Bild: AFP
Alle reden von Pakistan. Viele spenden. Das ist gut so - und nötig. Doch wer spendet für Niger? Wer nimmt überhaupt wahr, dass im medialen Schatten von Pakistan auch die Menschen im Sahelstaat Niger dringend Hilfe brauchen?
Die Hungerkatastrophe im Niger war schon länger angekündigt (siehe auch Contextlink). Anfang Februar dieses Jahres hat die UNO einen dringenden Appell zur Bereitstellung von Hilfsgütern für den Niger an die Staaten der Welt gerichtet, um die sich abzeichnende Hungerkatastrophe in diesem Sommer zu verhindern oder zumindest zu mindern. Doch mitten im damaligen Hilfs-Hype um Haiti sind die Appelle verhallt. Es ist längst nicht genug Geld zusammengekommen.
Und so ist sie eingetroffen, die angekündigte Hungerkatastrope. 3 von 5 Menschen im Niger, rund 5 Millionen sind betroffen. Doch: "Ein Unglück kommt selten allein". Am 22. Juli trat der Fluss Niger nach heftigen Regenfällen über die Ufer und nach erneut ausgiebigen Niederschlägen Anfang August sind grosse Teile des Landes entlang des Flusses, wo 80 Prozent der Menschen leben, überflutet. Der Niger stand seit 80 Jahren nicht mehr so hoch.
Es gibt nur wenige Bilder aus dem Niger, weil die (West-)Medien kaum über die Katastrophe berichten. Ausnahme ist einmal mehr die BBC, sie hat gestern ein paar Bilder ins Netz gestellt.
Worldvision New Zealand hat Mitte August das folgende Video veröffentlicht (bisher 108 visits auf YouTube!!!)
Die UNO schätzt, dass bisher rund 110'000 Menschen vor den Wassermassen fliehen mussten. Die Zahl der Toten wird mit "mindestens 6" angegeben.
Diese Zahlen scheinen im Vergleich zu Pakistan unbedeutend, doch im Verhältnis zur Grösse, ist die Katastrophe vergleichbar. (Wobei ein solcher Vergleich an sich schon absurd ist.)
Die Flut verstärkt die bereits stattfindende Hungersnot und verursacht zusätzliche Probleme: Krankheiten wie Malaria und Cholera nehmen zu, die Lebensmittelpreise schnellen in die Höhe, etc.. Die UNO hat inzwischen einen Not-Fonds von 15 Millionen USDollar eingerichtet. Sie erreicht aber bisher nur etwa 40% der Bedürftigen. Nötig wären kurzfristig rund 100 Millionen Dollar Hilfsgelder. Ein Klacks verglichen mit dem, was die Welt zur Zeit nach Pakistan schickt.
Die aktuelle Flut im Niger hat nicht nur unmittelbar verheernde Auswirkungen. Sie sorgt auch dafür, dass die Menschen in Niger wohl auch nächstes Jahr wieder hungern werden. Die UNO schätzt, dass etwa die Hälfte der unterernährten Kinder unter zwei Jahren nicht überleben werden. So willkommen Wasser in der verdorrenden Sahelzone ist, der Regen sollte mässiger, dafür regelmässiger fallen. Die aktuellen Ueberschwemmungen sorgen dafür, dass nicht nur wichtige Infrastruktur (Häuser, Strassen) zerstört wird, die Hochwasser haben auch zahlreiche Pflanzungen und Felder zerstört, so dass die Ernten im Herbst ausfallen werden. Und damit werden erneut zuwenig Nahrungsmittel für das nächste Jahr zur Verfügung stehen.
Eine endlose Story. Fortsetzung wohl im nächsten Februar, wenn der nächste Hilfsapell der UNO für den Niger verhallen wird.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen