Dienstag, 18. November 2008

"Follow the money trail"


Robert Stewart hat mir immer wieder geraten: Wenn Du wissen willst, was wirklich Sache ist, dann verfolge die Spur des Geldes. Die gilt natürlich auch für den Kongo, wo Robert lange Jahre selbst kräftig mitgemischt hat. Er hat damals im Auftrag der grössten Engineering-Firma der Welt, der amerikanischen Bechtel- Corporation, einen umfassenden Plan der Bodenschätze im Kongo erstellt. Basis waren Satellitenaufnahmen der NASA, die der amerikanische Geheimdienst CIA beigesteuert hat.

Alle wissen, dass es auch beim aktuellen Krieg im Ost-Kongo nicht um "Stammesfehden" geht. Die Rivalitäten der "Volksgruppen" sind nur das Vehikel, um handfeste wirtschaftliche Interessen durchzusetzen. Alle wissen, dass es bei all den Kriegen in den letzten Jahren eigentlich immer auch um die Rohstoffe im Boden des Kongo ging. Und das ist auch beim jetzigen Konflikt wieder so.

Hintergrund des aktuellen Kriegs im Kongo :
Die aktuelle Regierung der Demokratischen Republik Kongo (DRK) unter dem jungen Präsidenten Josef Kabila hat in den letzten Monaten versucht, einen Ueberblick über das Chaos der teils konkurrierenden Konzessionen zur Ausbeutung der reichsten Rohstoffvorräte der Erde zu bekommen. Ziel war es, endlich Klarheit in die Besitzverhältnisse zu bringen - und wohl auch die Konzessionen möglichst gewinnbringend neu zu verteilen. Tatsächlich warten grossen ausländische Investoren nur darauf, dass Ordnung und Stabilität im Kongo einkehrt. Nur wenn sie sicher sind, dass ihre Investitionen langfristig gesichert sind und die teuer erworbene Konzession nicht durch einen nächsten Machthaber wieder an einen anderen Investor weitergegeben wird, sind sie bereit, das nötige Geld im Kongo zu investieren. Und es sind gewaltige Investitionen nötig, um das riesige Land nur schon mit der nötigen Infrastruktur (u.a Strassen, Elektrizität, etc.) zu versehen.

Der lange erwartete Plan zur geordneten Ausbeutung der Bodenschätze mit der Vergabe entsprechender Förder-Konzessionen stand unmittelbar bevor, als der jüngste Konflikt im Kivu eskalierte. Das kann kein Zufall sein und bietet natürlich Anlass zu Spekulationen und Verschwörungstheorien. Sicher ist jedenfalls, dass mit der Eskalation des Krieges die Pläne zur Konzessionsvergabe gescheitert oder zumindest auf längere Zeit verschoben sind. Der Prozess zur Vergabe wurde inzwischen offiziell gestoppt. Sogar die UNO mutmasst, dass dadurch die Karten noch einmal neu gemischt werden. Es ist davon auszugehen, dass nicht nur die Preise für die Konzessionen nach dem Krieg viel billiger sein werden, sondern dass womöglich auch andere Investoren berücksichtigt werden. Und damit wäre das eigentliche Ziel des aktuellen Krieges eigentlich schon erreicht.
Für den Kongo und seine Bevölkerung ist das sehr schlecht. das erhoffte Geld wird noch länger nicht ins Land kommen, die Infrstruktur wird nicht verbessert und die Machtkämpfe der Chefs werden weitergehen.

Die Player und ihre Interessenvertreter
Interesse an diesem Krieg hatten und haben im Prinzip zwei Parteien: Erstens diejenigen, die bei der geplanten Konzessionsvergabe zu kurz zu kommen glaubten und zweitens die, die überhaupt nur Geschäfte machen können, wenn die Instabilität im Lande andauert, z.B. die Warlords und ihre Geldgeber im Hintergrund.

