Montag, 26. Januar 2009

Chaos im Kongo. Oder Start zur Auferstehung?

Bild: Getty Images/AFP

"There are huge things going on in the Congo now!", schreibt Robert Stewart in seinem neusten Mail an mich. Immens Wichtiges passiert zur Zeit im Kongo, von grösster Relevanz nicht nur für Afrika, sondern für die ganze Welt.
Doch niemand scheint zu wissen, was wirklich abgeht, auch nicht Robert Stewart, trotz seiner Insiderrolle, seinen vielfältigen Kontakten im Rohstoffbusiness und bis in die Regierungsspitze in Kongos Hauptstadt Kinshasa.

Im Kongo herrscht das Chaos. Erneut stehen fremde Truppen im Kongo. Zwischen 5 und 7000 Soldaten der regulären ruandischen Armee haben an der Ostgrenze des afrikanischen Riesenstaates Kongo die Grenze überschritten. Mit dem Einverständnis des kongolesischen Staatspräsidenten Joseph Kabila. Mehr noch: Die bestens ausgebildete und bewaffnete ruandischen Truppe gehen gemeinsam mit den Lottereinheiten der kongolesischen Regierungsarmee gegen die Reste der (ruandischen) Hutuarmee (FDLR) vorgehen, welche nach dem Genozid in Ruanda in den Kongo geflohen sind, vorgehen. Im Klartext heisst das: Die FDLR, ihre Soldaten, werden vernichtet.

Dies ist eine dramatische Wende der Politik des Kongo oder zumindest des Staatspräsidenten Joseph Kabila. Noch vor wenigen Wochen haben seine Soldaten gemeinsame Sache mit der Hutuarmee gemacht und dabei schwer Haue bezogen von den Milizen Laurent Nkundas, eines Vasallen des kleinen, aber militärisch starken Nachbarstaates Ruanda.

Mindestens so dramatisch ist die 180 Grad Kehrtwende Ruandas. Es hat sich mit dem kongolesischen Präsident Kabila verständigt. Ruanda hat sein Instrument im Kongo, Rebellenführer Laurent Nkunda, der noch im Herbst erfolgreich für die Interessen Ruandas Krieg gegen die kongolesische Regierungsarmee geführt hat, fallen gelassen und verhaftet. Dafür gibt es nur eine Interpretation: Das Instrument Nkunda wird nicht mehr gebraucht, wie auch die Grande Dame des westlichen Journalismus über die Region der Grossen Seen, Colette Braeckmann in ihrem Blog schreibt.

Gemeinsam mit den congolesichen Gruppen, sind jetzt die Ruander jetzt ist den Ostprovinzen des Kongo im nördlichen und südlichen Kivus unterwegs um ihr oberstes Sicherheitsproblem definitiv zu lösen: Die Bedrohung durch die Hutuarmee an der Westgrenze Ruandas. Doch mit der Beseitigung dieses Sicherheitsrisikos fällt wird die bisherige offizielle Begründung Ruandas für die Einmischung im Kongo in den letzten Jahren, inklusive Stellvertreterkriegen durch Vasallen wie Laurent Nkunda hinfällig.

Warum Kabila die Ruander ins Land gerufen hat, ist bisher unklar. Sein haupziel sei, es den Rebellengeral Nkunda lsozu werden und endlich wieder die Kongolesische Flaggen über dem Rebellenhauptquartier in Rutshuru flattern zu lasen, wie sich eine Quelle innerahlb der UNO-Truppen MONUC gegenüber dem südafrikanischen Online-Portal IOL ausdrückte.

Sicher ist, dass Kabila damit intern eine grosses Risiko eingeht. Die Ruander sind im Kongo verhasst. Der erneute Einmarsch der Ruander im Kivu empfinden die meisten Kongolesen als erneute Schmach. Der Präsident des kongolesischen Parlament Vital Kamerhe ist wie die meisten Kongolesen entsetzt: Er sei total überascht von der neuste Entwicklung und er fürchte um die Moral der kongolesische Bevölkerung, "who have just emerged from a traumatic time at the hands of the Rwandans," welche in den letzten 10 jahren zweimal das Land ins das Land eingefallen seien.
Werden die ruandischen Gruppen nicht wie abgemacht in 14 Tagen das Land wieder verlassen haben, oder wird es - was im Kongo "normal" wäre - wieder zu Massakern auch an der Zivilbevölkerung kommen, scheint es wahrscheinlich, dass Kabila das Manöver politisch (und vielleicht auch physisch) nicht überlebt.

Es gibt aber auch Beobachter, die nicht ausschliessen, dass das Manöver zu einem Meisterstück für den 2006 vom Volk gewählten jungen Kabila werden könnte. wenn es ihm gelingt einen nachhaltigen Frieden im Osten zu erreichen, kann er sich endlich an die Entwicklung des potentiell reichsten Landes Afrikas machen. Basis dafür ist der Wiederaufbau des Minengeschäfts, der Hebung der unermesslichen Reichtümer an Bodenschätzen im Kongo.

Doch
Wie alle Beobachter ahnen die Kongolesen, dass der offensichtlich in schwerster Not befindliche Staatspräsident des Kongo den Ruandern, viel weitreichenderes Zugeständnisse machen musste: Der Osten des Riesenlandes Kongo, speziell die Provinz Kivu wird zur Einflusssphäre des Kleinstaates Ruanda.


Klar ist, dass das, was in den Medien berichtet wird, nur die die sichtbare Oberfläche ist. Natürlich muss man im Kongo im wörtlichen Sinn unter der Oberfläche suchen, wenn man wenigstens eine Ahnung davon erhaschen will, was wirklich abgeht. Es geht immer um das Geschäft mit den Bodenschätzen.

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