Donnerstag, 11. Dezember 2008

Das Versagen der UNO im Congo - Unsere Mitschuld

Robert Stewart hat mich auf dieses Video hingewiesen, das die New York Times heute veröffentlicht hat.
Es "beweist", dass es Truppen von Rebellenführer Laurent Nkunda waren, die das Massaker in Kiwanja Anfang Oktober angerichtet haben.
Doch dieses Video kann ich so nicht stehen lassen. Ich habe Robert heute Abend diese Antwort gemailt:

"What does it really prove? A massacre by the rebels? The only "evidence" the video shows is a rebel-leader walking down the street of Kiwanja. We hear witnesses, yes, but .... .
The footage and the content tell an other story, the failure, the helpnessless of the UN (MONUC). Again.

Don't understand me wrong: I am very sure that the soldiers of Nkunda commit war crimes as described. All the soldiers do, not only in Congo or Africa. Our brave "Alte Eidgenossen" did it in Marignano 1515, the Germans did it in Russia 1943, the Americans did it in Vietnam, the Serbian Chetniks did it in Bosnia and tomorrow may be the Indians will do it Pakistan.

The fact, that it is done - and in Africa as in the Balkan even systematically - does not at all reduce the guilt of the soldiers (and their leaders) comitting these crimes.

The story New York Tims is telling is more than correct: It is blaming UN. Not these helpless guys from Pakistan or Bangla Desh doing that horrible job as UN-soldiers, but the world community, specially us Westerners representing the UN. We have an major guilt in that, going back to 1994: It would have needed even not 5000 additional UN-troops in Rwanda to prevent the genocide. Preventing the slaughtering of 800'000 Rwandans (mostly so called Tutsis), would have prevented the mass flight of the "genocidaires", the Hutus over the border to the Congo and the followong catastrophy causing until now up to 5 million deaths among civilians.

And again: I am far away of excusing the Ugandans or the Rwandans for there direct or indirect involvment in the congolese catastrophy."

Und genau diese Mitschuld der UNO, der westlichen Welt, an der andauernden Katastrophe im Kongo thematisiert auch Andrea Böhm in ihrem Artikel "Die Mörder und wir" in der neusten Ausgabe der "Zeit" (51/2008). Sie erinnert auch an die "responsibility to protect", die Schutzverantwortung, welche sich die UNO an ihrem Welt-Gipfel in Tunis im September 2005 auf die Fahne geschrieben hat: Wenn ein Staat nicht willens oder in der Lage ist, seine Bevölkerung vor schwersten Menschenrechtsverletzungen zu schützen, dann steht die internationale Gemeinschaft in der Pflicht - im Notfall auch militärisch.

Doch für den Kongo scheint das nicht zu gelten. Die "EU erwägt einen Militäreinsatz im Kongo", sie "erwägt": Die Belgier ud Franzosen wollen Truppen in den Kongo schicken, die Briten und die Deutschen aber wehren sich.

Gestern war der 60. Geburtstag der Einführung der Menschenrechte durch die UNO (1948). Al-jazeera hat gestern dazu ein informatives, aber auch sehr kritisches Dossier publiziert, welches erschreckend deutlich, die häufig selektive Gültigkeit dieser "grössten Errungenschaft der Menschheit" aufzeigt.

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1 Kommentar:

Cangrande hat gesagt…

So so, Sie wollen also unsere Boys in den Kongo schicken, um dort für Ruhe und Ordnung zu sorgen?

Da halte ich es lieber mit Helmut Schmidt (Zeit 30.10.08):
"Militäreinsätze. Was uns wirklich angeht – und was nicht". (http://www.zeit.de/2008/45/Intervention)

Als cleverer Ex-Politiker sagt Schmidt zwar nicht, dass er von einem Einsatz in solchen Gegenden und Situationen abrät; ich jedenfalls höre aber eine solche Meinung aus seinen Darlegungen heraus (z. B. seinem Hinweis, dass man, wenn man ein Land so halbwegs befriedet hat, dennoch noch lange präsent sein muss: das kommt teuer!)

Im übrigen hat man in solchen Situationen nur die Wahl, entweder einen riesigen Militärpräsenz zu gewährleisten, oder aber die Rädelsführer mit solcher Härte zu behandeln, dass allen potentiellen Nachfolgetätern die Zähne klappern.

Zu letzterem sind wir juristisch und mental nicht in der Lage; ersteres käme derart teuer (zumal dann auch noch Aufbauhilfe zu leisten wäre), dass ich (und wohl die überwältigende Mehrheit der deutschen Steuerzahler) jeden Politiker abwählen würden, der sich auf solche Abenteuer einließe.