Freitag, 25. Januar 2013

Mali: Die Jihadisten als Vorhut der Araber im Sahel?

Helfer des Roten Halbmonds aus Katar in Mali Sept. 2012
Die französischen Medien zeigen zur Zeit mit dem Finger auf Katar, einen weiteren guten „Partner des Westens“, der offenbar skrupellos ein doppeltes Spiel betreibt. Der Emir von Katar soll – neben Saudiarabien - direkt oder indirekt einer der wichtigen Finanzierer der Jihadisten in Mali sein. Dass Katar in den letzten Jahren via Hilfsorganisationen viel Geld im Norden Malis ausgegeben hat, ist unbestritten.

Doha News, das englischsprachige Videoportal aus der Hauptstadt des superreichen Emirats am persischen Golf (von dort kommt Al Jazeera, dort findet 2022 die Fussball WM statt, ..., sah sich heute genötigt, eine Art Gegendarstellung zu den französischen Medienberichten zu liefern.

Propaganda und Gegenpropaganda. Schwierig für uns zu beurteilen, was nun wirklich stimmt, wer recht hat. Klar ist, und daraus macht der Artikel aus Doha keinen Hehl, Katar hat ganz konkrete wirtschaftliche Interessen im Sahel. Auch Katar engagiert sich in Afrika nicht aus purer Nächstenliebe, genau so wenig wie Frankreich oder „der Westen“: „Like all countries, Qatar wants a return on investment“, schreibt Doha News.

Die Jihadisten dienen offenbar als Vorhut der Scheichs vom Golf, als Mittel, um im Sahel Fuss zu fassen. Es gehe nicht um eine „globale Förderung des Jihads“, schreibt Doha News, sondern Katar glaube, die Islamisten seien in Mali „im Aufstieg“ und bieten dem Emirat somit die Chance einer „weiteren Expansion in den Sahel, der über zahlreiche noch nicht angezapfte Öl- und Gasreserven verfüge und über ein grosses Potential an verschiedenen wertvollen Metallen.“ Alles in allem, sei das „a good potential deal for a tiny Emirate lacking in anything other than natural gas.“

Der Geschichte des Westens, es gehe beim Krieg in Mali darum zu verhindern, dass im Sahel eine neue Zentrale der Al Qaida entstehe, die Europa mit Terroranschlägen bedrohe, stellt Katar heute also eine andere Geschichte entgegen: Der Krieg in Mali ist ein Kampf um die Ressourcen der Sahelzone. Frankreich wehrt sich gegen einen neuen Konkurrenten im Sahel, die Araber, die das bisherige Monopol des Westens auf die Rohstoffe im Norden Afrikas bedrohen.

Der Sahel als Einflusszone der Araber? Nichts Neues. Jahrhundertelang haben sie und nicht wir Europäer dieses Gebiet „beherrscht“. Seit dem (europäischen) Mittelalter ist die Regiom muslimisch und Timbuktu war während Jahrhunderen ein wichtiges Zentrum der islamischen Welt (http://whc.unesco.org/en/list/119). Erst seit der Kolonisierung durch Frankreich Ende des 19. Jahrhunderts gehört der Sahel zur Einflusszone Europas/des Westens.
 
Sogar der Name „Sahel“ ist arabisch, er bedeutet „Küste“, das „Ufer der der Wüste“.

Wir müssen uns gar nicht für die arabische oder westliche Deutung des Kriegs in Mali entscheiden. Wie meist gilt beides: Haben die Islamisten freie hand im Sahel, könne sie zur terroristischen Bedrohung für Europa werden, gleichzeitig würde damit aber auch der Einfluss der Araber steigen.

Schon länger ist klar, dass Europa sein Einflussmonopol über Afrika verloren hat. Jetzt wissen wir definitiv, dass neben den Chinesen auch die Araber künftig erbnstzunehmende Konkurrenten um die Rohstoffe im Boden des "Schwarzen Kontinents" sind, nicht nur in Ost- osdnern auch in Westafrika.

 

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