Sie spielen brav jedes Jahr ihre Rolle: Israel droht dem Iran mit einem Angriff auf dessen Atomkraftwerke, die westlichen Medien berichten "sorgenvoll" über die "drohende Gefahr". Neu ist dieses Jahr, dass zusätzlich ein peinlicher Anschlag auf einen saudische Diplomaten in den USA inszeniert und den Iraner untergeschoben wurde. Neu ist auch, dass sogar ein hoher israelischer Militär, Ex-Geheimdienstchef Meir Dagan, die leeren Drohungen als "Dummheit"http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Angriff-auf-iranische-Atomanlagen-waere-eine-Idiotie/story/21158142 disqualifiert.Die Israelis werden NICHT angreifen. Aus Selbstschutz.
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Montag, 7. November 2011
Sonntag, 24. Oktober 2010
Kriegstagebuch Irak. Wer will das schon wissen?
"Das ist ja entsetzlich, was da passiert ist." Oder: "Das ist ja Wahnsinn, was da zum Vorschein kommt." Die wenigen Leute, die sich in meiner Bekanntschaft überhaupt mit den von Wikileaks verbreiteten "War Logs" ("Kriegstagebücher aus dem Irak") beschäftigen, sind schockiert.
Und ich kann mich nur wundern über ihr Erstaunt-Sein. Offenbar haben die Medienkonsumenten ausserhalb des Iraks tatsächlich geglaubt, das, was sie täglich über die Fernsehkanäle der Mainstream-Sender zu sehen bekamen, sei die ganze Wahrheit.
Vielleicht ist die wirkliche Erklärung für ihr Erstaunen aber eine ganz andere: Man will die ganze Wahrheit gar nicht wissen. Man ist froh im Glauben gelassen zu werden, dass Krieg nicht einfach nur schmutzig sein kann. Die Normalität des Krieges, jedes Krieges, wie sie uns jetzt dank Wikileaks vor Augen geführt wird, will niemand wirklich sehen. Wie könnte man sonst ruhig bleiben, nach dem Tagesschaubericht aus dem Sofa aufstehen, ein neues Bier im Kühlschrank holen oder einfach zu "Dr. House" oder "TVtotal" weiterzappen.
Einige reagieren ablehnend auf die Wikileaks-Enthüllungen: "Was bringt das jetzt noch?" Oder: "Es befriedigt doch höchstens noch die Sensationslust einiger Freaks."
Auch einzelne Medien in der Schweiz gaben sich kurzfristig schockiert. Aber schon zwei Tage später geht man zum Beispiel bei der Sonntagszeitung davon aus, dass sich ihre Leserschaft für das schwierige Thema nicht mehr interessiert. Die Sonntagszeitung begnügt sich mit einem einspaltigen Miniartikel, sogar ohne Bild.
Wie erwartet fiel die Reaktion der offiziellen Politik in den USA aus: Geheucheltes Entsetzen und/oder der Versuch, die Überbringer der schlechten Nachricht zu verunglimpfen oder zu beschimpfen.
Dabei müssen sich die Verantwortlichen für die Katastrophe nicht wirklich Sorgen machen. Sie können den Sturm, den Wikileaks momentan zumindest in den USA verursacht, einfach aussitzen. Die meisten Menschen im Norden reagieren wie die meisten meiner Bekannten: Kurzes Entsetzen ... dann: Schulterzucken.
Vielleicht haben sie ja sogar recht. Wenn man die Menschen dieser Welt zwingen würde, die "Warlogs" stundenlang und immer wieder anzusehen - würde sich etwas ändern? Würden nächste Kriege verhindert?
Nachhaltiger werden die Kriegstagebücher im Nahen Osten wirken. Sie werden den "Hass auf den Westen" weiter verstärken und der weiteren anti-westlichen Radikalisierung der Gesellschaft Vorschub leisten.
Im Westen/Norden bleiben die "Enthüllungen" dessen, was wir eigentlich schon wussten aus allen anderen Kriegen zuvor, wohl tatsächlich etwas für "Freaks". Und diese Freaks wissen, dass das, was diese Enthüllungen aus dem Irak zeigen, auch Alltag ist in den Kriegen, die aktuell stattfinden und in all den Kriegen, die noch kommen werden.
