Sonntag, 3. August 2008

Swissness


Ich hab mir schon gedacht, dass ich nicht ganz allein bin mit meinen unangenehmen Gefühlen dem gegenüber, was uns rund um den 1. August als "typisch schweizerisch" dargestellt wir. (siehe mein Blogbeitrag "Kuhscheizer" weiter unten)

Der Schriftsteller Hugo Lötscher teilt auch mein Unbehagen gegenüber dem Bild, das wir Schweizer gegenüber dem Ausland abgeben.
In seinem Artikel "Bin ich als Schweizer zur Swissness verpflichtet" auf NZZ.Online nennt er es "trottelig" und: "Es sind aber nicht zuletzt Schweizer selber, die das Trottelige als Markenzeichen propagieren".

Wunderbar zynisch beschreibt er sein Gefühl, wenn er am Flughafen Kloten im Shuttle mit Muhen und Kuhglockengeläut begrüsst wird: "Ich werde jeweils verlegen, da ich keinen Melkschemel im Gepäck habe."

Lötscher erinnert daran, dass sich sogar die Klischees der Ausländer gegenüber der Schweiz ändern:
"Da gab es die Zeit, als ich mich gegen das Image wehrte, Swissness auf Kühe und Schokolade zu reduzieren. Jetzt muss ich darauf bestehen, dass ich zu den Schweizern gehöre, die nicht eine Bank zu Hause haben."

Lötscher ist überzeugt, dass typisch Schweizerische, die Swissness existiere gar nicht oder höchstens als Prozess. Aber: "Wehe, wenn dies der Parlamentarier liest, der bei der Bemerkung «La Suisse n'existe pas» nicht begriff, dass die Schweiz etwas ist, das stets neu definiert werden muss."

Es ist immer sehr wohltuend, etwas zu lesen, vom man denkt: Stimmt genau, das beschreibt genau das, was schon immer sagen wollte". Danke Herr Lötscher.

Das ist gleichzeitig ein guter Anlass, wiedereinmal in Lötschers wunderbarer Satire "Der Waschküchenschlüssel oder Was - wenn Gott Schweizer wäre" zu blättern.

Keine Kommentare: