Demo für die Erhaltung des Rechts auf Abtreibung, Istanbul Juni 2012 |
Klar ist das eine konservative Position. Aber dies ist keineswegs ein demaskierendes Zeichen einer rückwärtsgewandten oder gar islamistisch-fundamentalistischen Haltung der türkischen Regierungspartei. Die AKP, dieses "Vorbild" einer modernen, "gemässigten" islamischen Partei ist auch gerade wegen ihrer konservativen Haltung ein Modell des modernen Islam.
Wir müssen uns daran gewöhnen: Modern heisst nicht fortschrittlich im Sinne der alten, "linken" Ideale, entwickelt aus der Aufklärung. Konservativ IST modern. Der Konservativismus, mit den Markern Anti-Abtreibung oder Anti-Homosexualität ist der dominierende, globale Trend. Bei weitem nicht nur in der islamischen Welt.
Diese modern-konservative Werthaltung ist der gemeinsame Nenner des globalen Konservativismus von den "gemässigten" Islamisten (inkl. z.B. die Muslimbrüder) über die die Tea-Party in den USA, die Bewegung der Evangelikalen weltweit, bis hin zu den Neo-Konservativen in Deutschland (CSU) und in der Schweiz.
Das lauteste Symbol dieser Tendenz war bisher in Brasilien zu sehen: Die Frage der Abtreibung hätte 2010 beinahe den scheinbar unbestrittenen Wahlsieg der (linken) Präsidentin Dilma Rousseff verhindert. Die Evangelikalen haben die Frage der Legalisierung der Abtreibung zum Kriterium für ihre Unterstützung für die neue Präsidentin gemacht. Und Dilma Rousseff musste nachgeben und ihren Plan zur Legalisierung aufgeben.
Recep Erdogan und seine Haltung gegenüber der Abtreibung ist also nur die Bestätigung einer sich verstärkenden Tendenz: Der globale Konservativismus und seine eben konservativen Werte dominieren zusehends die Welt.
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