Immerhin markieren die Wikileaks-Tagebücher zumindest in der Kriegsberichterstattung einen Meilenstein. Eine umfangreiche, detaillierte Berichterstattung auch im Bild über einen Krieg aus der Sicht der Soldaten, unzensuriert.
Und noch etwas: Wikileaks hat die "Warlogs" einer Handvoll ausgewählter Medienhäuser schon vor der offizielle Veröffentlichung zugänglich gemacht. Diese haben den Vorlauf genutzt, um sie auf ihren Internetseiten teils vorbildich aufzubereiten. State-of-the-Art Online-Info. Ein leuchtendes Beispiel von Qualitätsjournalismus Online, den kein Printorgan bieten kann:
Und ich kann mich nur wundern über ihr Erstaunt-Sein. Offenbar haben die Medienkonsumenten ausserhalb des Iraks tatsächlich geglaubt, das, was sie täglich über die Fernsehkanäle der Mainstream-Sender zu sehen bekamen, sei die ganze Wahrheit.
Vielleicht ist die wirkliche Erklärung für ihr Erstaunen aber eine ganz andere: Man will die ganze Wahrheit gar nicht wissen. Man ist froh im Glauben gelassen zu werden, dass Krieg nicht einfach nur schmutzig sein kann. Die Normalität des Krieges, jedes Krieges, wie sie uns jetzt dank Wikileaks vor Augen geführt wird, will niemand wirklich sehen. Wie könnte man sonst ruhig bleiben, nach dem Tagesschaubericht aus dem Sofa aufstehen, ein neues Bier im Kühlschrank holen oder einfach zu "Dr. House" oder "TVtotal" weiterzappen.
Einige reagieren ablehnend auf die Wikileaks-Enthüllungen: "Was bringt das jetzt noch?" Oder: "Es befriedigt doch höchstens noch die Sensationslust einiger Freaks."
Auch einzelne Medien in der Schweiz gaben sich kurzfristig schockiert. Aber schon zwei Tage später geht man zum Beispiel bei der Sonntagszeitung davon aus, dass sich ihre Leserschaft für das schwierige Thema nicht mehr interessiert. Die Sonntagszeitung begnügt sich mit einem einspaltigen Miniartikel, sogar ohne Bild.
Wie erwartet fiel die Reaktion der offiziellen Politik in den USA aus: Geheucheltes Entsetzen und/oder der Versuch, die Überbringer der schlechten Nachricht zu verunglimpfen oder zu beschimpfen.
Dabei müssen sich die Verantwortlichen für die Katastrophe nicht wirklich Sorgen machen. Sie können den Sturm, den Wikileaks momentan zumindest in den USA verursacht, einfach aussitzen. Die meisten Menschen im Norden reagieren wie die meisten meiner Bekannten: Kurzes Entsetzen ... dann: Schulterzucken.
Vielleicht haben sie ja sogar recht. Wenn man die Menschen dieser Welt zwingen würde, die "Warlogs" stundenlang und immer wieder anzusehen - würde sich etwas ändern? Würden nächste Kriege verhindert?
Nachhaltiger werden die Kriegstagebücher im Nahen Osten wirken. Sie werden den "Hass auf den Westen" weiter verstärken und der weiteren anti-westlichen Radikalisierung der Gesellschaft Vorschub leisten.
Im Westen/Norden bleiben die "Enthüllungen" dessen, was wir eigentlich schon wussten aus allen anderen Kriegen zuvor, wohl tatsächlich etwas für "Freaks". Und diese Freaks wissen, dass das, was diese Enthüllungen aus dem Irak zeigen, auch Alltag ist in den Kriegen, die aktuell stattfinden und in all den Kriegen, die noch kommen werden.
Immerhin markieren die Wikileaks-Tagebücher zumindest in der Kriegsberichterstattung einen Meilenstein. Eine umfangreiche, detaillierte Berichterstattung auch im Bild über einen Krieg aus der Sicht der Soldaten, unzensuriert.
Und noch etwas: Wikileaks hat die "Warlogs" einer Handvoll ausgewählter Medienhäuser schon vor der offizielle Veröffentlichung zugänglich gemacht. Diese haben den Vorlauf genutzt, um sie auf ihren Internetseiten teils vorbildich aufzubereiten. State-of-the-Art Online-Info. Ein leuchtendes Beispiel von Qualitätsjournalismus Online, den kein Printorgan bieten kann:
Montag, 22. März 2010
Die Geschichte des Marlboro-Soldaten
Das Bild ist eine Ikone der aktuellen Kriegs-Fotographie: Lance Corporal James Blake Miller von den US Marines nach der "Schlacht um Falludja" im Irak 2004. Das Bild wurde von einem Fotojournalisten der Los Angeles Times, Luis Sinco geschossen.
