragen.

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