Zur ersten Gruppe gehört interessanterweise auch die Regierung Kabila in Kinshasa. Sie hat in den letzten Monaten vor der geplanten Konzessionsvergabe versucht, ihr Einflussgebiet im Kivu mit Hilfe der eigenen Armee von schlecht ausgebildeten, nie bezahlten Marodeuren zu sichern und auszudehnen. Damit sollte der Anteil Ugandas und Ruandas am Minengeschäft im Ostkongo zurückgedrängt werden. Damit hat sich die kongolesische Armee aber mit den viel besser ausgebildeten und ausgerüsteten "Rebellen" von Laurent Nkunda angelegt, der die Interessen der Nachbarn Uganda und Ruanda im Kongo wahrnimmt.
Weil die marodierende kongolesische Armee aber bei ihren Einsätzen vor allem die Bevölkerung des Kivu drangsalierte, deren Dörfer plünderte, Frauen vergewaltigte und immer wieder Massaker anrichtete, konnte Nkunda mit dem Argument des Schutzes der Tutsis in der Region zur Gegenoffensive übergehen und damit weitere Rohstoffminengebiete, insbesondere solche, die von der Hutu-Armee FDLR beherrscht wurden, und Transportrouten unter seine Kontrolle bringen.

Das aber hat wiederum eine ganze Reihe anderer Interessenten, die üblicherweise im Hintergrund bleiben, alarmiert.
Eben die, die darauf gezählt hatten, von der Regierung in Kinshasa Konzessionen für die Minen zu erhalten, die Nkunda jetzt wieder für seine Hintermänner sicherte - mögen sie in Uganda Salim Saleh (rechts) oder Khalil Nazeem Ibrahim heissen oder in Ruanda Ali Hussein oder Tibero Rugijiro.

Und plötzlich droht wieder ein "afrikanischer Weltkrieg":
Die Diamanten-produzierenden Angolaner und Namibier mischen mit, die Zimbabwer versuchen die Interessen ihrer wichtigsten privaten (weissen) Investoren (Billy Rautenbach (links), John Bredenkamp) zu schützen, die Südafrikaner (De Beers, Anglo American) schicken ihre privaten Söldnertruppen und darüberhinaus gibt es noch eine ganze Reihe von privaten Figuren, die über das Potential verfügen, geldgierige Warlords für ihre Dienste einzusetzen.
Zu ihnen gehören neben anderen die Israeli Benny Steinmetz und Dan Gertler (Foto rechts), der als einziger Weisser an der Hochzeit von Staatchef Josef Kabila dabei war, oder "der grosse alte Mann des kongolesischen Bergbaus" George Forrest, ein im Kongo geborener Belgier.

Und weil es um sehr viel Geld geht, mischen auch ein paar russische Figuren mit .... und natürlich ist das ganze auch irgendwie mit dem Finanzplatz Schweiz verhängt. Immerhin ist die Schweiz mit Zürich und Genf einer der wichtigsten Rohstoffhandelsplätze der Welt. Ueber die Schweiz läuft speziell das Gold und Diamantengeschäft, aber auch andere wertvolle Metalle - und Oel und Gas. So wundert es niemanden, dass auch der Welt grösster Rohstoffhändler, die Firma Glencore mit Sitz in Zug, kräftig mitmischt. Sie ist mit allen wichtigen Akteuren des Minengeschäfts im Kongo verbandelt, ist beteiligt an deren Firmen und sorgt diskret für den Ab- und Umsatz auf dem Weltmarkt.

Wer kämpft für wen? (Beste Uebersicht bei IPIS)
Grundsätzliche gilt: Die Rebellen (heute die Truppe Laurent Nkundas) kämpfen für die Interessen Ugandas und Ruandas. Die kongolesische Regierungsarmee für die Interessen des Kongo und seiner südlichen Nachbarn. Meist auf Seiten der kongolesischen Regierungstruppen kämpfen die Ueberreste der aus Ruanda geflohenen Hutu-Armee und die lokalen Mai-Mai-Milizen. Doch sie sind unsichere Partner. Bei allem ethisch aufgeladenen Hass auf die Tutsi (die Ugander, die Ruander) geht es ihren Chefs und Häuptlingen vor allem um Geld und um Waffen. So dealen die Hutus auch mal mit den Ruandern oder die Mai-Mai streiten sich mit den Regierungstruppen um die Herrschaft über eine einzelne Mine. Es kann aber auch sein, dass die Ugander und die Ruander, respektive ihre Stellevertreter, aufeinander losgehen, wie das im Jahr 2000 beim Krieg um die Vorherrschaft in der Diamantenstadt Kisangani ging.