Sinco war einer der "embedded journalists", der wochenlang mit den US-Einheiten im Irak unterwegs war. "Embedded", eingebunden, und damit auch unter ständiger Kontrolle der US-Armee, aber genauso exponiert und gefährdet. Im Unterschied zu den Soldaten kann - muss - sich ein "embedded journalist" nicht selbst verteidigen. Er ist damit völlig abhängig von den Soldaten, mit denen er die ganze Zeit lebt, vom "Schutz", den sie ihm bieten. Das ist keine einfache Situation, aber eben doch ein ganz entscheidender Unterschied: "Ich musste nie jemanden töten," sagt Luis Sinco in seiner eindrücklichen Reportage "The Marlboro Marine" über die Geschichte des Soldaten auf dem Bild auf Mediastorm.org. (alle weiteren Bilder sind Screenshots aus der MediaStorm-Reportage.)
Die ständige Todesangst stellt für jeden Menschen einen kaum zu ertragenden Stress dar. Aber was "normale" Menschen wirklich verrückt macht, ist das Töten. Menschen sind nicht gemacht, andere Menschen zu töten. Normale Menschen werden verrückt dabei. Sie werden krank. PTSD heisst die Krankheit, Post Traumatic Stress Disorder.
Das "Kriegstrauma" ist ein Riesenproblem schon im Feld während dem Einsatz, aber noch viel mehr hinterher für alle Heimkehrer und nicht zuletzt auch für die Gesellschaft, in der die Kriegs-"Veteranen" leben. Die PTSD-Problematik gibt's, seit es Kriege gibt. Schon der griechische "Held" Achilles war ein Opfer von Krankheit. Sein Verhalten im Krieg, wie von Homer in der Illias beschrieben, weist alle Merkmale eines PTSD-Gestörten auf, wie der US-amerikanische Psychiater und Autor Jonathan Shay in seinem berühmten Buch "Achilles in Vietnam" beschreibt.
Das Problem PTSD ist längst erforscht, aber deswegen wird es nicht kleiner. Die USA, die Familie der Rückkehrer aus dem Krieg im Irak, Freunde, Nachbarn oder Arbeitgeber müssen täglich damit leben. Rund die Hälfte der jungen USA-Männer, die laufend aus dem Irak zurückkommen, sind psychisch krank, depressiv und häufig gewalttätig. "Der Krieg im Kopf" geht weiter.
Auch der Marlboro-Soldat James Blake Miller (Bild oben "in Zivil") ist ein solches Kriegsopfer. Reporter Luis Sinco hat ihn bei seiner Rückkehr 2004 weiter begleitet. Die Reportage gibt es auf MediaStorm.org. Aufwühlend, schrecklich wie alle diese Geschichten, und es wurden schon sehr viele dieser Geschichten publiziert.
Und doch weise ich mit diesem Blog auf "The Marlboro Marine" und MediaStorm.org hin. Aus drei Gründen:
1. Weil man über den Krieg und was er mit den Menschen anrichtet, die ihn führen müssen, immer wieder berichten MUSS.
Auch als Gegengewicht zur täglichen Berichterstattungs-Routine in den Tagesschauen dieser Welt. Auch als Gegengewicht zu dem hurra-patriotischen PR-Bullshit, mit dem diese Kriege gerechtfertigt werden. Die kaputten jungen Männer, die in ihre Familien zurückkehren, geben dem Krieg ein Gesicht. Sie sind eine Anklage: Ein Krieg ist mit nichts zu rechtfertigen. Er ist nie gerecht, immer ein Verbrechen. An den Menschen. Menschen sterben, auch auf Seiten der Sieger. Sogar Täter sind Opfer. Mir stockt der Atem, wenn ich Lance Corporal Miller in der Reportage davon erzählen höre, was er empfindet, wenn er über die Kimme seines Gewehrs schaut, wenn er auf einen Iraki zielt.
