Samstag, 18. September 2010

Gendercide

Bild von ForeignPolicy Blog
"Allein in den letzten 50 Jahren sind weltweit mehr Mädchen getötet worden, nur weil sie Mädchen waren, als die Gesamtzahl aller Männer, die in den Schlachten des 20. Jahrhunderts zu Tode gekommen sind."Dieses Zitat aus den zahlreichen exzellenten Artikeln der neusten "Zeit" ("Das Kopftuch der Moderne"; noch nicht online verfügbar), stösst mich auf ein Thema, dem ich mich widmen muss und das ich auch sogleich weitergeben muss:
Gendercide.

Der schockierende Vergleich stammt aus dem eben erst auf deutsch erschienenen Buch "Die Hälfte des Himmels. Wie Frauen weltweit für eine bessere Zukunft kämpfen" (BeckVerlag) des amerikanischen Autorenehepaars Nicholas D. Kristof und Sheryl WuDunn. "Dieses Buch ist ein Ereignis" hat die FAZ  in ihrer Rezension vor zehn Tagen geschrieben.
Eine kurze Internet-Recherche bestätigt dies: Als das Buch vor einem Jahr in den USA erschien, sorgte es für ein Riesenaufsehen. Die New York Times widmete dem "Manifest" des Pulitzerpreisträgers Kristof und WuDunn ein ganzes Magazin. Und die Diskussion, die breite Unterstützung, für die Botschaft des Buches, dieses "Kompendium über das Martyrium von Millionen Frauen" reisst nicht ab. Eben erst hat auch der britische Guardian wieder einen erschütternden Artikel dazu veröffentlicht: "Half the Sky: how the trafficking of women today is on a par with genocide."

Dort finde ich auch einen weiteren schockierenden Vergleich: Heute werden 10-mal mehr Frauen gehandelt als früher Sklaven (zur Zeit des Höhepunkts des Sklavenhandels 1780).  The Guardian zitiert Sheryl WuDunn:

"When you hear that 60 to 100 million females are missing in the current population, we thought that number compares in the scope and size. And then you compare the slave trade at its peak in the 1780s, when there were 80,000 slaves transported from Africa to the New World, and you see there are now 10 times that amount of women trafficked across international borders, so you start to think you are talking about comparable weight."

Das Martyrium der Frauen hat viele Gesichter, weltweit: Von der Mädchentötung (Schwerpunkt China) oder der systematischen Vernachlässigung (z.B. keine Impfungen) über die Genitalverstümmelung bis hin zu Zwangsheirat und Frauenhandel. Eine eigene Homepage"Gendercide Watch" sammelt die greifbaren Horror-Geschichten weltweit.

Also: Buch lesen. Weiter drüber nachdenken. Und dann?

Eben hat die dänische Homepage Reden  ("The Nest International is an organisation which fights against women trafficking") diese starke Grafik zum Thema veröffentlicht:



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