Aber eben: Das ist alles so unglaublich kompliziert. Der Kongo ist weit weg und was geht es uns an, wenn dort unten ein paar unterentwickelte Neger ihrer Stammeskämpfe gegeneinander austragen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wieder ein Präsident dem nur eins wichtig ist, sich selbst zu bereichern?? Stellt sich mir die Frage, ob man darum wieder und um jeden Preis Präsident werden mußte, weil man noch nicht genug hat ????
Den Kolonialisten waren die Menschen egal, plünderten IHR Land aus, missachteten sie, quälten sie und töteten 15 Mill. Menschen.
Lumumba wurde ermordet weil er für sein Volk handeln wollte, weil er die Plünderer aus dem Land halten wollte.
Mobutu wurde mit Hilfe des Auslands an die Macht gebracht, plünderte das Land aus und ließ das Volk am ausgestreckten Arm verhungern, während er und seine Schar von Kindern in unvorstellbarem Reichtum weltweit lebten und heute wohl auch noch davon leben.
Dann Kabila sen. versprach viel, hielt nichts, außer Mobutu zu vertreiben, oder ?
Wer sind die Economic Hit Man im Congo, (Buch von John Perkins)woher kommen sie ??????????
Ich frage, warum wird all das Elend im Kongo, die ganzen Machenschaften und wer daran beteiligt ist nicht öffentlich gemacht in den Fernseanstalten, sondern so permanent tot geschwiegen. Wenn mal was gesendet wird, dann zu Zeiten wo sicher jeder schläft. Franz. Sender brachten während der Wahl täglich und das nicht nur mit einem Satz, was im Kongo los ist, die deutschen Sender nicht ein Wort. Ist das Schicksal der Frauen die Massenweise über Jahre brutalst vergewaltigt werden nicht wert darüber zu berichten ? Was da drüben läuft in Ostkongo hat schon lange nichts mehr mit Stammeskriegen zu tun, das ist ein brutaler Krieg um Erdschätze, auf die die ganze Welt so gierig ist.
Ganz heftig geht es in dem Krieg um Coltan für Handys, Computer, Waschmaschinenelektrik, Schnick Schnack im Auto, Fernseher usw.

Entwicklungshilfe erscheint schier sinnlos, es kann und muss direkt mit dem Volk gemacht werden.
Wieviele Milliarden hat man in den Kongo gepumpt, was ist damit gemacht worden ?
Wann hört man endlich auf die an die Macht zu bringen die nützlich sind um an die Erdschätze zu kommen. Wann hört man endlich auf sich zu verhalten als wolle man helfen und meint die Rohstoffe nicht die Menschen. Das Volk will sich nicht verkaufen lassen. Wer hat sie in das ganze Elend gebracht ???
Wären die Menschen im Fokus, wäre die Kongolesen gerne bereit alles zu tun, das sie vorwärts kommen, ganz wichtig das alle Schulbildung haben. Schulbildung wäre doch wohl das Wichtigste, was ein Staat zu bringen im Stande sein sollte. Doch wenn dann eine Wahl so abläuft wie jetzt wieder, wieder einer an der Macht bleiben kann der sich ausser um seinen Wohlstand um sonst nichts zu kümmern scheint, muss sich niemand wundern, wenn es zu Ausschreitungen kommt. Aber das dürfen sie ja auch nicht, da werden Rauchbomben geworfen, da wird auf Leute eingeprügelt, sterben sie durch die Kugeln des Militärs.
Korruption wird vielen vorgehalten, sicher gibt es die auch, aber hat man ihnen bislang etwas anderes vorgelebt und wenn ein Volk so in Not leben muss, wen wunderts dann eigentlich ? Sie hungern, können nicht in die Schule gehen, dreiviertel des Volkes unterernährt, kaum mediz. Versorgung.
Aber ein Luxusviertel am Kongofluss das haben die Menschen dort sicher gebraucht.
Wer tut was gegen die Sache mit den Hexenkindern, was man mit diesen unschuldigen Wesen treibt.

Augen auf, auch mal über den Tellerrand schauen, nicht nur 4 Wochen vor Weihnachten, wenn man überhaupt an Afrika denkt ausser es geht um kleine Kinder, weil die uns eher berühren als vergewaltigte Frauen und Mädchen oder Kinder mit ein paar Monaten, Afrika ist ja so weit weg.