2. Wegen dem direkten Einbezug des Autors:
Luis Sinco (Bild rechts) nimmt selber Teil an und in der Geschichte. Er ist nicht nur aussenstehender, neutraler Berichterstatter. Er ist Teil der Geschichte, nicht nur persönlich "betroffen", sondern auch engagiert. Wenn ich ihn sehe und vor allem höre, ist seine eigene Traumatiserung offensichtlich.
Und 3. - und nicht zuletzt - Wegen der Form der Reportage:
"The Marlboro Marine" ist eine sehr eindrückliche Art der Dokumentation. Erstklassige Fotos werden unterlegt mit Original-Tönen, mit Off-Kommentaren auch der abgebildeten Akteure, vermischt mit kurzen Videosequenzen und Texteinblendungen. Das ganze in einer sorgfältigen Dramaturgie, in einem eindringlichen Rhythmus.
Diese Form findet man in angelsächsischen und auch französsichen Medien immer häufiger. Ein grosser Gewinn. Jeder einzelne Beitrag auf "MediaStorm.org", der Internetsite, auf der auch "The Marlboro Marine" veröffentlicht wird, ist ein Stück Klassejournalismus, weil man es bei uns nur sehr selten zu sehen bekommet.
Und da scheint mir noch etwas Bemerkenswertes: MediaStorm ist eine unabhängige Organisation für Multimedia-Produktionen, die nicht von einem traditionellen Verlag geschaffen wurde. Die Los Angeles Times ist allerdings heute der wichtigste Sponsor der Organisation. Es wäre ein Traum, wenn deutschsprachige Medienhäuser, ein solches Projket finanzieren würden.
Sinco war einer der "embedded journalists", der wochenlang mit den US-Einheiten im Irak unterwegs war. "Embedded", eingebunden, und damit auch unter ständiger Kontrolle der US-Armee, aber genauso exponiert und gefährdet. Im Unterschied zu den Soldaten kann - muss - sich ein "embedded journalist" nicht selbst verteidigen. Er ist damit völlig abhängig von den Soldaten, mit denen er die ganze Zeit lebt, vom "Schutz", den sie ihm bieten. Das ist keine einfache Situation, aber eben doch ein ganz entscheidender Unterschied: "Ich musste nie jemanden töten," sagt Luis Sinco in seiner eindrücklichen Reportage "The Marlboro Marine" über die Geschichte des Soldaten auf dem Bild auf Mediastorm.org. (alle weiteren Bilder sind Screenshots aus der MediaStorm-Reportage.)

Das "Kriegstrauma" ist ein Riesenproblem schon im Feld während dem Einsatz, aber noch viel mehr hinterher für alle Heimkehrer und nicht zuletzt auch für die Gesellschaft, in der die Kriegs-"Veteranen" leben. Die PTSD-Problematik gibt's, seit es Kriege gibt. Schon der griechische "Held" Achilles war ein Opfer von Krankheit. Sein Verhalten im Krieg, wie von Homer in der Illias beschrieben, weist alle Merkmale eines PTSD-Gestörten auf, wie der US-amerikanische Psychiater und Autor Jonathan Shay in seinem berühmten Buch "Achilles in Vietnam" beschreibt.
Das Problem PTSD ist längst erforscht, aber deswegen wird es nicht kleiner. Die USA, die Familie der Rückkehrer aus dem Krieg im Irak, Freunde, Nachbarn oder Arbeitgeber müssen täglich damit leben. Rund die Hälfte der jungen USA-Männer, die laufend aus dem Irak zurückkommen, sind psychisch krank, depressiv und häufig gewalttätig. "Der Krieg im Kopf" geht weiter.
Auch der Marlboro-Soldat James Blake Miller (Bild oben "in Zivil") ist ein solches Kriegsopfer. Reporter Luis Sinco hat ihn bei seiner Rückkehr 2004 weiter begleitet. Die Reportage gibt es auf MediaStorm.org. Aufwühlend, schrecklich wie alle diese Geschichten, und es wurden schon sehr viele dieser Geschichten publiziert.
