Heute Morgen, unterwegs im Auto. Um mich zu unterhalten, surfe ich zunehmend verzweifelt von Radio-Sender zu Radio-Sender. Nicht nur, dass sie alle die immer gleiche Musik dudeln,
schon fast den Tatbestand der geistigen Folter erfüllen die Wortbeiträge zwischen durch.
Wohlwollend betrachtet, sind sie so etwas wie der endlose Beleg von Goethes Spruch "Getretener Quark wird breit - nicht stark".
Immer noch dümmere Spielchen werden ausgedacht und trotzdem finden sich immer noch Hörer, die bereit sind, auch die dümmsten Fragen zu beantworten, um einmal in ihrem Leben am Radio zu kommen.
Früher hat manchmal noch eine Flucht von den Lokalradios zum Landessender DRS geholfen, aber DRS3 schafft es zunehmend häufiger, auch die Nummer 1 im breiten Nonsens zu sein.
Die geniale Idee der DRS-Programmmacher zum 1. August war dieses Jahr, "das grosse Nationalfeierspiel", alle 10 Minuten wieder angeteast mit einem echoschwanger-bombastischen Trailer. Moderatorin Anna Maier (u.a. Miss Schweiz Wahlen) versucht den lieben langen Morgen mit angestrengt-anbiedernder Fröhlichkeit Hörer zum Anrufen zu animieren. Richtig beantwortete Fragen sollen dazu beitragen, dass "unser Nationalheld Wilhelm Tell" heute Abend auf dem Rütli eine Rede halten kann, oder so ähnlich. Soll das alles vielleicht zynisch sein? Egal. Hauptsache es plätschert und es ruft jemand an.
Zum Höhepunkt des Morgens, bejubelt von Frau Maier, die "in ganz stillen Momenten immer Zwiesprache" mit ihrer "früh verstorbenen Mutter" hält, wird ein 12-jähriges Mädchen, glaub' aus der Innerschweiz , welches auf seiner Trompete "unsere Nationalhymne" tutet. "So herzig".
Leider sind es fast nur Kinder, die anrufen und zum grossen Frust von Frau Maier, welche es "das Grösste" findet, sich "in den "Erzählsträngen zu verlieren", trotz ihren plumpsten Hilfen die an den Haare herbeigezogenen Fragen nicht richtig beantworten können.
Das geht zum Beispiel so: Am Telefon Anatol (11) oder so aus Basel. Annas Frage: "Auf welcher Seite des evangelisch-reformierten Kirchengesangsbuchs der deutschen Schweiz steht die Schweizer Nationalhyme?" - (ehrlich, das war die Frage, kein Scheiss!!)- "A: Seite 2, B: Seite 202 oder C: Seite 457? Und, Anatol, denk daran: Das ist ein gaaanz dickes Buch."
Selbstsicher und so aufgestellt, wie sich das gehört, entscheidet sich Anatol natürlich für: "B.: Seite 2002!" Frau Maier stöhnt auf, usw..
....... eben: "breit, nicht stark".
Oder ist es gar einfach das, was der amerikanische Philosph Harry G. Frankfurt "Bullshit" nennt? "Das meiste von dem, was ich in den Medien wahrnehme, ist Bullshit."
Uebrigens: irgendwann bin dann doch noch auf die erlösende Idee gekommen. Nein, nicht einfach abzuschalten, sondern halt doch einen neuen Versuch mit DRS 2 zu machen. Dort mag ich zwar die Musik nicht, aber immerhin gibt es ab und zu einen Wortbeitrag, der zumutbar ist.
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