Samstag, 2. August 2008

Moralischer Bankrott einer Kirche

Ein gescheiter Kommentar in der NZZ vom Samstag (hier auch online) zum Verfahren gegen Radovan Karadzic vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag, respektive der Gefahr eine Legenden Bildung rund um den Verantwortlichen für die Bomabrdierung Sarajevos und des Massakers von Srebrenica. Und vorallem die traurige Fesstellung des moralischen Bankrotts der serbisch-orthodoxe Kirche.

Wie die serbisch-orthodoxe Kirche selbst mitteilte, hat ihr oberster Geistlicher, Metropolit Amfilohije Radovic, Karadzic vor seiner Auslieferung nach Den Haag in seiner Zelle in Belgrad besucht. Der Angeklagte (rasiert oder nicht?) habe gebeichtet, und dem Geistlichen versichert haben, dass er sein persönliches und professionelles Leben nach den „Geboten von Jesus Christus“ führe. Schon 30 Jahre lang!

Zitat NZZ: "Indem sie Karadzic vorbehaltlos als frommen und guten Menschen hinstellt, trägt sie zur Verharmlosung von Kriegsverbrechen bei. Sie erklärt damit ihren eigenen moralischen Boykott."

Der montenegriner Metropolit Amfilohije (Radovic) hatte als Vorsitzender des Heiligen Synods, des obersten Rates der serbischen Bischofe, im Mai den senilen Patriarchen Pavle I. gegen dessen Wllen entmachtet und sich selbst zum Patriarchenverweser wählen lassen. Amfilohije Radovic ist ein nationalistischer Hardliner und reiht sich perfekt ein die üble Geschichte der serbisch-orthodoxen Kirche und ihrer "Würdenträger", welche auch in der jüngsten Balkangeschichte eine brandstiftenden Rolle gespielt hat.

Sie haben Slobodan Milosevic umringt bei seiner berühmt-berüchtigten Rede auf dem Amselfeld (Kosovo Polje) mit der er den Balkankrieg der 90er Jahre lanciert hat; Geistliche haben während dem Krieg Kanonen gesegnet und selbst mit automatischen Waffen posiert; ein Video zeigte wie der in Serbien populären Abt Gavrilo aus dem Kloster des heiligen Erzengels in Privina Glava bei Sid im Nordwesten von Belgrad die serbischen Mörder von sechs muslimischen Zivilisten aus Srebrenica segnet, usw..
Die Gesellschaft für Bedrohte Völker hat nach dem Krieg Belege für die aktive Komplizenschaft der serbisch orthodoxen Kirche gesammelt und sie scharf verurteilt: "Die Serbisch-orthodoxe Kirche hat die Ermordung und Vertreibung der bosnischen Muslime und damit die Auslöschung des 500 Jahre alten mitteleuropäischen Islam aus Bosnien bedingungslos unterstützt".

Doch wir sollten uns hüten, allzu sehr auf auf die serbische-orthodoxe Kirche zu zeigen. Auch "unsere" westlich-christliche Kirche, die römisch-katholische, hat viel Blut an den Händen. Angefangen bei der Heiligen Inquisition im Mittelalter oder die Eroberung Südamerikas durch die Europäer oder im zweiten Weltkrieg. Das bekanntestes Beispiel aus dem 2. Weltkrieg ist die Segnung des Flugzeugs, das die Atombombe ober Hiroshima abwarf. Der christliche Geistliche Sprach dabei das folgende Gebet:
»Allmächtiger Vater, der Du die Gebete jener erhörst, die Dich lieben, wir bitten Dich, denen beizustehen, die sich in die Höhen Deines Himmels wagen und den Kampf zu unseren Feinden vortragen... Wir werden im Vertrauen auf Dich weiter unseren Weg gehen...«

Auch in Ex-Jugoslavien hat sich die westlich-christliche mehrfach besudelt. Zuletzt 1998 bei der Seeligsprechung des kroatischen Kardinals Alojzije Stepinac, des ehemaligen Militärvikars der faschistischen Ustascha, welche sich schlimme Kriegsverbrechen an der .... serbischen Bevölkerung hat zu Schulden kommen lassen. Das kroatische Kriegsverbrechen an den Serben ist einer der Hintergründe für den serbischen Balkankrieg der 90er Jahre mit den Kriegsverbrechen der Serben an den Kroaten und vorallem den Muslimen.



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