Und doch weise ich mit diesem Blog auf "The Marlboro Marine" und MediaStorm.org hin. Aus drei Gründen:
1. Weil man über den Krieg und was er mit den Menschen anrichtet, die ihn führen müssen, immer wieder berichten MUSS.
Auch als Gegengewicht zur täglichen Berichterstattungs-Routine in den Tagesschauen dieser Welt. Auch als Gegengewicht zu dem hurra-patriotischen PR-Bullshit, mit dem diese Kriege gerechtfertigt werden. Die kaputten jungen Männer, die in ihre Familien zurückkehren, geben dem Krieg ein Gesicht. Sie sind eine Anklage: Ein Krieg ist mit nichts zu rechtfertigen. Er ist nie gerecht, immer ein Verbrechen. An den Menschen. Menschen sterben, auch auf Seiten der Sieger. Sogar Täter sind Opfer. Mir stockt der Atem, wenn ich Lance Corporal Miller in der Reportage davon erzählen höre, was er empfindet, wenn er über die Kimme seines Gewehrs schaut, wenn er auf einen Iraki zielt.
2. Wegen dem direkten Einbezug des Autors:
Luis Sinco (Bild rechts) nimmt selber Teil an und in der Geschichte. Er ist nicht nur aussenstehender, neutraler Berichterstatter. Er ist Teil der Geschichte, nicht nur persönlich "betroffen", sondern auch engagiert. Wenn ich ihn sehe und vor allem höre, ist seine eigene Traumatiserung offensichtlich.
Und 3. - und nicht zuletzt - Wegen der Form der Reportage:
"The Marlboro Marine" ist eine sehr eindrückliche Art der Dokumentation. Erstklassige Fotos werden unterlegt mit Original-Tönen, mit Off-Kommentaren auch der abgebildeten Akteure, vermischt mit kurzen Videosequenzen und Texteinblendungen. Das ganze in einer sorgfältigen Dramaturgie, in einem eindringlichen Rhythmus.
Diese Form findet man in angelsächsischen und auch französsichen Medien immer häufiger. Ein grosser Gewinn. Jeder einzelne Beitrag auf "MediaStorm.org", der Internetsite, auf der auch "The Marlboro Marine" veröffentlicht wird, ist ein Stück Klassejournalismus, weil man es bei uns nur sehr selten zu sehen bekommet.
Und da scheint mir noch etwas Bemerkenswertes: MediaStorm ist eine unabhängige Organisation für Multimedia-Produktionen, die nicht von einem traditionellen Verlag geschaffen wurde. Die Los Angeles Times ist allerdings heute der wichtigste Sponsor der Organisation. Es wäre ein Traum, wenn deutschsprachige Medienhäuser, ein solches Projket finanzieren würden.
Samstag, 5. Dezember 2009
IEDs: Die Waffe der Aufständischen.

IEDs, improvised explosive devices. "Improvisiertes, explosives Teil" heisst die Waffe, die zur Zeit in Afghanistan für rund 80% der Verluste der US-Armee sorgt. Es ist die Waffe der Kleinen. Guerillas, "Aufständische" auf der ganzen Welt basteln sie aus elektronischem Abfall, alten Artilleriebomben, Schwarzpulver oder Kunstdünger. Sie kosten praktisch nichts. Anleitungen gibt's im Internet. Sie platzieren sie an Strassenrändern, Hauseingängen oder in öffentlichen Gebäuden und sind schon längst über alle Berge, wenn die Dinger unter den Füssen der fremden Soldaten oder den Fahrzeugen der - mit den modernsten und teuersten Waffensystemen hochgerüsteten - Nato-Truppen explodieren.
Für die Soldaten sind sie der Horror schlechthin. Die IEDs bedrohen sie immer, überall, sobald sie sich ausserhalb ihrer befestigten "Bases" oder "Camps" bewegen.
Foreign Policy hat einen Hintergrund zu den IEDs unter dem Titel: "Amerikas IED-Albtraum".
So sieht das aus der Sicht der Bombenleger aus (der Kameramann hält stoisch drauf):
Und so kann das aus Sicht des US-Soldaten aussehen:
Sonntag, 20. September 2009
USA: Waffenhandel als Mittel zur Sicherung der Weltherrschaft

Waffendeals 2008 weltweit total für: 55,2 Milliarden USD
1. USA: USD 37,8 Mia = rund 70%
2. Italien: USD 3,7 Mia
3. Russland: USD 3,5 Mia
Während der Waffenhandel insgesamt letztes Jahr auf Grund der Finanzkrise leicht rückläufig war (-7,6%), hat das Geschäft der US-Firmen unglaublich geboomt: Von 25,4 Mia USD 2007 auf 37,8 Mia 2008.
Der Waffenhandel ist natürlich zuerst einmal einfach ein sehr gutes Geschäft. Aber noch viel mehr als das: Er ist auch ein Instrument zur Sicherung und Ausweitung des "Einflussgebiets" der USA, wie Shaun Waterman in seiner ISN-Analyse "Costs of War: Dollar Deals" schreibt. Der Waffenhandel ist ein geostrategisches Mittel im Kampf um die Weltherrschaft.
80 % der Waffengeschäfte (rund 30 der insgesamt 37,8 Mia) schlossen die Amerikaner 2008 mit "Entwicklungs"-Ländern ab. Grösster Einkäufer: Die Vereinigten Arabischen Emirate (UAE), gefolgt von Marokko und Irak. Andere wichtige US-Kunden: Indien, Saudi Arabien, Aegypten, Süd-Korea, Taiwan und Brasilien.
In den USA gab es in den vergangenen Monaten kritische Stimmen über den rasch zunehmenden Verkauf von US-Waffensystemen an Irak. Der Irak sei zunehmend von der shiitischen Mehrheit dominiert, und die USA würden da einen potentiellen Feind oder engen Verbündeten eines Feindes (Iran) aufrüsten. Es wurde auch die Befürchtung geäussert, diese Deals könnten von den wichtigsten (sunnitischen) Verbündeten der USA am persische Golf (z.B. die UAE) schlecht goutiert werden.
Völlig falsch gedacht, sagen die Spezialisten. Im Gegenteil:
Waffenlieferungen schaffen eine starke Abhängigkeit zwischen dem Lieferanten und dem Käufer. Der Käufer ist, solange die Waffen in Gebrauch sind, vom technischen und materiellen Support des Lieferanten abhängig. Der Nutzer der Waffen braucht nicht nur ständig Ersatzteile aus den USA, sondern meist auch dessen Spezialisten für den Unterhalt. Die Kunden sind abhängig vom Goodwill der Amerikaner, nicht nur den Unterhalt der häufig sehr komplexen Waffensysteme zu gewährleisten, sondern diese High-Tech-Systeme auch ständig auf dem neusten Stand zu halten ("up-grading").
Das ist auch der Grund, warum sich die (sunnitischen) arabischen Verbündeten der USA am persischen Golf durch die Waffengeschäfte mit dem Irak nicht etwa bedroht fühlen, sondern diese "enthusiastisch begrüsst" haben, wie Shaun Waterman, den ehemaligen CIA-Analysten Ken Pollack zitiert.
Die Führer der arabischen Staaten hätten den USA sogar dringend empfohlen, den Irakern amerikanische Waffensysteme, inkl. F-16 Kampfjets zu verkaufen, "um sicherzustellen, dass die Iraker so eng an die USA gebunden bleiben, wie wir das sind." Die Golfstaaten wüssten, sagt Pollack, die Iraker könnten in Zukunft keine militärischen Aktion lancieren, ohne Wissen und Bewilligung der USA.
PS:
Statistisch keine Rolle spielt übrigens China. Zur Sicherung und Ausweitung seines Einflussgebietes setzt China nicht auf Waffenhandel, sondern Wirtschaftsdeal, insbesondere im Rohstoffgeschäft.
Labels:
Irak,
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Krieg,
USA,
Weltordnung
Mittwoch, 29. Oktober 2008
1,273,378 getötete Iraker

Die Zahl der getöteten US-amerikanischen Soldaten beträgt 4188 (Stand 24.10.08)
Wen das nicht beeindruckt, der erschrickt vielleicht ob der ökonomischen Zahl: Der Krieg im Irak und in Afganistan kostet die USA 3,5 Milliarde US Dollar pro Woche. Wirtschaftsnobelpreisträger Ralph Stiglitz schätzt in seinem Buch "The three Trillion Dollar War" die Kosten des Irak-Krieges für die USA auf bisher 3 Billionen US-Dollar.
Und wer sich fragt, warum die Bevölkerung der USA nicht schon längst so heftig protestiert, dass ihre Militärs die Truppen abziehen, der kann als Grund die Berichterstattung in den US-Medien nennen; aber etwa nicht die Propaganda, sondern das totale Desinteresse. Noch eine Zahl von Al-Jazeera:
Die grössten amerikanischen Fernsehstationen berichten zur Zeit durchschnittlich 2 Minuten pro Woche vom Irak-Krieg.
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